Gehen Zitate (Seite 44)
Das Leben, die Technik sind auf Geschwindigkeit eingestellt, warum nicht auch das Urteil? Weil der Irrtum lauert? Das ist kein Grund dagegen. Der Irrtum hat keine Uhr. Er kann der Minute aus dem Wege gehen und sich mit dem Jahr intim befreunden. Wir tragen unsere Maßstäbe in uns, aus langer Erfahrung gewonnen, zum Gebrauch in jedem Augenblick bereit. Sie legen sich von selbst an und liefern uns die untrüglichen Ergebnisse. Cogito, ergo criticus sum.
Alexander Moszkowski
Wir essen und trinken ruhig, während Mitmenschen neben uns verhungern und verdursten, wir gehen fröhlich in Freiheit herum, während Mitmenschen neben uns in Kerkern verderben. Wir können uns in jeder Weise freuen, während um uns in jeder Weise gelitten wird, und wenn wir selbst leiden, so haben wir die Unbefangenheit, mit dem Schicksal darum zu hadern. Oh, daß unser Herz und Geist mit den Zeiten verwandelt würden und diese bittere Häßlichkeit von uns abfiele und wir aus Kindern Erwachsene...
Christian Morgenstern
Die Geschäfte müssen ihren Gang gehen und in einer gewissen gleichmäßigen Bewegung bleiben. Das Volk aber ist immer zu rasch oder zu langsam. Zuweilen wirft es mit hunderttausend Armen alles über den Haufen und zuweilen kriecht es mit hunderttausend Beinen wie die Raupen.
Charles de Secondat, Baron de la Brède et de Montesquieu
Die Eigenliebe, die Liebe zur Selbsterhaltung, nimmt so viele Gestalten an und handelt aus so entgegengesetzten Gründen, daß sie uns dazu bringt, unser Sein aus Liebe zu unserem Sein zu opfern, und die Achtung, die wir vor uns selbst hegen, ist derart, daß wir infolge eines dunklen Naturtriebs, demgemäß wir uns mehr lieben als nur unser Leben, freiwillig in den Tod gehen.
Charles de Secondat, Baron de la Brède et de Montesquieu