Gute Zitate (Seite 50)
Die Aspiranten
Du Göttlicher, wie geht es zu,
Daß deine Lieder so behagen?
Wir quälen uns zu ganzen Tagen,
Zu ganzen Nächten sonder Ruh;
Wir setzen Vers für Vers wie du,
Und wenn wir gute Leute fragen,
So ist kein Schimpf auf uns zu sagen;
Und dennoch wollen unsre Schuh'
Uns nicht wie dich zum Ruhme tragen;
O Mann, wir müssen dich drum fragen;
Denn du nur kannst uns lehren, du!
Der Dichter:
Weht's euch der Genius nicht zu,
So weiß ich wahrlich nicht zu sagen.
Gottfried August Bürger
An Arist
Wenn der gute Himmel mir
Ewig, ewig, doch vergönnte,
Daß ich, braver Mann, mit dir
Meine Tage verleben könnte!
Nimmer, nimmer wollt' ich dann
Noch nach andern Feuden jagen.
Ja, fürwahr! ich wollte d'ran
Kein gemeines Opfer wagen.
Lieb' und Wein wollt' ihn entsagen,
Deren doch ein froher Mann
Nicht gar leicht entraten kann.
Gottfried August Bürger
Wer ein Liebchen hat gefunden,
Die es treu und redlich meint,
Lohn' es ihr durch tausend Küsse,
Mach' ihr all das Leben süß,
Sei ihr Tröster, sei ihr Freund!
Trallalera, trallalera!
Doch sie treu sich zu erhalten,
Schließ' er Liebchen sorglich ein;
Denn die losen Dinger haschen
Jeden Schmetterling und naschen
Gar zu gern von fremden Wein.
Trallalera, trallalera!
Sonderlich beim Mondenscheine,
Freunde, nehmt sie wohl in Acht!
Oft lauscht da ein junges Herrchen,
Klirrt und lockt das kleine...
Christoph Friedrich Bretzner
Krankenbesuch
Zwei gute Gesellen wir waren,
Die Sonne und ich,
Wir sind in freudigen Jahren
Gar oft miteinander gefahren,
Nun bin ich siech.
Grau schleichen die Tage, die bangen,
Doch sieh, da erscheint
An meinem Bette ein Prangen,
Die Sonne mit leuchtenden Wangen
Besucht ihren Freund.
Jakob Boßhart
Die Menge, schwer zu überzeugen,
Kann Beispiel oder Macht nur beugen;
Drum soll, wer lehrt, die Worte sparen
Und sich durch Handeln offenbaren.
Verhaßt sind mir die Schwätzer alle
Mit ihrer Worte hohlem Schwalle,
Verhaßt sind mir die Glaubenswütigen
Wie die Verstandesübermütigen.
– Wer nicht durch ein erfreulich Leben
Weiß guten Lehren Reiz zu geben,
Dem wäre besser, daß er schwiege;
Denn nur durch Kampf gewinnt man Siege,
Und wo sich gutes Beispiel mehrt,
Wird selbst der Zweifler leicht...
Friedrich Martin von Bodenstedt
Schafft frohe Jugend euren Kinder,
Des Lebens Heimsuchung zu lindern;
Wer jung schon viel erfahren Gutes,
Trägt auch das Schlimmste leichten Mutes.
Doch wenn kein freundliches Erinnern
Zurückbleibt aus der Jugendzeit,
Dem fehlt der frische Trieb im Innern
Zu rechter Lebensfreudigkeit.
Friedrich Martin von Bodenstedt
Der Geist des Herrn ruht auf mir
Denn der Herr hat mich gesalbt
Er hat mich gesandt, den Armen die Gute Nachricht zu verkünden
Er hat mich gesandt, den Gefangenen zu verkünden, daß sie frei sind
Er hat mich gesandt, den Blinden zu verkünden,
daß sie das Licht sehen werden
Er hat mich gesandt, den Unterdrückten Befreiung zu bringen
und ein Jahr der Wohltaten Gottes auszurufen.
Bibel
Katastrophen
Um das Volk zu dirigieren,
heißt's mit Ablenkung regieren.
Darum wird auch gern berichtet,
wie die Menschheit sich vernichtet.
Mord und Totschlag, Korruption,
Terrorismus, Inflation,
Ölverschmutzung, Sportskandal,
ist da eine gute Wahl.
Vogelgrippe, Krebsgefahr,
stellt in krasser Art man dar.
Erderwärmung, Umweltgrau
passen ins Konzept genau.
Wer denkt da noch an die Steuern,
die sich jährlich hier verteuern,
oder an den Arbeitsmarkt,
der im Ausland nur erstarkt?
Erhard Horst Bellermann
Kannst du das Schönste nicht erringen,
so mag das Gute dir gelingen.
Ist nicht der große Garten dein,
wird doch ein Blümchen für dich sein.
Nach Großem drängt's dich in der Seele?
Daß sie im Kleinen nur nicht fehle!
Tu heute recht – so ziemt es dir;
der Tag kommt, der dich lohnt dafür!
So geht es Tag für Tag; doch eben
aus Tagen, Freund, besteht das Leben.
Gar viele sind, die das vergessen:
Man muß es nicht nach Jahren messen.
Eduard von Bauernfeld
Epitaph
Der gute Mann, den wir zu Grabe tragen,
Sieht wächsern aus und scheint erstarrt zu sein.
Doch war er so verliebt in allen Schein,
Daß man sich hüten muß, ihn tot zu sagen.
Er liebte es in allen Lebenslagen
Dem Unerhörten nur Gehör zu leihn.
Umgeben so von hundert Fabulein
Kann man nur zögernd ihm zu glauben wagen.
Drum, wenn auch jetzt sein schmaler Maskenmund
Geschlossen liegt und nicht mehr sprechen mag:
Er lauscht vielleicht nur in den Schöpfergrund ...
Und steht dann wieder auf...
Hugo Ball
Ein gutes Wort,
eine nette Geste...
... ein Schritt
weiter ins helle Fehl der
Menschlichkeit.
Einmal auseinandersetzen in ruhigem Gespräch.
Nicht einander zusetzen im Streit...
...ein Takt
mehr in die
Friedensmelodie.
Einmal etwas mehr geben,
ein wenig verzichten...
...ein Licht
mehr in der dunklen
Gerechtigkeitsecke.
Einmal mehr versuchen,
zu verstehen...
...ein Grad plus
weiter fort vom
Gefrierpunkt des Liebesthermometers.
Einmal mit offenen Augen
durch die Welt gehen,
sehen, daß es noch...
Kristiane Allert-Wybranietz