Gut Zitate (Seite 39)
Licht und Wärme
Der bessre Mensch tritt in die Welt
Mit fröhlichem Vertrauen,
Er glaubt, was ihm die Seele schwellt,
Auch außer sich zu schauen,
Und weiht, von edlem Eifer warm,
Der Wahrheit seinen treuen Arm.
Doch alles ist so klein so eng,
Hat er es erst erfahren,
Da sucht er in dem Weltgedräng
Sich selbst nur zu bewahren,
Das Herz in kalter stolzer Ruh
Schliesst endlich sich der Liebe zu.
Sie geben, ach! nicht immer Glut
Der Wahrheit helle Strahlen,
Wohl denen, die des...
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Unkraut:
Wie kommt's, daß du so traurig bist,
Und gar nicht einmal lachst?
Ich seh dir's an den Augen an,
Daß du geweinet hast.
Gärtner:
Und wer ein'n steinigen Acker hat,
Dazu 'nen stumpfen Pflug,
Und dessen Schatz zum Schelmen wird,
Hat der nicht Kreutz genug?
Unkraut:
Doch wer mit Katzen ackern will,
Der spann die Mäus voraus,
So geht es alles wie ein Wind,
So fängt die Katz die Maus.
Hab all mein Tag kein Gut gethan,
Hab's auch noch nicht im Sinn;
Die ganze Freundschaft weiß es ja,
Daß...
Joseph Victor von Scheffel
Geisterflug
Kronos: Ruhe im Weltall!
Jehova: Alle Sonnen schlafen.
Astaroth: Ein schwüler Atemzug geht durch den Raum.
Athene: Wie lange noch, bis wir hinüber sind?
Jehova: Drei Ewigkeiten. –
Wodan: Seht ihr den Kohlenkloß?
Astaroth: Er züngelt in purpurroten Flammen.
Luzifer: Hat ausgeleuchtet!
Jehova: Dort sein Planetenchor!
Astaroth: Die sieben schwarzen Klumpen?
Wodan: Dort stand die Erde. –
Athene: Seht ihr die Flammenschlinge, die um die Sonne ringt?
Astaroth: Und dort in schräger Kurve...
Ludwig Scharf
Mancherlei Sorgen und mancherlei Schmerzen
Quälen uns wahrlich aus eigener Schuld.
Hoffnung ist Labsal dem wundesten Herzen,
Duldende stärket gelassne Geduld.
Wenn euch die Nebel des Trübsinns umgrauten,
Hebt zu den Sternen den sinkenden Mut;
Heget nur männliches, hohes Vertrauen!
Guten ergeht es am Ende doch gut.
Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis
Du glaubtest längst dich vorbereitet
Mit willigem Entsagen;
Und nun das Schicksal dich bestreitet,
So mußt du dennoch klagen.
Der Kämpfer war mit Muth gebrüstet,
Und glaubte sich wie gut! gerüstet;
Doch wenn hervor der Schrecken schreitet
Des Kampfes, wird er zagen.
Was hilfts auch, die Gedanken lenken
Auf das im Voraus, und sie senken
In das, was gar sich nicht läßt denken,
Eh man es muß ertragen!
Friedrich Rückert
Wenn es dir übel geht, nimm es für gut nur immer;
Wenn du es übel nimmst, so geht es dir noch schlimmer;
Und wenn der Freund dich kränkt, verzeih's ihm und versteh:
Es ist ihm selbst nicht wohl, sonst thät er dir nicht weh;
Und kränkt die Liebe dich, sei dir's zur Lieb ein Sporn;
Daß du die Rose hast, das merkst du erst am Dorn.
Friedrich Rückert
Komm, sprach das Mädchen, setze dich
Und nimm mich in die Lehre,
Verhöre deine Schülerin,
Da hast du die Grammäre.
Gut, sprach ich, liebe Schülerin,
Allein mir fehlt ein Rütchen;
Wenn du den Lehrer zornig machst,
Wie kühlt er sich das Mütchen?
Er soll, sprach sie, für jedes Wort
Mich an dem Näschen zupfen,
Und wenn er härter strafen will,
Mich an den Härchen rupfen.
Wie? sprach ich, sollen für den Mund
Die armen Härchen büßen?
Für jedes Wort, das du nicht weißt,
Sollst du mich einmal küssen.
Friedrich Rückert
Gestörter Friede
Was mich still und traurig macht,
Darf ich Keinem sagen,
Einsam denk' ich's Tag und Nacht,
Einsam muß ich's tragen.
Was mir sonst am Herzen lag
Ist dahin genommen,
Seit von drüben Tag für Tag
Schreck und Groll mir kommen.
Ach, wie schlimm die Welt gewußt
Seinen Sinn zu thören!
Ihn zu treiben, mir mit Lust
Glück und Ruh zu stören!
Soll sich Alles, was einst gut,
Uns so schnell verleiden?
Freie Red' und Uebermuth
Will nicht jeden kleiden.
Was mir ganz und gar mißfällt,
Dient...
Otto Roquette
Lebensabschnitt
Ich mache eine Amnestie
Aus herzlichem Verlangen.
Und sei auch du und sein auch Sie
Zu mir ganz unbefangen.
Das Leben ist ein Rutsch-Vorbei!
Nur das, was echt gewesen,
Nährt weiterhin. – Ein Besen,
Zu wild geschwenkt, schlägt viel entzwei..
Seid gut zu mir und macht Radau,
Verzeihend und aus Reue!
Wollt Ihr? Wer reist aufs neue
Mit mir ins Himmelsblau?
Joachim Ringelnatz