Gib Nicht Zitate (Seite 4)
"Ihr seid das Salz der Erde", hast gesagt,
Als auf die Erde mich entließest, Gott.
Froh war ich, stolz, und habe nie geklagt.
Nun muß ich bitten, denn ich bin in Not.
Ich bin ein alter Mann und müder Mann.
Ich möchte flehn: "Nimm mich zurück zu dir.
Die Welt ist so, daß ich nicht leben kann.
Ich kann nicht Salz mehr sein, was soll ich hier?"
Doch eine Sünde wäre das Gebet,
Denn Sünde ist es, wenn ein Mensch erschlafft,
Den Gott dahin gestellt hat, wo er steht.
Noch hab ich nichts, das ich...
Paul Ernst
Vater im Himmel! Was ist doch der Mensch ohne Dich! Wie ist alles, was er weiß, wie ist all sein Streben nur eine halbfertige Arbeit, aber wenn er Dich nicht kennt, Dich, den Einen, der alles ist! So gib Du dem Verstande die Weisheit, das eine zu fassen. Dem Willen Reinheit, nur eines zu wollen, in Leiden Geduld, nur eines zu wollen. O Du, der Du beides gibst, das Anfangen und das Vollenden, gib zeitig, wenn der Tag graut, dem Jüngling den Entschluß, nur eines zu wollen; wenn der Tag sich...
Søren Aabye Kierkegaard
So gib mir auch die Zeiten wieder, / da ich noch selbst im Werden war, / da sich ein Quell gedrängter Lieder / ununterbrochen neu gebar, / da Nebel mir die Welt verhüllten, / die Knospe Wunder noch versprach, / da ich die tausend Blumen brach, / die aller Täler reichlich füllten! / Ich hatte nichts und doch genug: / Den Drang nach Wahrheit und die Lust am Trug! / Gib ungebändigt jene Triebe, / das tiefe schmerzenvolle Glück, / des Hasses Kraft, die Macht der Liebe, / gib meine Jugend mir zurück!
Johann Wolfgang von Goethe
O gib mir Freuden, nicht mit dem verstrickt,
was ich als niedres Ich in mir empfinde,
gib solche Freuden mir zum Angebinde
wie Geist sie Geist, der Seele Seele schickt.
O nicht mehr dieser schalen Freuden Pein,
die doch erkauft nur sind von fremden – Leiden!
Schenk Herzen mir, die sich für dich</em> entscheiden,
so wird auch meines wahrhaft fröhlich sein.
Christian Morgenstern
Das große Karussell
Im Himmel ist ein Karussell,
Das dreht sich Tag und Nacht.
Es dreht sich wie im Traum so schnell,
Wir sehn es nicht, es ist zu hell
Aus lauter Licht gemacht;
Still, mein Wildfang, gib acht!
Gib acht, es dreht die Sterne, du,
Im ganzen Himmelsraum.
Es dreht die Sterne ohne Ruh
Und macht Musik, Musik dazu,
So fein, wir hören's kaum;
Wir hören's nur im Traum.
Im Traum, da hören wir's von fern,
Von fern im Himmel hell.
Drum träumt mein Wildfang gar so gern,
Wir drehn uns mit...
Richard Fedor Leopold Dehmel
Warnung
Die Lober meide!
Sie führen ein Stückchen Kreide
Und schreiben damit aufs Kerbholz an,
Was sie dir Süßes angetan.
Gib acht, gib acht!
Kaum gedacht,
Bricht ihre wahre Natur heraus,
In welcher die Scham nicht eben zu Haus;
Aus dem Pfötchen schlüpfet die Kralle,
Und noch im besten Falle
Sind sie für so viel Lob
Recht grob.
Friedrich Theodor von Vischer
Die gelbe Rose
Gib mir, o Mutter, also bat
Einst Floren eine kaum dem Schoße
Des Nichts entstiegne weiße Rose,
Gib mir der Schwester Incarnat.
Begnüge, Kind, dich mit der Gabe,
Die ich dir eingebunden habe.
Der Unschuld Farbe schmückt dich ja,
Sprach Flora sanft. Doch wer bekehret
Ein Herz, das Eifersucht betöret?
Sie murrt, sie schmollt. Als Flora sah,
Daß sie die Mutterhuld mißbrauchte:
Nun wohl! rief sie erzürnt und hauchte
Sie an: So nimm, an statt des Kleids
Der Unschuld, das zu deinem...
Gottlieb Konrad Pfeffel
Ein Unterschied
Das war einmal: ich liebe dich!
wie Jugend wohl zu Jugend sagt,
die sich in ihrem Überschwang
an alle großen Worte wagt.
Jetzt fragst auch du nicht: liebst du mich?
du fragst nur schlicht: hast du mich lieb?
und lächelst, daß nach Lust und Blust
die reife Frucht am Stengel blieb.
Ich hab dich lieb. Das klingt so süß
und klingt so reif. Ein Sommerlaut,
wenn rings der Blick im Vollbesitz
auf segenschöne Felder schaut.
Gib deine Hand, und keinen Kuß,
mein Weib. Nur Blick in...
Gustav Falke