Gib Nicht Zitate (Seite 6)
Lebensbrot
Gib es nicht den Vielen,
Sie verstehen's selten:
Flug zu feinsten Zielen
Lassen sie nicht gelten.
Plump ins Auge springen
Muß, wozu sie drängen,
An den Außendingen
Bleibt ihr Wille hängen.
Messen alle Gabe
Nach der Gier der Meisten,
Wähnen, alles trabe
Nach gemeinem Leisten.
Mögen's nie erfassen,
Daß die Himmelskronen
Sich erringen lassen
Nur durch Höllenzonen.
Daß ein köstlich Winken,
Süß wie Frauenkosen,
Mild wie Sternenblinken,
Liegt im Absichtslosen.
Daß die tiefen...
Karl Henckell
Zu Aachen, im alten Dome,
liegt Karolus begraben.
(Man muß ihn nicht verwechseln
mit Karl Mayer, der lebt in Schwaben.)
Ich möchte nicht tot und begraben
sein als Kaiser zu Aachen im Dome;
weit lieber lebt ich als kleiner Poet
zu Stukkert am Neckarstrome.
Zu Aachen langweilen sich auf der
Straß die Hunde, sie flehn untertänig:
Gib uns einen Fußtritt, o Fremdling, das
wird vielleicht uns zerstreuen ein wenig.
Heinrich Heine
Mein Freund
verhalte dich nicht wie jener,
der an der Feuerstelle sitzt,
das Feuer erlöschen sieht und dann
vergebens in die kalte Asche bläst.
Gib die Hoffnung nie auf,
und verharre nicht in Verzweiflung
über das, was vergangen ist,
denn das Unwiederbringliche
zu beweisen ist die schlimmste
der menschlichen Schwächen.
Khalil Gibran
Der Ring des Polykrates
(Lukas 16.9, Machet euch Freunde
mit dem ungerechten Mammon.)
Der glückliche Polykrates,
Bang vor der Götter Neid,
Hat seinen besten Fingerring
Dem Ocean geweiht.
Und doch – versühnen kann er nicht
Das zürnende Geschick,
Ihm gibt das Meer in Fischesmund
Sein Opfergeld zurück.
Du, weiser als der Griechenfürst,
Nicht in die öde Flut,
Ins arme Volk, ins Menschenmeer
Wirf deines Danks Tribut.
Gedenk in deinem Überfluß
An deiner Brüder Noth,
Dem Nackten gib ein warm...
Karl Gerok
Ein Anderes an der Freunde Einen
Laß den Tag deine sein, doch deine nicht alleine:
gib uns ein Teil davon, uns, die wir auch sind deine,
als wie du unser bist! Verschleiß' die liebe Zeit
mit angenehmer Lust und leichter Fröhlichkeit!
Wir sind bereit darzu, in was wir nur vermügen,
dich mit auch gleicher Gunst und Liebe zu vergnügen.
Schon' keine Kosten nicht, und denke dies darbei,
daß in dem ganzen Jahr' ein solcher Tag nur sei!
Paul Fleming (Flemming)
Der Verzweifelte
Nicht mehr zu dir zu gehen,
Beschloss ich und beschwor ich,
Und gehe jeden Abend,
Denn jede Kraft und jeden Halt verlor ich.
Ich möchte nicht mehr leben,
Möcht augenblicks verderben,
Und möchte doch auch leben
Für dich, mit dir, und nimmer, nimmer sterben.
Ach rede, sprich ein Wort nur,
Ein einziges, ein klares,
Gib Leben oder Tod mir,
Nur dein Gefühl enthüllle mir, dein wahres!
Georg Friedrich Daumer
Fast eine Glosse?
Verheirateter Priester für Pflichtzölibat
Das berühmt-berüchtigte kath.net bringt es an den Tag: Da wird in Wien ein verheirateter protestantischer Pastor durch des Kardinals Gnade römisch-katholischer Priester. Und gibt von sich: "Die generelle Aufhebung der Zölibatsverpflichtung scheint mir nicht der richtige Weg zu sein."
Ulkig, nicht wahr? Oder vielleicht doch eher unglaubwürdig? So nach dem Motto: "Mutti, gib mir Schokolade. Aber meinem Brüderchen gibt bitte keine. Sie...
Walter Ludin