Himmel Zitate (Seite 41)
Brahma
Der rote Schläger denkt, daß er schlüge,
und der Erschlagene denkt, er sei erschlagen:
Sie wissen nicht, wie heimlich ich es füge,
daß alle Dinge mich im Innern tragen.
Für mich ist nah, was ferne und versunken;
Sonne und Schatten geben sich nichts nach;
Götter erscheinen mir, die längst entschwunden;
ein und dasselbe sind mir Ruhm und Schmach.
Wer mich verleugnet, kennt nicht seine Lage:
Wenn er mich flieht, bin ich, was ihn beschwingt;
ich bin der Fragesteller und die Frage;
ich bin...
Ralph Waldo Emerson
Sehnsucht im Herbst
O welch ein Lied mit süßen Heimatsklängen,
Welch ein Akkord voll Glück und Schmerz,
Als ob die Nachtigallen alle sängen,
Erregt aufs Neue mir das Herz!
Ihr Nachtigallen, könnt ich mit euch ziehn!
Mich zieht es hin zu jenen linden Lüften,
Wie es den Vogel nach dem Maimond zieht,
Zu Lorbeerhainen, ach zu Sonnentriften!
Mein Vaterland ist, wo der Frühling blüht,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht!
Mein Sinn, mein – Trübsinn nach der Heimat steht!
O lockend Lied, wer ist...
Ludwig Eichrodt
Die Stille
Es weiß und rät es doch keiner,
wie mir so wohl ist, so wohl!
Ach, wüßt' es nur einer, nur einer,
Kein Mensch es sonst wissen soll!
So still ist's nicht draußen im Schnee,
So stumm und verschwiegen sind
Die Sterne nicht in der Höhe,
Als meine Gedanken sind.
Ich wünscht', es wäre schon Morgen,
Da fliegen zwei Lerchen auf,
Die überfliegen einander,
Mein Herze folgt ihrem Lauf.
Ich wünscht', ich wäre ein Vöglein
Und zöge über das Meer,
Wohl über das Meer und weiter,
Bis daß ich im...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Mich brennt's in meinen Reiseschuh'n
Fort mit der Zeit zu schreiten,
Was sollen wir agieren nun,
Vor soviel klugen Leuten.
Es hebt das Dach sich von dem Haus
Und die Kulissen rühren
Und strecken sich zum Himmel aus
Strom Wälder musizieren.
Da geh'n die einen müde fort
Die andern nah'n behende.
Das alte Stück, man spielt's so fort
Und kriegt es nie zu Ende.
Und keiner kennt den letzten Akt
Von allen die da spielen
Nur der da droben kennt den Takt
Weiß wo das hin soll zielen.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Es wandelt, was wir schauen
Es wandelt, was wir schauen,
Tag sinkt ins Abendrot,
Die Lust hat eignes Grauen,
Und alles hat den Tod.
Ins Leben schleicht das Leiden
Sich heimlich wie ein Dieb,
Wir alle müssen scheiden
Von allem, was uns lieb.
Was gäb' es doch auf Erden,
Wer hielt' den Jammer aus,
Wer möcht' geboren werden,
Hielt'st Du nicht droben Haus!
Du bist's, der, was wir bauen,
Mild über uns zerbricht,
Daß wir den Himmel schauen –
Darum so klag' ich nicht.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Mondnacht
Es war als hätt der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nur träumen müßt.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es raunten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Ins Leben schleicht sich das Leiden
wie ein heimlicher Dieb,
wir alle müssen scheiden
von allem was uns lieb.
Was gäbe es nicht auf Erden,
wer hielt den Jammer aus
wer möcht geboren werden,
hieltst du nicht droben Haus!
Du bists, der, was wir bauen
mild über uns zerbricht
daß wir den Himmel schauen -
darum so klag ich nicht.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Der frohe Wandersmann
Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt;
Dem wird er seine Wunder weisen
In Berg und Tal und Strom und Feld.
Die Bächlein von den Bergen springen,
Die Lerchen schwingen hoch vor Lust,
Was soll’t ich nicht mit ihnen singen
Aus voller Kehl’ und frischer Brust.
Die Trägen, die zu Hause liegen,
Erquicket nicht das Morgenrot;
Sie wissen nur vom Kinderwiegen,
Von Sorgen, Last und Not um Brot.
Den lieben Gott laß’ ich nur walten,
Der...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Der Himmel ist geöffnet über mir,
Und seine Stimme, solchen Wohllauts voll,
Wie niemals ihn ein Erdenkind vernahm,
Der ewigen Liebe und der Allmachts Stimme
Vereint zu einem wundersamen Klang,
Ruft laut aus lichten Höhen: "Komm – o komm!"
Ich aber steh auf einem uferlosen,
In Eisesfrost erstarrten Ozean;
Da grünt kein Baum, da wellen keine Hügel,
Da ragt kein Bergesgipfel wolkennah;
Die Sehnsucht flammt, doch hebt sie nicht empor,
Und Flügel – Flügel – – hat mir Gott versagt.
Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach
Den Finger leg ich auf die Lippen
Und sage: Schweige, schweige, schweige!
Was sind dir denn die fremden Menschen,
Dass ihnen sich dein Inn'res zeige?
Was fühlen sie von deinen Schmerzen?
Was wissen sie von deiner Wonne?
Dem Himmel magst du dich vertrauen,
Dem Mond, den Sternen und der Sonne.
Und auch den Wolken und den Wellen,
Und jeder Blume, jedem Zweige!
Doch trittst du wieder unter Menschen,
Dann denk an mich und schweige, schweige!
Ida von Düringsfeld
Wohl manch Gebet klopft an des Himmels Pforte,
Das keinen Einlaß kann am Tor bekommen:
Weil allen Erdenwust es mitgenommen,
Um zu erscheinen vor dem höchsten Horte.
Wohl ist schon oft an einem stillen Orte
In einer Seele wie ein Blitz erglommen
Ein Lichtgedanke, heil'ger als der Frommen
Gebete und der Priester heil'ge Worte.
Das Beten ist nicht eine ird'sche Bitte,
Es holt nicht erst, es trägt in sich den Segen;
Das Beten ist nicht eine fromme Sitte:
Das Beten ist der Seele freies Regen,
Die...
Karl Ferdinand Dräxler-Manfred
Komm, o heil'ger Geist und wehe,
Send uns von des Himmels Höhe
Deines Lichtes heil'gen Strahl;
Komm, o Vater du der Armen,
Gabenspender voll Erbarmen,
Füll die Herzen allzumal!
Gieß von lichten Himmelsauen
In uns, die wir gläubig trauen,
Siebenfält'gen Gnadenstrom;
Gib der Tugenden Vollendung,
Gib des Todes sel'ge Wendung,
Ew'ges Fest im ew'gen Dom!
Melchior von Diepenbrock
Ein falsches Lob rührt schneller als der Blitz,
Glückselig, wer hierzu die Ohren nie gelenket:
Was stürzt den Menschen wohl in größern Aberwitz,
Als wenn er von sich selbst zu vorteilhaftig denket,
Die Eigenliebe ist die lächerlichste Liebe,
Und dennoch ist nichts so gemein:
Man mag so reich und mächtig sein,
Wenn mancher noch so schlecht, noch so erbärmlich schriebe,
So ist doch jeder mit dem Witz, den er zu haben scheint, zufrieden
Und mißvergnüget mit dem Stand, wozu der Himmel ihn...
Madame Antoinette du Ligier de La Garde Deshoulières
Klarer Tag
Der Himmel leuchtet aus dem Meer;
ich geh und leuchte still wie er.
Und viele Menschen gehn wie ich,
sie leuchten alle still für sich.
Zuweilen scheint nur Licht zu gehn
und durch die Stille hinzuwehn.
Ein Lüftchen haucht den Strand entlang:
o wundervoller Müßiggang.
Richard Fedor Leopold Dehmel