Gedanken Leben Zitate (Seite 3)
Der lähmende Einfluß, den kleine Orte so häufig auf den Geist ausüben, ist größtenteils dem Stillstand und den engen Verhältnissen des Lebens im weiteren Sinne zuzuschreiben; ich meine das Leben, das uns nicht unmittelbar berührt, aber doch die Atmosphäre ausmacht, die den gesonderten Existenzen ihre Bedingung stellt. Jeder lebendige Geist bedarf nicht allein innerer, sondern auch äußerer Anregung. Bedeutende Umgebungen erzeugen stets Gedanken, während im ewigen Einerlei alle Kräfte...
Amélie Godin
Diese Gedanken dürfen dich nicht quälen: "Ich werde ohne Ansehen leben und nirgends etwas gelten." Falls das Fehlen von Ansehen wirklich ein Unglück ist: Du kannst doch nicht durch einen anderen im Unglück oder in Schande leben. Hängt es etwas von dir ab, ein Amt zu bekommen oder zu einem Gastmahl eingeladen zu werden? Keineswegs. Wieso ist dies dann noch als Fehlen von Ansehen zu verstehen?
Epiktet
In seinen Augen gab es nur ein geliebtes Antlitz, und das bestrahlte ihn. Er hatte es angeschaut, bis es nicht mehr verschwinden konnte. Nur in ihr hatte er Atem und Sein. Sie war seine Stimme. Er sprach nicht mit ihr, sondern hing an ihren Lippen. Sie war sein Augenlicht, sein Auge folgte ihrem, und es färbte alle seine Ziele. Er hatte aufgehört, in sich selbst zu leben. Sie war sein Leben, der Ozean, in dem der Strom all seiner Gedanken endete. Auf einen Laut, eine Berührung von ihr, wogte...
Lord George Gordon Noel Byron
Goethe hat nicht mehr jene hinreißende Glut, die ihm sein "Werther" eingab, aber die Wärme seiner Gedanken genügt noch immer, um allem Leben zu verleihen. Es hat fast den Anschein, als werde er nicht mehr vom Leben berührt und beschreibe es nur als Maler.
Baronin Germaine-Anne-Louise von Staël-Holstein
Ob wir ein Leben in Freude führen, liegt an uns! Kein Mensch ist dem anderen gleich. Jeder ist einmalig. Auch die Lebensbedingungen der Menschen sind verschieden. Aber alle können - unabhängig von ihren Anlagen und Lebensumständen - durch lebenswichtige Gedanken und Taten ein Leben in Freude führen. Es liegt nur an ihnen.
Kurt Tepperwein
Die Bücher sind einsame Kapellen, die der Mensch in den wildromantischen Gegenden des Lebens auf dem höchsten und schönsten Standpunkt errichtet und auf seinen Wanderungen nicht bloß der Aussicht wegen, sondern hauptsächlich deswegen besucht, um sich in ihnen von den Zerstreuungen des Lebens zu sammeln und seine Gedanken auf ein anderes Sein als das rein sinnliche zu richten.
Ludwig Feuerbach
Vom Tode
In der Jugend heiterem Morgenrot
Denkt kein Mensch an Alter und Tod,
Und dies mit allem Grund und Fug;
Denn an den Tod soll man nicht denken.
Im Alter kostet es Müh' genug,
Die Gedanken von ihm abzulenken.
Memento Mori: hohler Popanz!
Motto für den Totentanz!
Taugt nichts für Junge und nichts für Greise;
Memento vivere sagt der Weise:
Fülle dein Leben tüchtig aus –
Mit dem</em> Rat hält man richtig Haus.
Friedrich Theodor von Vischer
Kein Ende
O sprich, warum denn soll ich leben,
Was soll der Finger, der mir droht?
Nichts ist mein Denken, Wollen, Streben,
Und was ich bin, ist eitel Tod.
Die Wonne beut mir ihre Schalen
Und keine Freude spürt mein Herz;
Ich lieg' in tausend heißen Qualen
Und fleh' um einen Tropfen Schmerz.
Ein neues Schwert ist jede Stunde,
Das mich im tiefsten Busen trifft,
Es wird an dem verfluchten Munde
Der Liebe Becher selbst zu Gift.
Nichts ruhet aus. In tollem Schwanken
Wahnsinnig dreht die Welt...
Friedrich Theodor von Vischer
Silentium!
Schweige, verbirg dich und halte
deine Gefühle und Träume geheim,
laß sie in der Tiefe deiner Seele
lautlos auf- und untergehen
wie Sterne in der Nacht;
erfreue dich an ihnen – und schweige.
Wie soll das Herz sich offenbaren?
Wie soll ein anderer dich verstehen?
Begreift er, wodurch du lebst?
Ein ausgesprochener Gedanke ist eine Lüge.
Wenn du die Quellen aufwühlst, trübst du sie;
zehre von ihnen – und schweige.
Verstehe, nur in dir selbst zu leben:
es gibt in deiner Seele eine...
Fjodor Iwanowitsch Tjuttschew
Und wieder geht ein Jahr
Das Jahr ist müde,
geht nun schlafen.
Verbraucht und kraftlos,
still der Tag;
ein wenig traurig
auch die Stunden,
die man ganz leicht schon
zählen mag ...
Gedanken kreisen
um Sinn und Schöpfung,
um Tod und Leben,
schwankend, zag;
bis endlich dann
um Mitternacht
der tiefen Glocke
letzter Schlag:
Jäh alles,
was im Dunkel war,
erstrahlt in Freude, Zuversicht –
das neue Jahr
ist angebrochen!
Es liegt
verheißungsvoll
im Licht.
Ingrid Streicher