Gott Zitate (Seite 7)
Gott ist das beladenste aller Menschenworte. Keines ist so besudelt, so zerfetzt worden. Die Geschlechter der Menschen haben die Last ihres geängstigten Lebens auf dieses Wort gewälzt und es zu Boden gedrückt; es liegt im Staub und trägt ihrer aller Last. - Wir müssen die achten, die es verpönen, weil sie sich gegen das Unrecht und den Unfug derer auflehnen, die sich so gern auf die Ermächtigung durch Gott berufen; aber wir dürfen es nicht preisgeben.
Martin Buber
[Gott]
Du kommst und gehst. Die Türen fallen
viel sanfter zu, fast ohne Wehn.
Du bist der Leiseste von allen,
die durch die leisen Häuser gehn.
Man kann sich so an dich gewöhnen,
daß man nicht aus dem Buche schaut,
wenn seine Bilder sich verschönen,
von deinem Schatten überblaut;
weil dich die Dinge immer tönen
nur einmal leis und einmal laut.
Oft wenn ich dich in Sinnen sehe,
verteilt sich deine Allgestalt;
du gehst wie lauter lichte Rehe,
und ich bin dunkel und bin Wald.
Du bist ein Rad, an...
Rainer Maria Rilke
Gott
So bin ich nur als Kind erwacht,
so sicher im Vertraun,
Nach jeder Angst und jeder Nacht
Dich wieder anzuschaun.
Ich weiß, so oft mein Denken mißt:
wie tief, wie lang, wie weit, –
Du aber bist und bist und bist,
Umzittert von der Zeit.
Mir ist als wär' ich jetzt zugleich
Kind, Knab und Mann und mehr,
Ich fühle: nur der Ring ist reich
Durch seine Wiederkehr.
Ich danke Dir, Du tiefe Kraft,
Die immer leister mit mir schafft
Wie hinter vielen Wänden;
Jetzt ward mir erst der Werktag...
Rainer Maria Rilke
Gott, wie begreif ich deine Stunde,
als du, daß sie im Raum sich runde,
die Stimme vor dich hingestellt;
dir war das Nichts wie eine Wunde,
da kühltest du sie mit der Welt.
Jetzt heilt es leise unter uns.
Denn die Vergangenheiten tranken
die vielen Fieber aus dem Kranken,
w i r fühlen schon in sanftem Schwanken
den ruhigen Puls des Hintergrunds.
Wir liegen lindernd auf dem Nichts
und wir verhüllen alle Risse;
du aber wächst ins Ungewisse
im Schatten deines Angesichts.
Rainer Maria Rilke