Golden Zitate (Seite 4)
Trinklied im Winter
Das Glas gefüllt!
Der Nordwind brüllt;
Die Sonn' ist niedergesunken!
Der kalte Bär
Blinkt Frost daher!
Getrunken, Brüder, getrunken!
Die Tannen glühn
Hell im Kamin,
Und knatternd fliegen die Funken!
Der edle Rhein
Gab uns den Wein!
Getrunken, Brüder, getrunken!
Der edle Most
Verscheucht den Frost,
Und zaubert Frühling hernieder;
Der Trinker sieht
Den Hain entblüht,
Und Büsche wirbeln ihn Lieder!
Er hört Gesang
Und Harfenklang,
Und schwebt durch blühende Lauben!
Ein...
Ludwig Heinrich Christoph Hölty
Nimm dich in acht!
Seltsame Kreise
Spinnen sich leise
Aus klagenden Augen
Und sie saugen
An deinem Glück!
Einen Andern
Hätten die Kreise
Golden umgeben,
Kraft ihm entzündend,
Liebe verkündend;
Dich aber quälen sie,
Schweigend erzählen sie
Dir von Entbehrung,
Die du verschuldet hast,
Dir von Entehrung,
Die du geduldet hast,
Und von Wünschen, unerfüllbar,
Und von Sehnsucht, die unstillbar
Ihr betrognes Herz durchbebt,
Wie die Ahnung des Verlornen,
Die um blasse Kinderwangen...
Hugo von Hofmannsthal
Hymnus an die Dummheit
Dummheit, erhabene Göttin,
Unsere Patronin,
Die du auf goldenem Throne,
Auf niedriger Stirne die blitzende Krone,
Stumpfsinnig erhabenes Lächeln
Auf breitem, nichtssagendem Antlitz –
Königlich sitzest:
Siehe herab mit der Milde Miene
Auf deine treuen, dir nach-
Dummenden Kinder,
Verjage aus dem Land
Die Dichter und Künstler und Denker,
Unsere Verächter,
Vernichte die Bücher – Traumbuch und Rechenknecht,
Briefsteller und Lacherbsen verschonend,
Und wir bringen ein...
Peter Hille
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten
daß ich so traurig bin
Ein Märchen aus uralten Zeiten
das kommt mir nicht aus dem Sinn
Die Luft ist kühl und es dunkelt
und ruhig fließt der Rhein
Der Gipfel des Berges funkelt
im Abendsonnenschein
Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar,
Ihr gold'nes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar,
Sie kämmt es mit goldenem Kamme,
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewalt'ge Melodei.
Den Schiffer im kleinen Schiffe,
Ergreift es...
Heinrich Heine
Amors Klage
Sonst, wenn mir vom Bogen
goldene Pfeile flogen,
ach, wie heiß und wahr
liebte sich ein Paar!
Noch sind alle Herzen
rasch zu Minnesscherzen,
aber laulich kalt,
treulos, o wie bald!
Mich ergreift Entsetzen.
Menschen! Euch ergetzen
unstet von Natur
meine Flügel nur.
Johann Christoph Friedrich Haug
Begehren ist des Menschen höchster Trieb!
Das Denken ist ein Traum,
Und alles Handeln Stümperwerk,
Nur das Genießen ist das echte Tun!
Ein jeder Kelch verschäumt,
Das Schönste welkt,
Und nichts auf Erden währt:
Nur die Begier ist unsterblich!
Sie ist eine goldene Fliege,
Die, tausendmal ertränkt im Trank der Lust,
Wir auf den Grunde des geleerten Bechers
Doch immer wiederum lebendig finden.
Robert Hamerling
Sehnsucht, auf den Knieen
Schautest du himmelwärts –
Einzelne Wolken ziehen,
Kommen und entfliehen,
Ewig hofft das Herz.
Liebe – himmlisch Wallen
Goldener Jugendzeit –
Einzelne Strahlen fallen
Wie durch Pfeilerhallen
In das Leben weit.
Einsam in alten Tagen
Lächelt Erinnerung;
Einzelne Wellen schlagen
Rauschen herauf wie Sagen:
Herz, auch du warst jung!
Julius Waldemar Grosse
Einsame Nacht
Meines Hauses dunkle Giebel
steigen hoch ins Wolkenwehn.
Zauberbrunnen sind die Wände,
drin durch kühle Schattenhände
Eimer auf und niedergehn.
In dem Wechsel alles Schwebens
was bereitet doch die Zeit?
Alle Wandrer jetzt auf Erden
müssen schauernd Zeuge werden
ihrer tiefen Einsamkeit.
Haupt hinauf, wo im Gewölbten
wirkend eins ums andre kreist:
um die Wolken tanzen Sterne,
um die Sterne rollt die Ferne,
um die Ferne fährt der Geist.
In die Wanderschaft der Kreise
blühst du auf...
Leo Greiner
Es fürchte die Götter
Das Menschengeschlecht.
Sie halten die Herrschaft
In ewigen Händen
Und können sie brauchen
Wie's ihnen gefällt.
Der fürchte sie doppelt,
Den sie je erheben!
Auf Klippen und Wolken
Sind Stühle bereitet
Um goldene Tische.
Erhebet ein Zwist sich,
So stürzen die Gäste,
Geschmäht und geschändet,
In nächtliche Tiefen
Und harren vergebens
Gerechten Gerichts.
Johann Wolfgang von Goethe
Frühling
Tage der Wonne,
Kommt ihr so bald?
Schenkt mir die Sonne
Hügel und Wald?
Reichlicher fließen
Bächlein zumal.
Sind es die Wiesen?
Ist es das Tal?
Blauliche Frische!
Himmel und Höh!
Goldene Fische
Wimmeln im See.
Buntes Gefieder
Rauschet im Hain;
Himmlische Lieder
Schallen darein.
Unter des Grünen
Blühender Kraft
Naschen die Bienen
Summend am Saft.
Leise Bewegung
Bebt in der Luft,
Reizende Regung,
Schläfernder Duft.
Mächtiger rühret
Bald sich ein Hauch,
Doch er verlieret
Gleich sich im...
Johann Wolfgang von Goethe
Vor Gericht
Von wem ich es habe, das sag ich euch nicht,
Das Kind in meinem Leib. _
Pfui! speit ihr aus: die Hure da! _
Bin doch ein ehrlich Weib.
Mit wem ich mich traute, das sag ich euch nicht.
Mein Schatz ist lieb und gut,
Trägt er eine goldene Kett am Hals,
Trägt er einen strohernen Hut.
Soll Spott und Hohn getragen sein,
Trag ich allein den Hohn.
Ich kenn ihn wohl, er kennt mich wohl,
Und Gott weiß auch davon.
Herr Pfarrer und Herr Amtmann ihr,
ich bitt, lasst mich in Ruh!
Es ist mein...
Johann Wolfgang von Goethe
Diese Richtung ist gewiß,
Immer schreite, schreite!
Finsternis und Hindernis
Drängt mich nicht zur Seite.
Endlich leuchtest meinem Pfad,
Luna! klar und golden;
Immer fort und immer grad
Geht mein Weg zur Holden.
Nun der Fluß die Pfade bricht,
Ich zum Nachen schreite,
Leite, liebes Himmelslicht,
Mich zur andern Seite.
Seh ich doch das Lämpchen schon
Aus der Hütte schimmern,
Laß um deinen Wagenthron
Alle Sterne glimmern.
Johann Wolfgang von Goethe
Mailied
Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!
Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch
Und Freud' und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd', o Sonne!
O Glück, o Lust!
O Lieb', o Liebe!
So golden schön,
Wie Morgenwolken
Auf jenen Höhn!
Du segnest herrlich
Das frische Feld,
Im Blütendampfe
Die volle Welt.
O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb' ich dich!
Wie blickt dein Auge!
Wie liebst du mich!
So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und...
Johann Wolfgang von Goethe