Geschmack Zitate (Seite 16)
Ich kann mir gut vorstellen, wie ein ironisches Lächeln das glatte Gesicht jedes Schulmeisters überzieht, wenn man ihm sagen wollte, das wahre Ziel aller Erziehung sei die Liebe zur Schönheit, das Mittel der Erziehung sei die Pflege des Temperatments, die Bildung des Geschmacks, die Entfaltung der kritischen Sinne.
Oscar Wilde
Wer für schöne Männlichkeit in Gestalt und Sitten kein Gefühl hat, dessen erheuchelte Huldigung für schöne Weiblichkeit ist verdächtig und vielleicht nichts anderes, als durch Kunst und Verfeinerung übertünchte Sinnlichkeit. Wer aber schöne Männlichkeit lebhaft und richtig fühlt, der hat überhaupt Geschmack und Reizbarkeit: denn das Schöne und Gute in beiden Geschlechtern ist nur ein und dasselbe.
Friedrich von Schlegel
In meinem ganzen Leben habe ich nur zehn oder zwölf Menschen gekannt, mit denen zu sprechen eine Freude war. Sie hielten sich an das Thema, wiederholten sich nicht, sprachen nicht von sich selbst, hörten nicht auf die eigenen Worte, waren zu gebildet, um sich in Gemeinplätze zu verlieren, und hatten genügend Takt und guten Geschmack, nicht die eigene Person über das Thema zu stellen.
Fürst Klemens Wenzel von Metternich
Bringe der Mode, oder vielmehr dem Geschmack die kleinen Opfer, die er nicht ganz mit Unrecht von jungen Mädchen fordert, arbeite an deinem Putze, frage den Spiegel, ob dir die Arbeit gelungen ist - aber eile mit dem allen, und kehre so schnell als möglich zu deinem höchsten Zwecke zurück.
Heinrich von Kleist
Nie hat ein Zweig schönere Früchte getragen als der kleine Öl-, Efeu- und Fichtenzweig, der die griechischen Sieger kränzte. Er machte die Jünglinge schön, gesund, munter; ihren Gliedern gab er Gelenkigkeit, Ebenmaß und Wohlstand; in ihrer Seele fachte er die ersten Funken der Liebe für den Ruhm, selbst für den Nachruhm an und prägte ihnen die unzerstörbare Form ein, für ihre Stadt und für ihr Land öffentlich zu leben; was endlich das Schätzbarste ist, er gründete in ihrem Gemüt jenen...
Johann Gottfried von Herder