Herz Zitate (Seite 59)
Mein Engel hüte dein
Und willst du von mir scheiden,
Mein herzgeliebter Knab',
Soll alles dich begleiten,
Was ich von Freuden hab'.
Mir bleibt, wenn du geschieden,
Mein traurig Herz allein;
Fahr' hin, mein Lieb, in Frieden!
Mein Engel hüte dein!
Ihm ward zur Hut gegeben
Mein Glück und meine Ruh';
Ach, Glück und Ruh' und Leben,
Herzlieb, das bist ja du!
Und bist mir du geschieden,
Flieht auch der Engel mein;
Fahr' hin, mein Lieb, in Frieden!
Mein Engel hüte dein!
O daß er dir verschwiege,
Was...
Wilhelm Hertz
Sie sagen mir, ich soll dich meiden
Sie sagen mir, ich soll dich meiden
Und wissen auch der Gründe viel';
Es spricht die Welt so leicht vom Scheiden,
Als wär' es nur ein Maienspiel.
Und sprächst auch du, ich soll dich lassen,
So deuchte mir's ein böser Scherz,
Zur Buße wollt' ich dich umfassen
Und drücken an mein treues Herz.
Und sagt' ich selbst: "Sei's denn beschlossen!
Lieb' mich nicht mehr von dieser Stund'!"
So hieltest still du mich umschlossen
Und küßtest lächelnd meinen Mund.
Wilhelm Hertz
Geist der Jugend
Dir aber, Geist der Jugend, darf ich sagen,
Was knospend mir das junge Herz beschert!
Du weißt es, wie in thatenlosen Tagen
Im eignen Glühn die Seele sich verzehrt:
Und welchen Sang dürft' ich vor dir nicht wagen
Wenn ihn der Schönheit reiner Blick verklärt?
Im Reich der Dichtung ist die Schönheit Tugend –
Und Priesterin der Schönheit ist die Jugend.
Wilhelm Hertz
Wie zwei Bretter, schwimmend auf dem Weltmeer,
Finden sich und trennen sich die Menschen.
Jede zarte Blume der Bekanntschaft
Pflanzet schon der Trennung Dorn ins Herz dir.
Ach! und Trennung von geliebten Freunden
Ist uns, wie des Todes dunkle Blindheit.
Für die Krankheit gibt es keinen Arzt mehr.
Johann Gottfried von Herder
So schlage fröhlich, denn, mein Herz, du schlägst
Im Quell der Lieb', und dieser schlägt in dir!
Auf, atme frei, mein Geist, du atmest nicht
Im Erdendunst, du atmest Äther - Gott!
Und schiffe froh, mein Schiff des Lebens! Sturm
Und Welle machen dir nichts; dein Hafen ist,
Dein Anker, selbst dein Schiffbruch ist in Gott!
Johann Gottfried von Herder
An die Bäume im Winter
Gute Bäume, die ihr die starr entblätterten Arme
Reckt zum Himmel und fleht wieder den Frühling herab!
Ach, ihr müßt noch harren, ihr armen Söhne der Erde,
Manche stürmische Nacht, manchen erstarrenden Tag!
Aber dann kommt wieder die Sonne mit dem grünenden Frühling
Euch; nur kehret auch mir Frühling und Sonne zurück?
Harr geduldig, Herz, und bringt in die Wurzel den Saft dir!
Unvermutet vielleicht treibt ihn das Schicksal empor.
Johann Gottfried von Herder
Das Wundervöglein
Ein Vöglein flattert vor mir her
Mit silbergrauen Schwingen.
Hör' ich es singen,
Bleibt mir das Herz nicht länger schwer.
Das ist der Vogel vom Lande
»Über dem Leid«,
Trägt purpurne Tupfen am Rande
Vom Silberkleid.
Hat in viel dunkle Wellen
Seine Flügelchen getaucht ...
Meinem wunderfeinen Gesellen
Bleibt Licht auf Flug und Flaum gehaucht.
Karl Henckell
Rote Rosen
Rote Rosen, die glühen,
Zeugen glücklicher Zeit,
Als von Sorgen und Mühen
Das Herz befreit!
Über Trauer und Trümmer,
Wüsten, häßlichen Graus,
Blühenden Lebens Schimmer,
Neu breite dich aus!
Blüten, lang nicht beschieden,
Gruß aus schenkender Hand,
Boten der Sehnsucht nach Frieden,
Segnet, o segnet das freudlose Land!
Karl Henckell
Sei mir gegrüßt, mein Sauerkraut
Der Tisch war gedeckt. Hier fand ich
die altgermanische Küche.
Sei mir gegrüßt, mein Sauerkraut,
holdselig sind deine Gerüche.
Gestovte Kastanien im grünen Kohl,
so aß ich einst bei der Mutter!
Ihr heimischen Stockfische, seid mir gegrüßt,
wie schwimmt ihr klug in der Butter.
Jedwedem fühlenden Herz bleibt
das Vaterland ewig teuer.
Ich liebe auch recht braun geschmort
die Bücklinge und Eier.
Wie jauchzen die Würste in spritzendem Fett!
Die Krammtesvögel,...
Heinrich Heine
Es kommt zu spät, was du mir lächelst,
Was du mir seufzest, kommt zu spät!
Längst sind gestorben die Gefühle,
Die du so grausam einst verschmäht.
Zu spät kommt deine Gegenliebe!
Es fallen auf mein Herz herab
All deine heißen Liebesblicke,
Wie Sonnenstrahlen auf ein Grab.
Nur wissen möcht ich: wenn wir sterben,
Wohin dann unsre Seele geht?
Wo ist das Feuer, das erloschen?
Wo ist der Wind, der schon verweht.
Heinrich Heine
Im Mondenglanze ruht das Meer,
Die Wogen murmeln leise;
Mir wird das Herz so bang und schwer,
Ich denk der alten Weise,
Der alten Weise, die uns singt
Von den verlornen Städten,
Wo aus dem Meeresgrunde klingt
Glockengeläut und Beten –
Das Läuten und das Beten, wißt,
Wird nicht den Städten frommen,
Denn was einmal begraben ist,
Das kann nicht wiederkommen.
Heinrich Heine