Ich Zitate (Seite 79)
Ich sah durch deine Seele in die Welt
und in die eigne Seele: stumm versanken
im Strom des Schauens zwischen uns die Schranken,
es ruhten Welt und Du in Mir gesellt.
Dein Auge sah ich wesenlos erhellt:
Erleuchtung fluteten, Erleuchtung tranken
zusammenströmend unsre Zwiegedanken,
in Deiner Seele ruhte meine Welt.
Und heilig däuchten mir – ob dumpf und kalt
die Welt es leugne – unsrer Lüste Hehle,
verklärt zu Lauterkeiten unsre Fehle
durch dieses Blickes tiefe Lichtgewalt;
denn Inbrunst ist...
Richard Fedor Leopold Dehmel
Ich fühle deine Hände im Haus,
Sie gehen wie Blut durch die Wände
Und teilen ihre Wärme aus,
Sie bereiten mitten im Alltagslärme
Mir täglich einen Hochzeitsschmaus,
Verwandeln Sorgen in Singvögelschwärme.
Wie Sonnenstrahlen auf Erden wandeln
Und zaubern aus Staub einen Blumenstrauß,
So müssen sie immer feurig handeln.
Ich fühle deine geliebten Hände,
Sie geben ihren Puls dem Haus
Und gehen wie Wärme durch meine Wände.
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Ich versteckte meine Liebe
Auf ein Blättchen dieses Buches,
Daß des flüchtigen Besuches
Dauerndes Gedenken bliebe.
Tage gehen, Monde gehen,
Jahre gar, Du wirst indessen
Ganz des kleines Buchs vergessen,
Kaum mit einem Blick es sehen.
Aber einst in stillen Tagen
Locken Dich die Goldschnittrände,
Nimmst es wieder in die Hände,
Seine Blätter umzuschlagen.
Und dann wirst Du lächelnd lesen
Das bekannte, neu entdeckte,
Laut gesungne, fein versteckte
Lied, wie gut ich Dir gewesen.
Peter Carl August Cornelius
Ich meine doch, so sprach er mal,
Die Welt ist recht pläsierlich.
Das dumme Geschwätz von Schmerz und Qual
Erscheint mir ganz ungebührlich.
Mit reinem kindlichen Gemüt
Genieß ich, was mir beschieden,
Und durch mein ganzes Wesen zieht
Ein himmlischer Seelenfrieden. –
Kaum hat er diesen Spruch getan,
Aujau! so schreit er kläglich.
Der alte hohle Backenzahn
Wird wieder mal unerträglich.
Wilhelm Busch
Ich will dem Menschen ähnlich sein
Es mordete der Wolf ein Lamm.
Der Fuchs sah lachend zu, als es im Blute schwamm,
Und war ganz freudenvoll darüber.
Kann dich ein blutger Auftritt freun?
Frug mitleidsvoll der Hirsch.
"Hirsch, sprach der Fuchs, halt ein!
Sehr viele Menschen sehn nichts lieber,
Und ich will den Menschen ähnlich sein!"
Ihr könntet Blut mit Freuden sehn,
Ihr Menschen? Eurer Brüder Blut?
O nein, so weit muß euer Heldenmut
Und eure Tyrannei nicht gehn!
Baut euch durch...
Gottlob Wilhelm Burmann
Ich eile hin, und ewig flieht dem Blicke
Ich eile hin, und ewig flieht dem Blicke
Des Lebens Spiegel fort in wilder Flut,
Die Sehnsucht in die Ferne nimmer ruht,
Und weinend schaut Erinnerung zurücke
Da blickt aus einer Blume neu Geschicke.
Zwei blaue Kelche voll von Liebesglut
Erwecken in dem Flüchtling neuen Mut;
Daß er das Leben wieder jung erblicke.
Es hat der Sinn die Aussicht wiederfunden,
Er sieht im klaren Strome abgespiegelt,
Des Wechsel-Lebens zwiefach-lieblich Bild,
Die Fläche ruht...
Clemens Brentano
Ich werde Deine Augen nie vergessen,
Auch wenn ich selbst Dich nie mehr sehen kann.
Bei ihrem Aufschlag blickte unermessen
Mich wie im Himmel Deine Seele an.
Sie strahlten ruhig wie die blaue Ferne
Des Firmaments an einem klaren Tag.
Und doch so warm als winkten mir die Sterne
In süßer Nacht bei ihrem Niederschlag.
Max Bewer
Ich sitze hier und denke,
daß in dieser Küche, an diesem Tisch
schon viele Menschen gesessen haben
und wieder sitzen werden.
Ich denke weiter,
daß sie mir leid tun,
die in ihren »verschlossenen« Wohnzimmern sitzen
an blitzend sauberen Tischen
in ihrer Ein- bis Zweisamkeit.
Kristiane Allert-Wybranietz