Glaube Zitate (Seite 29)
Wenn eines Menschen Seele du gewonnen
Und in sein Herz hast tief hineingeschaut
Und ihn befunden einen klaren Bronnen,
In dessen reiner Flut der Himmel blaut:
Laß deine Zuversicht dann nichts dir rauben,
Und trage lieber der Enttäuschung Schmerz,
Als daß du grundlos ihm entziehst den Glauben –
Kein größer Glück als ein vertrauend Herz!
Laß adlermutig deine Blicke schweifen
Bis dicht an die Unmöglichkeit heran:
Kannst du des Freundes Thun nicht mehr begreifen,
So fängt der Freundschaft frommer...
Felix Dahn
Von Einfällen
Glaubt mir, es wird mir oft zur Pein:
Es fällt mir immer etwas ein!
Ach, dies soll nicht geprahlet sein:
Denn nicht Gedanken nur allein:
Wunsch-Schlösser, stolz und kühn und fein,
Und Traumgebäude von schönem Schein, –
An Männlein und Weiblein der Glaube mein, –
Es fällt mir immer etwas ein!
Felix Dahn
Dilemma
Das glaube mir – so sagte er –,
Die Welt ist mir zuwider,
Und wenn die Grübelei nicht wär,
So schöß ich mich darnieder.
Was aber wird nach diesem Knall
Sich späterhin begeben?
Warum ist mir mein Todesfall
So eklig wie mein Leben?
Mir wäre doch, potzsapperlot,
Der ganze Spaß verdorben,
Wenn man am Ende gar nicht tot,
Nachdem, daß man gestorben.
Wilhelm Busch
Liebe ohne Heimat
Meine Liebe, lange wie die Taube
Von dem Falken hin und her gescheucht,
Wähnte froh, sie hab' ihr Nest erreicht
In den Zweigen einer Götterlaube.
Armes Täubchen! Hart getäuschter Glaube!
Herbes Schicksal, dem kein andres gleicht!
Ihre Heimat, kaum dem Blick gezeigt,
Wurde schnell dem Wetterstrahl zum Raube.
Ach, nun irrt sie wieder hin und her!
Zwischen Erd' und Himmel schwebt die Arme,
Sonder Ziel für ihres Flugs Beschwer.
Denn ein Herz, das ihrer sich erbarme,
Wo sie noch...
Gottfried August Bürger
Höchstes Leid
Hart ist's an dem Grab zu steh'n
Derer, die du heiß geliebet,
Hart auch, wie am Fels der Zeit
Traum um Traum in Nichts zerstiebet.
Bittrer als des Todes Raub,
Und was kalt die Zeit entwendet,
Ist's, wenn du dein best Gefühl
An Unwürdige verschwendet.
Wie ein Bettler stehst du da,
Der sein Alles hingegeben,
Dem nichts blieb von seinem Schatz,
Als das nackte, arme Leben.
Wie, von roher Hand gestürzt,
Liegt ein Götterbild im Staube,
Also ist ein Trümmerhauf'
Deines Herzens...
Luise Büchner
Rosette
An Rosettens Blicken hangend,
Schmachtend, seufzend und verlangend,
Fleh ich mit vergebner Müh:
"Kannst du ewig meine Klagen,
Meinen Tränen dich versagen?
Lohnst du meine Treue nie?"
Aber immer unbeweglich
Hört das kalte Mädchen täglich
Meine Seufzer an und spricht:
"Hoffnung nährt allein die Liebe!
Glaub, ich teilte deine Triebe,
Wünscht ich ihre Dauer nicht!"
Heinrich Christian Boie
Vorfrühling
Sieh da: Die Weide schon im Silberpelz,
Die Birken glänzen, ob auch ohne Laub,
In einem Lichte, das wie Frühling ist.
Der blaue Himmel zeigt türkisenblau
Ganz schmale Streifen, und ich weiß, das ist
Des jungen Jahres erster Farbenklang,
Die ferne Flöte der Beruhigung:
Die Liebe hat die Flügel schon gespannt,
Sie naht gelassenen Flügels himmelher,
Bald wird die Erde bräutlich heiter sein.
Nun Herz, sei wach und halte dich bereit
Dem holden Gaste, der mit Blumen kommt
Und Liebe...
Otto Julius Bierbaum
Du sagtest mir in jener Stunde
Daß meine Seele reich ist…
Ich glaube fast, daß mir im Grunde
Nur alles, – alles – gleich ist.
Ich freu' mich jeder Seelenblüte,
Die fremden Athem haucht,
Seit jeder Kelch, der mir entglühte,
Erstarrt ist und verraucht…
Und fremde Blumen muß ich warten,
– Das lag mir einst so fern! –
… Weil ich den eig'nen, todten Garten
Vergessen will, so gern!
Lisa Baumfeld
Wie manch ein Wort, das treu gemeint,
Hat doch ein fremdes Herz gekränkt,
Daß über dich es still geweint
Und deiner zürnend nun gedenkt.
O Freund, trifft dich ein bitter Wort,
So wehr' dem Groll, der schnell erwacht,
In Liebe prüfe, glaube fort:
Es war so böse nicht gedacht!
Er hatte es gar treu gemeint,
Er wollte mahnen, kränken nicht;
Wie oft ein Wort so bitter scheint,
Das liebend eine Seele spricht.
Ludwig Auerbach
Der Soldat
Es geht bei gedämpfter Trommeln Klang;
Wie weit noch die Stätte! der Weg wie lang!
O wär' er zur Ruh' und alles vorbei!
Ich glaub', es bricht mir das Herz entzwei!
Ich hab' in der Welt nur ihn geliebt,
Nur ihn, dem jetzt man den Tod doch gibt!
Bei klingendem Spiele wird paradiert,
Dazu, dazu bin auch ich kommandiert.
Nun schaut er auf zum letzten Mal
In Gottes Sonne freudigen Strahl;
Nun binden sie ihm die Augen zu -
Dir schenke Gott die ewige Ruh'!
Es haben dann neun wohl...
Hans Christian Andersen
Sprich mit den Reisenden
Es gibt Haltestellen
im Leben,
da braucht man dringend
die Hilfe der Mitreisenden,
die einen hindern müssen,
auszusteigen.
Allein kann man dem Reiz,
den Strapazen der Weiterfahrt
zu entkommen,
dann kaum widerstehen.
Und wenn ich mir
die steigenden Selbstmordraten
anschaue,
glaube ich,
daß sehr viele einsam reisen,
obwohl der Zug doch immer voller wird.
Sprich mit den Reisenden!
Kristiane Allert-Wybranietz