Glücks Zitate (Seite 124)
Sehnsucht im Herbst
O welch ein Lied mit süßen Heimatsklängen,
Welch ein Akkord voll Glück und Schmerz,
Als ob die Nachtigallen alle sängen,
Erregt aufs Neue mir das Herz!
Ihr Nachtigallen, könnt ich mit euch ziehn!
Mich zieht es hin zu jenen linden Lüften,
Wie es den Vogel nach dem Maimond zieht,
Zu Lorbeerhainen, ach zu Sonnentriften!
Mein Vaterland ist, wo der Frühling blüht,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht!
Mein Sinn, mein – Trübsinn nach der Heimat steht!
O lockend Lied, wer ist...
Ludwig Eichrodt
Von der Freundschaft
Wer keinen Freund gefunden,
Und immer stand allein,
Der hat auch nie empfunden recht
Das Glück, ein Mensch zu sein.
Wer keinen Freund gefunden,
Der ist vielleicht ein – Christ;
Der ist vielleicht ein Schurke traun!
Wenn er kein Esel ist.
Vielleicht ein Unglücksvogel
Mag der Verkannte sein,
Doch der ist auch der Einzige,
Dem ich es kann verzeihn.
Ludwig Eichrodt
Nun hab ichs endlich überstanden,
Ich fühle mich so frei und froh,
Weil ich aus den verruchten Banden
Mit einer kühnen That entfloh;
Ich hab auf ewig sie verschworen
Die schmähliche Vergangenheit.
Von heute bin ich neu geboren.
Und morgen kommt die bessre Zeit.
Schon hat das Glück mir hergesendet
Aus seiner Sonnen einen Strahl,
Ich jauchze, denn sie ist geendet,
Die tausendfache Seelenqual.
Dich, goldne Freiheit, hab ich wieder,
Mir schickt die Freude ihren Gruß,
Und zu mir selber kehr ich...
Ludwig Eichrodt
Über die beglänzten Gipfel
Fernher kommt es wie ein Grüßen;
Flüsternd neigen sich die Wipfel,
Als ob sie sich wollten küssen.
Ist er doch so schön und milde!
Stimmen gehen durch die Nacht,
Singen heimlich von dem Bilde -
Ach, ich bin so froh erwacht!
Plaudert nicht so laut, ihr Quellen!
Wissen darf es nicht der Morgen!
In der Mondnacht linde Wellen
Senk' ich still mein Glück und Sorgen.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Lange hab' ich gelebt und gestrebt,
Viel gesponnen, doch wenig gewebt,
Mehr als ich wert war, ward ich geehrt,
Mehr als Verdienterem, Glück mir beschert:
Nur das Zeugnis darf ich mir geben,
Daß ich bemüht war, pflichttreu zu leben.
Wo ich gewichen vom rechten Pfade,
Hoff' ich in Demut auf Gottes Gnade,
Und in des lebenden Vaters Hände
Leg' ich den Lebensrest und mein Ende.
Moritz Wilhelm Heinrich Drobisch
Die Kraft der Kindheit
Das Glück der Kindheit
noch einmal fangen,
dort, wo der Wind
die Wiese durchkämmt.
Dort, wo die Füße
auf sandigem Boden,
uns schneller tragen
und ungehemmt.
Wo unsere Hände
fester sich fassen,
beim Sprung über einen
schmutzigen Bach.
Wo unsere Herzen
nichts wirklich hassen.
Wo Kräfte wuchsen
für das Danach.
Sonja Drechsel-Walther
O mach mich mild! Gib mir für fremden Schmerz
Ein göttlich Neigen und ein warm Erkennen;
Und laß um ein zertretnes Menschenherz
In meinem Herzen tausend Wunden brennen.
Gib meinem Ringen nur das fromme Glück,
In jedem Dunkel deinen Stern zu sehen;
Und laß mich still mit weichem Kindesblick
Durch eine Welt der Nacht und Sünde gehen.
Doch sieht die Schuld mich hilfeflehend an
Und windet sich, von Reuequal zerrissen,
So gib, daß ich die goldne Binde dann
Mit Freuden tausche um ein heilig...
Hedwig Dransfeld
Gottes Wille
Du hungerst nach Glück, Eva,
und fürchtest dich den Apfel zu pflücken,
den dein Gott dir verboten hat
vor dreitausend Jahren,
du junges Geschöpf!
Jeden Abend seh ich dich,
wie du die magern Händchen
in deinem einsamen Bette
emporringst zu dem Gott der alten Leute:
Gieb ihn, gieb ihn mir!
Du arme Geduld!
Er hat noch nie die Furchtsamen beglückt,
der alte Gott.
Er gab dir deinen Hunger, deine Hände:
Greif zu und iß – dann dulde!
Richard Fedor Leopold Dehmel
Die Illusion
Was ist die Freude, das Glück, das Leben
ohne den Traum von Hoffnung und von Ruhm!
Eine Straße, endlos, öd, uneben:
immer müder wird dein Pilgertum.
Gieb mir Melodieen – oh, nur eine:
wiege das Herz in Träume, wenn es schreit!
und dir wachsen ewige Marmorsteine
aus der Asche der Vergangenheit.
Hoffnung! Ruhm! was soll ich mich beklagen;
ein Diadem zieht strahlend vor mir her.
Was tut’s, ein Leben wie ein Bettler tragen,
wenn man stirbt wie Pindar und Homer!
Richard Fedor Leopold Dehmel
Wenn eines Menschen Seele du gewonnen
Und in sein Herz hast tief hineingeschaut
Und ihn befunden einen klaren Bronnen,
In dessen reiner Flut der Himmel blaut:
Laß deine Zuversicht dann nichts dir rauben,
Und trage lieber der Enttäuschung Schmerz,
Als daß du grundlos ihm entziehst den Glauben –
Kein größer Glück als ein vertrauend Herz!
Laß adlermutig deine Blicke schweifen
Bis dicht an die Unmöglichkeit heran:
Kannst du des Freundes Thun nicht mehr begreifen,
So fängt der Freundschaft frommer...
Felix Dahn