Ich Bin Ich Zitate (Seite 133)
Es sandte mir das Schicksal tiefen Schlaf.
Ich bin nicht tot, ich tauschte nur die Räume.
Ich leb in euch, ich geh in eure Träume,
da uns, die wir vereint, Verwandlung traf.
Ihr glaubt mich tot, doch daß die Welt ich tröste,
leb ich mit tausend Seelen dort,
an diesem wunderbaren Ort,
im Herzen der Lieben. Nein, ich ging nicht fort,
Unsterblichkeit vom Tode mich erlöste.
Michelangelo
Morgengebet
Heute - bisher - oh Herr
habe ich mich gut verhalten:
Ich habe nicht geklatscht
oder meine Geduld verloren,
Ich war weder habgierig
noch egoistisch oder faul,
Ich war nicht mürrisch, böse oder
übermäßig genußsüchtig.
Darüber bin ich wirklich erfreut
Aber - in wenigen Minuten,
oh Gott
steige ich aus meinem Bett,
und von da an brauche ich
möglicherweise eine Menge Hilfe.
Amen.
Willy Meurer
Heute schlag' ich
Alle Grillen aus dem Sinn.
Morgen frag' ich:
Warum ich so traurig bin.
Heute sag' ich:
Meine Lieb' ist ewig Dein!
Morgen klag' ich:
Deine Liebe macht mir Pein!
Heute wag' ich
Keck auf einen Wurf mein Glück;
Morgen trag' ich
Tief entmutigt mein Geschick. –
Und so wechseln heut' wie morgen
Uns're Launen, Glück und Sorgen!
Heinrich Martin
Ein böser Traum
Ich träumte heut, mein Kater wär'
ein hübscher junger Mann,
mit langem dichtem seid'gem Haar,
figürlich richtig stramm.
Ich sprach zu ihm: "Mein lieber Schatz,
komm in mein Bettchen rein,
ich hab für dich den besten Platz,
ich schlaf nicht gern allein."
Er meinte voller Trauer dann:
"Ich glaub, du bist verwirrt.
Ich war einmal ein richt'ger Mann,
doch jetzt bin ich kastriert!"
Poldi Lembcke
Zum Vatertag
Mein Kind, ich liebe dich
auch wenn ich es nicht immer sage,
ich bin für dich da
bis ans Ende der Tage
Mein Kind, ich brauche dich
auch wenn man es nicht immer sieht,
du bist mir das wichtigste,
was auch geschieht.
Mein Kind, ich leb für dich
auch wenn ich es nicht oft sage
all mein Streben nach Glück im Leben
ist nur, um dir zu geben
was du dir wünschst...
ich lebe für dich
bis ans Ende meiner Tage!
Alexandra Maria Huber
Frühlingswünsche
Im Frühling, wenn sich Baum und Strauch
Hat bräutlich angezogen,
Da kommen mir die Wünsche auch
Gleich Lerchen angeflogen.
Ich möchte sein ein stolzer Baum,
Hoch in den Himmel ragen,
Ich möcht' des Waldes grünen Raum
Als flinkes Reh durchjagen.
Ein starker Adler möcht' ich sein,
Aufwärts zur Sonne streben,
Ich möcht' der Blumen bunte Reih'n
Als Schmetterling durchschweben.
Ich möcht' als Sturm durch Meere hin
Wild tanzen meinen Reigen –
Doch – nein – ich bliebe, wer ich...
Ludwig Heinrich Christoph Hölty
Vor Gericht
Von wem ich es habe, das sag ich euch nicht,
Das Kind in meinem Leib. _
Pfui! speit ihr aus: die Hure da! _
Bin doch ein ehrlich Weib.
Mit wem ich mich traute, das sag ich euch nicht.
Mein Schatz ist lieb und gut,
Trägt er eine goldene Kett am Hals,
Trägt er einen strohernen Hut.
Soll Spott und Hohn getragen sein,
Trag ich allein den Hohn.
Ich kenn ihn wohl, er kennt mich wohl,
Und Gott weiß auch davon.
Herr Pfarrer und Herr Amtmann ihr,
ich bitt, lasst mich in Ruh!
Es ist mein...
Johann Wolfgang von Goethe
So und nicht anders
Die Menschen kümmerten mich nicht viel,
eigen war mein Weg und Ziel.
Ich mied den Markt, ich mied den Schwarm,
andre sind reich, ich bin arm.
Andre regierten (regieren noch),
ich stand unten und ging durchs Joch.
Entsagen und lächeln bei Demütigungen,
das ist die Kunst, die mir gelungen.
Und doch, wär’s in die Wahl mir gegeben,
ich führte noch einmal dasselbe Leben.
Und sollt’ ich noch einmal die Tage beginnen,
ich würde denselben Faden spinnen.
Theodor Fontane
Letzter Versuch
Ich habe mich zu erhängen gesucht:
Der Strick ist abgerissen.
Ich bin in's Wasser gesprungen:
Sie erwischten mich bei den Füßen.
Ich habe die Adern geöffnet mir:
Man hat mich noch gerettet.
Ich sprang auch einmal zum Fenster hinaus:
Weich hat der Sand mich gebettet.
Den Teufel! ich habe nun alles versucht,
Woran man sonst kann verderben –
Nun werd' ich wieder zu leben versuchen:
Vielleicht kann ich dann sterben.
Ada Christen
Es gibt keine "unglückliche" Liebe, kann keine geben; "unglückliche Liebe" ist ein Widerspruch in sich selbst. Denn entweder ich liebe wirklich – dann muß ich mich bereichert fühlen, unabhängig davon, ob ich Gegenliebe finde oder nicht; oder aber ich liebe nicht eigentlich, ich "meine" eigentlich nicht die Person eines anderen Menschen, sondern sehe an ihr vorbei nur etwas Körperliches "an" ihm oder etwa einen (seelischen) Charakterzug, den er "hat", – dann allerdings mag ich unglücklich...
Viktor Frankl
Ja, Du bist allgegenwärtig in meinem Zimmer. Du bist da wie die Luft, die ich atme. Und das ist der Grund, weshalb ich eigentlich nur lebe, wenn ich in meinem Zimmer bin. Dann fühle ich, daß Dein Platz hier ist, hier bei mir. Leb wohl, Geliebte, ich kann immer nur wiederholen: ich liebe Dich, weil ich keinen anderen Gedanken habe.
Charles de Coster
Die Resignation, wie sie viele Christen glauben im Namen Gottes haben zu müssen unter der Last der Übel, ist nicht christlich. Ich bin deswegen nicht ganz einverstanden mit dem Spruch, den man Kranken oft ins Zimmer hängt: "Ich muß leiden, ich kann leiden, ich darf leiden, ich will leiden." Das ist nicht wahr – ich will nicht! Das ist eine verzwungene Geschichte. Das hätte der Heiland nie gesagt, er sagte nur: "Ich ergebe mich", aber es ist ein stiller Protest darin.
Christoph Blumhardt d. J.
Lobt man mich, weil ich was Dummes gemacht, / dann mir das Herz im Leibe lacht; / schilt man mich, weil ich was Gutes getan, / so nehm ich's ganz gemächlich an. / Schlägt mich ein Mächtiger, daß es schmerzt, / so tu ich, als hätt er nur gescherzt, / doch ist es einer von meinesgleichen, / den weiß ich wacker durchzustreichen. / Hebt mich das Glück, so bin ich froh / und sing in dulci Jubilo; / senkt sich das Rad und quetscht mich nieder, / so denkt ich: Nun, es hebt sich wieder!
Johann Wolfgang von Goethe
Alles Gut, das ich besitze, gehört nicht mir in dem Sinne, daß ich sage: "Das ist mein, ich kann damit machen, was ich will", sondern nur in dem Sinne, daß ich mir sage: "Das ist Gut, das ich in einem für die Allgemeinheit nutzbringenden Sinne verwalten soll und für das ich vor meinem Gewissen Verantwortung schuldig bin".
Albert Schweitzer