Ich Zitate (Seite 100)
Ich habe selten Gott um das gebeten, was die Menschen »Glück« nennen. Ich bitte meist nur – meist: denn wir haben schwächere Stunden – meist nur um die Kraft und Freudigkeit, meine Bestimmung zu erfüllen. Darin wird sie mit der Zeit immer zäher; alle anderen Güter und Begehrlichkeiten verblassen daneben. Kommt dann jedoch von außen her dies und jenes Angenehme, so nimmt man das überrascht und dankbar an, als eine ungesuchte Gnade.
Friedrich Lienhard
Ich sehe nicht ein, warum nur derjenige Mann bekannt werden soll, dessen Fähigkeiten durch viel Lärmen und Schimmer hörbar und sichtbar werden, der nicht ihr eigen ist. Alexanders Genie war ein Funke, der in ein Pulvermagazin fiel, das aufflog und Asien beben machte, unser Funke fiel neben vorbei ins Feuchte, ich sage nur, was hätte das für eine Erschütterung geben können, wenn er auf das Pulver gefallen wäre.
Georg Christoph Lichtenberg
Ich habe mir die Zeitungen vom vorigen Jahr binden lassen. Es ist unbeschreiblich, was für eine Lektüre das ist: 50 Teile falsche Hoffnungen, 47 Teile falsche Prophezeiungen und 3 Teile Wahrheit. Diese Lektüre hat bei mir die Zeitungen von diesem Jahr herabgesetzt; denn ich denke: Was diese sind, das waren jene auch.
Georg Christoph Lichtenberg
Ich ging einmal mit einem Mädchen auf der Landstraße. Da keuchte ein alter, sehr schmutziger Mann mit einer für ihn sichtlich zu schweren Last daher. Das Antlitz war von Schweiß und Staub bedeckt, die Augen glühten, der Atem flog. "der arme Mann!" sagte das Mädchen gerührt. "Wollen wir ihm nicht helfen den Korb zu tragen?" fragte ich. "O, pfui, der Mensch ist ja gräßlich schmutzig." — Das ist das Durchschnittsmaß unseres Mitleids und unserer christlichen Liebe. Am meisten leisten wir im...
Otto von Leixner