Ich Zitate (Seite 78)
Ich möchte gern mich frei bewahren,
Verbergen vor der ganzen Welt,
Auf stillen Flüssen möcht ich fahren,
Bedeckt vom schattgen Wolkenzelt.
Von Sommervögeln übergaukelt,
Der ird'schen Schwere mich entziehn,
Vom reinen Element geschaukelt,
Die schuldbefleckten Menschen fliehn.
Nur selten an das Ufer streifen,
Doch nie entsteigen meinem Kahn,
Nach einer Rosenknospe greifen,
Und wieder ziehn die feuchte Bahn.
Von ferne sehn, wie Herden weiden,
Wie Blumen wachsen immer neu,
Wie Winzerinnen Trauben...
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Ich möchte Ich sein –
Du aber mußt auch Du sein.
In dieser Verwirklichung vereint,
macht uns das stark
und bringt uns auf den richtigen Lebenspfad.
Zusammen teilen wir Freud und Leid,
wenn Du dazu bereit,
dann hat die Freundschaft Bestand,
weil sie geleitet wird von Gefühl und Verstand.
Karin Obendorfer
Ich kann's, ich kann's nicht mehr ertragen,
Dies artige geleckte Sagen,
Dies kluge Reden, süße Blicken –
Dies Lachen, Rufen, Köpfenicken.
Dies Wörter- und Gedankenschniegeln,
Dies eitle Sich-im-Nachbar-Spiegeln,
Dies ganze falsche hohle Treiben –
Nein, laßt uns bei uns selber bleiben.
Christian Morgenstern
Ich habe drei Schätze,
Die ich hüte und bewahre.
Der erste ist Mitgefühl.
Der zweite ist Sparsamkeit.
Der dritte ist Demut.
Aus Mitgefühl erwächst Mut.
Aus Sparsamkeit erwächst die Möglichkeit,
Großzügig zu sein.
Aus Demut erwächst verantwortliche Führung.
Heute jedoch haben die Menschen
Das Mitgefühl abgelegt,
Um kühn zu sein.
Sie haben die Sparsamkeit aufgegeben,
Um große Verschwender zu werden.
Sie haben die Demut verworfen,
Um selbst an erster Stelle zu stehen.
Das ist die Straße des Todes.
Laotse
Ich träumte
von einem schmetterling,
der flatterte
um mich herum.
er streichelt
mich sanft am kopf
und kitzelt
meine ohren.
seine flügel
streichen sacht
über meine wangen
und dann landet er
auf meiner nase.
ich erwache
neben dir
und bin glücklich,
daß du nicht
davongeflogen bist.
Alexandra Maria Huber
Ich habe Angst vor dem was ist
und ich habe Angst vor dem was kommt.
Wird uns Frieden leben lassen
oder wird Krieg
um uns herum
uns in der Seele töten?
Angst lähmt, Angst hemmt
die Füße, die zu gehen bereit sind.
Die Füße gehen trotzdem, weil
das Leben uns zu gehen zwingt.
Doch wäre nicht die Angst,
sie würden vor Freude springen!
Sigrun Hopfensperger
Ich und Du
Wir träumten voneinander
Und sind davon erwacht.
Wir leben, um uns zu lieben,
Und sinken zurück in die Nacht.
Du tratst aus meinem Traume,
Aus deinem trat ich hervor,
Wir sterben, wenn sich eines
Im andern ganz verlor.
Auf einer Lilie zittern
Zwei Tropfen rein und rund,
Zerfließen in Eis und rollen
Hinab in des Kelches Grund.
Christian Friedrich Hebbel
Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,
sie war, als ob sie bluten könnte, rot;
da sprach ich schauend im Vorübergehn:
so weit im Leben ist zu nah am Tod!
Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,
nur leise strich ein weißer Schmetterling,
doch, ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag
bewegte, sie empfand es und verging.
Christian Friedrich Hebbel