Ich Bin Ich Zitate (Seite 129)
In jüngster Zeit geschieht es häufig, daß ich durch die Stadt gehe, bisweilen entsetzliche, hartherzige und törichte Reden höre, fassungslos bin und nicht begreifen kann, was die Menschen wollen, was sie tun, und mich dann frage: Wo bin ich? Meine Wohnstatt ist wohl nicht hier.
Graf Leo Nikolajewitsch Tolstoi
Die Kunst, so behauptet man, dulde meine Mittelmäßigkeit. Sie duldet aber auch keine Bewußtheit. Ich bin Sänger, habe Frack und Halsbinde angelegt, stehe pomadeglänzend auf dem Podium und will dem Publikum etwas vorsingen. Dabei bin ich absolut kalt, und es widert mich an. Amme und Kinderfrau aber gehen im Park spazieren, die eine beginnt leise ein Volkslied, und die andere stimmt ein.
Graf Leo Nikolajewitsch Tolstoi
Zwei Erlebnisse werfen ihre Schatten auf mein Dasein. Das eine besteht in der Einsicht, das die Welt unerklärlich geheimnisvoll und voller Leid ist; das andere darin, daß ich in eine Zeit des geistigen Niedergangs der Menschheit hineingeboren bin. Mit beiden bin ich durch das Denken, das mich zur ethischen Welt- und Lebensbejahung der Ehrfurcht vor dem Leben geführt hat, fertig geworden. In ihr hat mein Leben Halt und Richtung gefunden.
Albert Schweitzer