Haut Zitate (Seite 2)
Der Exorzist
Ein Exorzist trieb Teufel aus;
Nicht einer durfte lang verweilen:
Mit Flüchen, Lachen oder Heulen
Verließ er stracks das fremde Haus.
Ein altes Weib wird vorgeführt,
Die sich mit allen Vieren bäumet;
Der Priester droht, die Vettel schäumet
Und Satanas kapituliert;
Erlaube mir nach altem Brauch
In eine fette Sau zu fahren;
Er sprachs und fuhr mit Haut und Haaren
Dem Exorzisten in den Bauch.
Gottlieb Konrad Pfeffel
Mädchen mit den krummen Beinen
Mädchen mit den krummen Beinen,
wie ein Dackel schief im Gang,
glätte mir dein weißes Leinen.
Grade will dein Wuchs mir scheinen,
liegst du lang.
Deine Haut, die fleckig, kreidig,
dir verunziert Stirn und Wang,
rötet sich und wird geschmeidig,
und dein Borstenhaar wird seidig,
liegst du lang.
Dein Organ ist wie der Spatzen
kreischend krächzender Gesang.
Komm auf schwellende Matratzen!
Wohllaut wird dein heisres Kratzen,
liegst du lang.
Armes Kind, nie kam ein...
Erich Mühsam
Das Wörtlein
Kürzlich kam ein Wort zu mir,
staubig wie ein Wedel,
wirr das Haar, das Auge stier,
doch von Bildung edel.
Als ich, wie es hieße, frug,
sprach es leise: »Herzlich«.
Und aus seinem Munde schlug
eine Lache Schmerzlich.
Wertlos ward ich ganz und gar,
rief's, ein Spiel der Spiele,
Modewort mit Haut und Haar,
Kaviar für zu viele.
Doch ich wusch's und bot ihm Wein,
gab ihm wieder Würde,
und belud ein Brieflein fein
mit der leichten Bürde.
Schlafend hat's die ganze Nacht
weit weg reisen...
Christian Morgenstern
Es gibt Sportskanonen, die
jagen
den falschen Gelegenheiten hinterher,
ringen
jeden Tag um ihre Existenz,
boxen
sich so gerade durch's Leben,
rennen
ihren verpaßten Chancen hinterher,
schwimmen
ständig gegen den Strom,
wandern
von einer Gelegenheit zur anderen,
schießen
oft übers Ziel hinaus,
segeln
fast immer gegen den Wind,
reiten
auf zu hohem Roß,
werfen
oftmals alles in die Waagschale,
laufen
sich die Hacken ab,
fliegen
bei manchen Gelegenheiten auf die Schnauze,
springen
dafür manchmal...
Willy Meurer