Immer Zitate (Seite 101)
Ewige Ostern
Als sie warfen Gott in Banden,
Als sie ihn ans Kreuz geschlagen,
Ist der Herr nach dreien Tagen
Auferstanden.
Felder dorren. Nebel feuchten.
Wie auch hart der Winter wüte:
Einst wird wieder Blüt' bei Blüte
Leuchten.
Ganz Europa brach in Trümmer,
Und an Deutschland frißt der Geier, –
Doch der Frigga heiliger Schleier
Weht noch immer.
Leben, Liebe, Lenz und Lieder:
Mit der Erde mag's vergehen.
Auf dem nächsten Sterne sehen
Wir uns wieder.
Klabund
Die Tellenschüsse
Ob sie geschehn? Das ist hier nicht zu fragen;
Die Perle jeder Fabel ist der Sinn,
Das Mark der Wahrheit ruht hier frisch darin,
Der reife Kern von allen Völkersagen.
Es war der erste Schuss eines Alleswagen,
Kind, Leib und Gut, an köstlichen Gewinn:
Blick' her, Tyrann! was ich nur hab' und bin,
Will ich beim ersten in die Schanze schlagen!
Und du stehst leer und heillos, wie du bist,
Und lässest fühllos dir am Herzen rütteln,
Und spiegelst lächelnd dich in meinem Blut?
Und...
Gottfried Keller
Erkenntnis
Willst du, o Herz, ein gutes Ziel erreichen,
mußt du in eigner Angel schwebend ruhn;
ein Tor versucht zu gehn in fremden Schuhn,
nur mit sich selbst kann sich der Mann vergleichen!
Ein Tor, der aus des Nachbars Kinderstreichen
sich Trost nimmt für das eigne schwache Tun,
der immer um sich späht und lauscht und nun
sich einen Weg bestimmt nach falschen Zeichen!
Tu frei und offen, was du nicht willst lassen,
doch wandle streng auf selbstbeschränkten Wegen –
und lerne früh, nur deine...
Gottfried Keller
Siehst du den Stern im fernsten Blau?
Der flimmernd fast erbleicht?
Sein Licht braucht eine Ewigkeit,
Bis es dein Aug' erreicht.
Vielleicht vor tausend Jahren schon
Zu Asche stob der Stern;
Und doch steht dort sein milder Schein
Noch immer still und fern.
Dem Wesen solchen Scheines gleicht,
Der ist und doch nicht ist,
O Lieb, dein anmutvolles Sein,
Wenn du gestorben bist.
Gottfried Keller
Herbstnächtliche Wolken, sie wanken und ziehn
Gleich fieberisch träumenden Kranken dahin:
Auf Bergwald und Seele die Düsternis ruht,
Ob kalt sie auch Luft und Gedanken durchfliehn.
Klarstrahlend jedoch tritt hervor nun der Mond,
Und weithin die Wolken entschwanken um ihn.
Geh auf auch im Herzen mir, lieblicher Stern,
Dem immer die Schatten noch sanken dahin!
Gottfried Keller
So oft die Sonne aufersteht,
Erneuert sich mein Hoffen,
Und bleibet, bis sie untergeht,
Wie eine Blume offen;
Dann schlummert es ermattet
Im dunklen Schlummer ein,
Doch eilig wacht es wieder auf
Mit ihrem ersten Schein.
Das ist die Kraft, die nimmer stirbt
Und immer wieder streitet,
Das gute Blut, das nie verdirbt,
Geheimnisvoll verbreitet!
Solang noch Morgenwinde
Voran der Sonne wehn,
Wird nie der Freiheit Fechterschar
In Nacht und Schlaf vergehn.
Gottfried Keller
Halt' aus, und wenn auch Schlag auf Schlag
Das Schicksal dir erteilt,
Vertraue fest, es kommt der Tag,
Der deine Leiden heilt!
Bedenke, wie so manches Herz
Bedrückt von Not Angst;
Verdoppelt fühlest du den Schmerz,
Wenn du in Kleinmut bangst.
So lang' des Menschen flücht'ger Fuß
Den Erdenkreis durcheilt,
Ruft ihm der Schmerz den düstern Gruß,
Wo er auch immer weilt.
Halt' aus und stehe unverzagt,
Wirf kühn den Feind zurück,
Den frischen Mut, der furchtlos wagt,
Ihn krönt allein das Glück.
Agnes Kayser-Langerhanns
Willst du der Seele friedlich Glück
Für immer dir erhalten,
Dann lasse deines Geistes Blick
Stets bei der Wahrheit walten.
Sie weckt, sie kräftigt ihn allein,
Wie Blüten reift der Sonnenschein.
Die Wahrheit leuchtet sicher vor,
Läßt Trug und List nicht gelten.
Sie öffnet uns der Schönheit Tor,
Das Ideal der Welten.
Auf ihrem Pfad wird Licht erreicht,
Vor dem der falsche Glanz erbleicht.
Drum nimm die Wahrheit dir zum Schild,
Dann bist du gut geborgen.
Des Herzens Reichtum dir...
Agnes Kayser-Langerhanns
Sehnsucht
Das macht der duftige Jasmin,
Daß ich nicht Ruhe finde,
Die Nachtgedanken der Sehnsucht ziehn
Hinaus und schweifen im Winde.
Ob eine Seele wohl mein gedenkt
In all der blühenden Runde?
Ich hätte gar bald mein Herz verschenkt,
So einsam ist die Stunde!
Wie Silber liegt der Mondenschein
Über den schweigenden Gärten. –
O ging es jetzt in die Welt hinein
Mit einem lieben Gefährten!
O kämst du, Einziger, her zu mir,
Zu mir in Nacht und Schweigen!
Und führtest die Einsame fort von hier,...
Max Kalbeck
Gleich klopft der Schmerz an meine Thür
Gleich klopft der Schmerz an meine Thür,
Schon hör ich rauschen sein Gewand,
Er tritt hinein, reicht mir die Hand,
Küßt mir die Freude von der Wang
Und sieht mich an, so tief und lang,
Dann stirbt mein Herz in mir.
Er kommt so oft, er bleibt so spät,
Ich muß ihn anschaun mit Gewalt.
Er ist die rührendste Gestalt,
Das wunderreinste Angesicht,
Und immer, wenn er mit mir spricht,
Ein Schwert durchs Herz mir geht.
Gleich klopft der Schmerz an meine Thür!
O...
Elisabeth Josephson-Mercator
Lied
In allen trüben Stunden,
Die mir die Welt gebracht,
Hab' ich allzeit empfunden
Des alten Wortes Macht:
Ein Saatgefilde ist die Zeit,
Du erntest Lust, du erntest Leid –
Der Tag hat seine Stunden
Und ihre Zeit die Nacht.
Das hab' ich immer feste
Gehalten vor dem Sinn,
Es kam und schwand das Beste
So wie das Schlimmste hin.
Harr' aus nur eine Weile lang,
Bis es erinnernd wiederklang,
Und was da bleibt vom Reste,
Der Rest bleibt doch Gewinn.
Wilhelm Jensen
Gott
Auf hohem Berge, da wohnest du,
ich wandle empor, immerzu, immerzu ...
Millionen Jahre wandle ich schon
und schaue noch immer nicht deinen Thron.
Einst rauchen die Höhen wunderbar,
da stehe ich oben, Sonne im Haar.
Wir schauen uns an und lächeln uns zu,
denn du bist ich und ich bin du.
Ludwig Jacobowski
Human-Wetterregel:
Kalte Nebel drohen feucht,
Sonne lässt sich kaum noch sehen,
das was Dir jetzt unschön deucht,
ist jedoch wie vorher schön.
Lass Dir die Laune nicht vermiesen,
von kalter Nässe bange machen,
auch wenn ringsum die Leute niesen,
gibt es immer was zum Lachen.
Nimm den Humor der Dich umgibt,
und sei vergnügt mal laut mal still,
ein Muss</em> ...dass man das Leben liebt,
man ist stets, was man sein will!
Bertram Jacobi
In dem Hause
In dem Hause wo ich wohne
lebt ne Hübsche, die heißt Bohne
wie die Bohne, die zum Schießen
leider tut sie mich nie grüßen
in dem Hause wo ich weile
wohnt ne Frau, ja die heißt Feile
wie die Feilen, die … abreiben
doch mit mir will sie's nicht treiben
in dem Hause wo ich penne
wohnt ne Frau, ja die heißt Henne
wie die Hennen, die was legen
meine tat sie nie bewegen
In dem Hause wo ich sterbe
wohnt ne Frau, ja die heißt Erbe
wie das Erbe, … zum Genießen
will sie mich vielleicht...
Kurt Hermann Wilhelm Hübner