Herzens Zitate (Seite 16)
Wissen ist des Glaubens Stern,
Andacht ist des Wissens Kern.
Lehr' und lerne Wissenschaft:
Fehlt dir des Gefühles Kraft
Und des Herzens frommer Sinn,
Fällt es bald zum Staube hin.
Schöner doch wird nichts gesehn,
Als wenn die beisammen gehn:
Hoher Weisheit Sonnenlicht
Und der Kirche stille Pflicht.
Friedrich von Schlegel
Licht und Wärme
Der bessre Mensch tritt in die Welt
Mit fröhlichem Vertrauen,
Er glaubt, was ihm die Seele schwellt,
Auch außer sich zu schauen,
Und weiht, von edlem Eifer warm,
Der Wahrheit seinen treuen Arm.
Doch alles ist so klein so eng,
Hat er es erst erfahren,
Da sucht er in dem Weltgedräng
Sich selbst nur zu bewahren,
Das Herz in kalter stolzer Ruh
Schliesst endlich sich der Liebe zu.
Sie geben, ach! nicht immer Glut
Der Wahrheit helle Strahlen,
Wohl denen, die des...
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Hoffnung
Es reden und träumen die Menschen viel
Von bessern künftigen Tagen,
Nach einem glücklichen, goldenen Ziel
Sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird alt und wird wieder jung,
Doch der Mensch hofft immer Verbesserung!
Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
Sie umflattert den fröhlichen Knaben,
Den Jüngling locket ihr Zauberschein,
Sie wird mit dem Greis nicht begraben,
Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
Noch am Grabe pflanzt er - die Hoffnung auf.
Es ist kein leerer...
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Rühmend darf's der Deutsche sagen
Höher darf das Herz ihm schlagen:
Selbst erschuf er sich den Wert.
Darum steigt in höherm Bogen,
Darum strömt in vollern Wogen
Deutscher Barden Hochgesang;
Und in eigner Fülle schwellend
Und aus Herzens Tiefen quellend,
Spottet er der Regeln Zwang.
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Die deutsche Muse
Kein Augustisch Alter blühte,
Keines Medicäers Güte
Lächelte der deutschen Kunst;
Sie ward nicht gepflegt vom Ruhme,
Sie entfaltete die Blume
Nicht am Strahl der Fürstengunst.
Von dem größten deutschen Sohne,
Von des großen Friedrich Throne
Ging sie schutzlos, ungeehrt.
Rühmend darf's der Deutsche sagen,
Höher darf das Herz ihm schlagen:
Selbst erschuf er sich den Werth.
Darum steigt in höherm Bogen,
Darum strömt in vollern Wogen
Deutscher Barden...
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Ein Samariter
Ist noch ein Rest von Lieb' in dir,
So geize nicht und gieb ihn her;
Die reiche, menschenvolle Welt
Ist ja an Liebe gar so leer.
Auf Märkten biete sie nicht feil,
Auch zu Palästen trag' sie nicht;
Doch tritt dereinst an deinen Weg
Ein still verhärmtes Angesicht –
Dem sprich: Bedarfst du wohl des Oels?
Zeig' deine Wunde, hier mein Krug! –
Und in der Herberg pfleg' ich dein,
Wenn diese Gabe nicht genug.
Ob Dank, ob Undank dir vergilt
Du ziehe stillen Gang's davon,
Daß du ein...
Georg Scheurlin
Im Arm der Liebe
Im stillen Stübchen dämmert die Nacht,
Am Bettlein sitzet ein Weib und wacht;
Ein blonder Knabe lächelt ihr zu
Am Mutterbusen, wie fromm die Ruh'!
Sie wieget und singet beim Lampenschein:
"Im Arm der Liebe – so schlummre ein!"
Im kühlen Grunde am Waldeshang –
Die Wipfel rauschten, die Quelle klang;
Wir saßen einsam, nur ich und du.
Ach, Herz am Herzen, wie süß die Ruh'!
Du sangst in die Seele mir tief hinein:
"Im Arm der Liebe – so schlummre ein!"
Vom Friedhof tönet ein...
Georg Scheurlin
Rosengruß
Heimlich durch's Fenster kam er geflogen,
Schüchterner Liebe duftiger Gruß –
Sieht sich der hoffende Werber betrogen?
Sinnende Maid, warum zögert Dein Fuß?
Durch des Gemaches verschwiegene Räume
Fluthet der Rosen bestrickender Hauch,
Wiegt Dich in süße, berauschende Träume,
Wecket den Frühling im Herzen dir auch.
Bald zu den Lippen wirst Du sie heben,
Rosen zu Rosen – blühende Zeit! –
Aber noch zagst Du mit innerem Beben –
Ahnst Du die Dornen? Ahnst Du das Leid?
Ernst Scherenberg
Glück und Unglück
O, daß der Freude lichter Born,
Einmal getrübt, so leicht versiegt,
Und unser Glück und unsre Lust
Spurlos wie Schaum im Wind verfliegt!
Indes von jedem Unglück doch
Ein Stachel tief im Herzen bleibt
Und unauslöschbar seine Schrift
Der Schmerz in Stirn und Wangen schreibt!
Ernst Scherenberg
Römisch Recht, gedenk ich deiner,
Liegts wie Alpdruck auf dem Herzen,
Liegt's wie Mühlstein mir im Magen,
Ist der Kopf wie brettvernagelt!
...
Sind verdammt wir immerdar, den
Großen Knochen zu benagen,
den als Abfall ihres Mahles
uns die Römer hingeworfen?
Soll nicht aus der deutschen Erde
Eignen Rechtes Blum' entsprossen,
Waldes duftig, schlicht, kein üppig
Wuchernd Schlinggewächs des Südens?
Traurig Los der Epigonen!
Müssen sitzen, müssen schwitzen,
Hin und her die Fäden...
Joseph Victor von Scheffel
Idyll
Wenn wir um unsern rauhen Tisch,
Genossin, ich und du,
Des Abends traut zusammen sind,
Du häkelst, ich schau zu –
Du plauderst drein erinnerungsvoll
Von deinem ersten Schatz:
Ich lausche deiner Stimme nur,
Versteh nicht Wort noch Satz –
Und freue mich im Herzen drin,
Daß ich um dich geworben –
Was morgen kommt, was heute war,
Ist sanft in mir erstorben.
Ludwig Scharf