Herz Zitate (Seite 7)
Ecce homo
Seht her: mein Herz ist arm, mein Herz ist arm und blutet;
Des Lebens ganzer Harm hat nächtens es durchfluthet.
Ich gab's den Nöthen preis und aller Qual auf Erden,
Und wähnte, daß sein Schweiß euch könnt' zum Glücke werden.
Nun ist ihm alle Kraft und alle Gluth verflogen,
Denn schweren Giftes Saft hat's aus der Qual gesogen.
Wohin mein Auge schaut, verwelkt das Grün der Bäume,
Die Blüthe stirbt der Braut, verdirbt der Duft der Träume.
Was wollt ihr noch von mir? O laßt mich sterben...
Ludwig Scharf
Wie wenn im frost'gen Windhauch tödlich
des Sommers letzte Blüte krankt,
und hie und da nur, gelb und rötlich,
ein einzeln Blatt im Windhauch schwankt,
so schaudert über meinem Leben
ein nächtig trüber kalter Tag,
warum noch vor dem Tode beben,
o Herz, o Herz, mit deinem ew'gen Schlag!
Sieh rings entblättert das Gestäude!
Was spielst du, wie der Wind am Strauch,
noch mit der letzten welken Freude?
Gib dich zur Ruh, bald stirbt sie auch.
Adolf Friedrich Graf von Schack
Er ist gekommen
In Sturm und Regen;
Ihm schlug beklommen
Mein Herz entgegen.
Wie konnt' ich ahnen,
Daß seine Bahnen
Sich einen sollten meinen Wegen.
Er ist gekommen
In Sturm und Regen;
Er hat genommen
Mein Herz verwegen.
Nahm er das meine?
Nahm ich das seine?
Die beiden kamen sich entgegen.
Er ist gekommen
In Sturm und Regen;
Nun ist entglommen
Des Frühlings Segen.
Der Freund zieht weiter;
Ich seh' es heiter;
Denn er bleibt mein auf allen Wegen!
Friedrich Rückert
Du bist die Ruh
Der Friede mild,
Die Sehnsucht du,
Und was sie stillt.
Ich weihe dir
Voll Lust und Schmerz
Zur Wohnung hier
Mein Aug und Herz.
Kehr ein bei mir,
Und schließe du
Still hinter mir
Die Pforten zu.
Treib andern Schmerz
Aus dieser Brust!
Voll sei dies Herz
Von deiner Lust.
Dies Augenzelt,
Von deinem Glanz
Allein erhellt,
O füll es ganz!
Friedrich Rückert
Die ganze Welt ist viel zu groß,
Sie an Ein Herz zu fassen;
Dazu genügt nur Gottes Schoß,
Dem bleibt es überlassen;
Ein Menschenherz ist viel zu klein,
Um liebend sich der Welt zu weih'n.
Du mußt an eine treue Brust
Insonders hin dich neigen,
Ihr alle deine Liebeslust
Ausschließlich geben eigen;
Wer so ein Herz am Herzen hält,
Der liebt in ihm die ganze Welt.
Friedrich Rückert
Ich liebe die Sonne und die Sterne
Ich liebe Klara und ihre Schwestern
Ich liebe das Herz der Menschen
Und alle schönen Dinge
Herr
Du mußt mir verzeihen
Denn nur Dich sollte ich lieben.
Lächelnd antwortete der Herr:
Ich liebe die Sonne und die Sterne
Ich liebe Klara und ihre Schwestern
Ich liebe das Herz der Menschen
Und alle schönen Dinge
Mein Franziskus
Du mußt nicht weinen
Denn das alles liebe ich auch.
Anton Rotzetter
Venedig
(Für Helen)
Beseelt seist Du mein Herz, das mir genommen von anmut'ger Schönheit
und einzig'artgem Charme, dem Gefühl beraubt,
wie in einem Gemälde des Tizian verlebt, dieser große Moment, gebannt in die Fugen der Ewigkeit.
In einem Stücke meines Herzens, wollt' ich könnt' ihn in mir tragen, dem Vergangenen entstaubt;
Gleich einem Tryptychone, von dessen vollkommener Pracht immer nur ein Teil der meine zu seien scheint,
während der anderen Stücke auf den Kämmen der Wellen...
Christian Röhrs
Das Herz
Das Herz, das ist ein närrisch' Ding
Und plagt uns allezeit,
Bald sitzt es nicht am rechten Fleck,
Bald ist es viel zu weit!
Oft geht es falsch und nicht im Takt
Und ohne Fehler keins,
Jedoch das beste in der Welt,
Das ist, Geliebte, deins!
Das ist so rein und schlägt so treu
In Liebe, Schmerz und Glück!
Und freuen wird der Herrgott sich,
Bekommt er's einst zurück!
Gabriele (Hermine Josefine Elisabeth) von Rochow
Mißglücktes Liebesabenteuer
Das Herz sitzt über dem Popo. –
Das Hirn überragt beides.
Leider! Denn daraus entspringen so
Viele Quellen des Leides.
Doch ginge uns plötzlich das Hirn ins Gesäß
Und die Afterpracht in die Köpfe,
Wir wären noch minder als hohles Gefäß,
Nur gestürzte, unfertige Töpfe.
Herz, Arsch und Hirn. – Ich ziehe retour
Meine kleinliche Überlegung. –
Denn dieses ganze Gedicht kommt nur
Aus einer enttäuschten Erregung.
Joachim Ringelnatz
So ist es uns ergangen
So ist es uns ergangen.
Vergiß es nicht in beßrer Zeit!
Aber Vöglein singen und sangen,
Und dein Herz sei endlos weit.
Vergiß es nicht! Nur damit du lernst
Zu dem seltsamen Rätsel "Geschick". –
Warum wird, je weiter du dich entfernst,
Desto größer der Blick?
Der Tod geht stolz spazieren.
Doch Sterben ist nur Zeitverlust. –
Dir hängt ein Herz in deiner Brust,
Das darfst du nie verlieren.
Joachim Ringelnatz
Harlekins Liebes-Carmen
Lisette, liebster Rosenstock,
Meines Herzens Zucker-Stengel,
Du meines Leibes Unter-Rock
Mein Schatz und tausend Engel.
Vernimmm den Klang,
Und schönen Gsang,
Die saubern Ritornellen,
So klingen wie Kuhschellen.
Und diß geschieht zu Ehren dir,
Weil ich dich herzlich liebe,
Das Herz in Hosen zittert mir,
Aus lauter Liebes-Triebe,
Du wirst ja auch,
Nach Handwerks-Brauch,
Mich recht von Herzen meynen,
Sonst müßt ich todt mich greinen.
Ach mache mir doch auff geschwind,
Du...
Christian Reuter
Das Jahr geht still zu Ende,
Nun sei auch still mein Herz.
In Gottes treue Hände
Leg ich nun Freud und Schmerz.
Wird uns durch Grabeshügel
Der klare Blick verbaut,
Herr, gib der Seele Flügel,
Daß sie hinüberschaut.
Hilf Du uns durch die Zeiten
Und mache fest das Herz.
Geh selber uns zur Seiten
Und führ uns heimatwärts.
Eleonore Fürstin Reuß
Der Mensch von heute
(zum Glück nicht alle)
Offene Ohren, weiches Herz,
selten wie im Wald die Trüffel,
häufiger sind Leid und Schmerz
und Gebrülle wie bei Büffel.
Kein Mensch hört einem Andern zu,
geht lieber stur den eig'nen Weg,
auch Mitleid ist schon längst tabu,
gehört nicht mehr zum Privileg.
Eiskalte Schulter, Herz aus Stein,
so geht der Mensch durch's Leben,
Gefühle zeigt er nur zum Schein,
will nur nehmen, doch nicht geben.
Erst wenn er liegt im Sterbebett,
erntet er das, was er...
Horst Rehmann