Ich Sein Zitate (Seite 57)
Seit ich ihn gesehen
Seit ich ihn gesehen,
glaub ich, blind zu sein;
wo ich hin nur blicke,
seh ich ihn allein.
Wie im wachen Traume
schwebt sein Bild mir vor,
taucht aus tiefstem Dunkel
heller nur empor.
Sonst ist licht- und farblos
alles um mich her,
nach der Schwestern Spiele
nicht begehr ich mehr.
Möchte lieber weinen
still im Kämmerlein;
seit ich ihn gesehen,
glaub ich blind zu sein.
Adelbert von Chamisso
Wenn journalistische Fehler passieren, dann geht's um den Ruf der Zeitung. Glaubwürdigkeit darf man nicht erschüttern. Es kann schon sein, daß ich kurzfristig aufgehe: Ich erwarte mir halt geistige Solidarität. Und den gleichen Einsatz, den ich bringe. Das ist manchmal auch schwierig, wenn's mit den engsten Freunden ist. Aber die wissen ja, daß ich ein explosiver Mensch sein kann. Aber ich will nicht runterschlucken, ich will ehrlich sein. Das ist auch ein Zeichen dafür, daß ich meine...
Harald Knabl
Puzzleteil
Laß mich Dein Puzzleteil sein,
in Deinem Spiel des Lebens,
ich bin dann nur Dein
und all der Schmerz war nicht vergebens.
Laß mich Dein Puzzleteil sein,
Deine fehlende Seite ergänzen,
ich bin dann nur Dein,
aber ich setze Dir keine Grenzen.
Willst Du mein Puzzleteil sein,
mit mir eine neue Welt entdecken,
willst Du mein sein, wie ich Dein,
zwei Leben und doch eins, sich vor uns erstrecken.
Klemens Winterer
Du, mein künftiges Sein, wie jauchz' ich dir entgegen.
Wie fühl' ich's in mir, wie klein ich bin!
Aber wie fühl' ich es auch,
Wie groß ich werde sein!
O du, die steigt zu dem Himmel hinauf,
Hoffnung, gegeben von Gott!
Ein kurzer, schneller, geflügelter Augenblick,
Er heißet Tod, dann werd' ich es sein!
Friedrich Gottlieb Klopstock
Vorgaben
Ich gebe mich
nicht mehr
damit zufrieden,
etwas zu sein.
Ich nehme mir vor,
jemand zu sein,
Mensch zu werden.
Ich gebe mich nicht mehr
damit zufrieden,
etwas zu erleben.
Ich nehme mir vor,
mein Leben
zum Leben zu erwecken.
Ich gebe mich nicht mehr
damit zufrieden,
lieb zu sein.
Ich nehme mir vor,
das Leben zu lieben
und die Liebe zu leben.
Ernst Ferstl
Verständige Liebe
O Liebe, die ich endlich nun erfaßt
und die du mich so ganz ergriffen hast,
daß ich nur dir, nur dir zu eigen bin,
nimm mich; nimm mich; ich gebe mich dir hin.
Wer sich mit seinem Sein in dich versenkt,
dem wird von dir ein besseres geschenkt,
denn was du von ihm nimmst, gibst du als Glück,
als Seligkeit ihm tausendfach zurück.
So will ich durch dich und in dir allein
nur im Beglücken selbst auch glücklich sein,
will nimmer rasten und will nimmer ruhn,
nur was du...
Karl May
Wie könnt' ich dein vergessen,
Ich weiß, was du mir bist;
Wenn auch die Welt ihr Liebstes
Und Bestes bald vergißt.
Ich sing es hell und ruf es laut:
Mein Vaterland ist meine Braut.
Wie könnt' ich dein vergessen,
Dein denk' ich allezeit;
Ich bin mit dir verbunden,
Mit dir in Freud und Leid.
Ich will für dich im Kampfe steh'n,
Und sollt' es sein, mit dir vergeh'n.
Wie könnt' ich dein vergessen,
Ich weiß, was du mir bist;
So lang ein Hauch von Liebe
Und Leben in mir ist.
Ich such nichts, als...
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Was kann er für sie thun?!?
Was kann ich für Dich thun?!?
Ich kann auf dem Spaziergang Deinen Mantel tragen – – –
ich kann Dich, wie Du gestern schliefest, fragen – –.
Ich kann, wenn man Dir widerspricht, mit meinem Blicke sagen:
"Du hast Recht, nur Du!"
Ich kann, wenn Du nicht da bist, bedrückt und kränklich sein – – – –
ich kann vor Glück erbeben, trittst Du ein – –.
Ich kann mein Opernglas Dir leihen im Theater
und Komplimente über seine Tochter machen zu Deinem Vater.
Ich kann Dir süße...
Peter Altenberg
Heute
Heute ist ein neuer Tag.
Ich kann ihn verschwenden oder nutzen.
Was ich heute tue, ist wichtig,
denn ich tausche einen Tag meines Lebens dafür ein.
Morgen wird dieser Tag für immer vergangen sein.
Er läßt mir das zurück, was ich aus ihm gemacht habe.
Es soll ein Fortschritt sein: Ich will weiter.
Es soll Erfolg bedeuten:
Ich will heute abend mit Genugtuung rückblicken können,
damit ich den hohen Preis nicht bereuen muß,
den ich gezahlt habe.
Denn die Zukunft ist nur eine Kette von...
Arthur Lassen
Feinsliebchen, du sollst mir nicht barfuß gehn,
du vertrittst dir die zarten Füßlein schön.
Wie sollte ich denn nicht barfuß gehn?
Hab keine Schuhe ja anzuziehn,
Feinsliebchen, willst du mein eigen sein,
So kaufe ich dir ein Paar Schühlein fein.
Wie könnte ich euer eigen sein,
ich bin nur ein arm Dienstmägdelein.
Und bist du auch arm, so nehm' ich dich doch,
du hast ja die Ehr und die Treue noch,
Die Ehre und die Treue mir keiner nahm,
ich bin, wie ich von meiner Mutter kam.
Was zog er aus...
Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio
Die Möwe
Der Möwe gleich im Fluge
möchte ich frei sein
von den Sorgen des Alltags
frei sein von
den Schmerzen der Sehnsucht
Der Möwe gleich im Fluge
möchte ich getragen werden
von den Schwingen
getragen in die Lüfte
wo Gedanken kein Ballast
Der Möwe gleich im Fluge
möchte ich frei sein
und nur ich selbst
Karl Miziolek
Abendsprache
Und geht es zu Ende, so laßt mich allein
mit mir selber auf einsamer Heide sein;
will nichts mehr hören und nichts mehr seh'n,
will wie ein totes Getier vergeh'n.
Das graue Heidemoos mein Sterbebett sei,
Die Krähe singt mir die Litanei.
Die Totenglocke läutet der Sturm,
begraben werden mich Käfer und Wurm.
Auf meinem Grabe soll stehen kein Stein,
kein Hügel soll dorten geschüttet sein;
kein Kranz soll liegen, da wo ich starb,
keine Träne fallen, wo ich verdarb.
Will nichts mehr...
Hermann Löns
Brüder
Es lag schon lang ein Toter vor unserm Drahtverhau,
die Sonne auf ihn glühte, ihn kühlte Wind und Tau.
Ich sah ihm alle Tage in sein Gesicht hinein,
und immer fühlt ich's fester: "Es muß mein Bruder sein!"
Ich sah ihn alle Stunden, wie er so vor mir lag,
und hörte seine Stimme aus frohem Friedenstag.
Oft in der Nacht ein Weinen, das aus dem Schlaf mich trieb:
"Mein Bruder, lieber Bruder, hast du mich nicht mehr lieb?"
Bis ich, trotz aller Kugeln, zur Nacht mich ihm genaht
und ihn...
Heinrich Lersch