Garten Zitate (Seite 6)
Ich ging im Walde so für mich hin,
und nichts zu suchen, das war mein Sinn.
Im Schatten sah ich ein Blümlein stehn,
wie Sterne leuchtend, wie Äuglein schön.
Ich wollt' es brechen, da sagt es fein:
Soll ich zum Welken gebrochen sein?
Ich grub's mit allen den Würzlein aus,
zum Garten trug ich's, am schönen Haus.
Und pflanzt es wieder am stillen Ort:
Nun zweigt es immer und blüht so fort.
Johann Wolfgang von Goethe
Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr!
Sind ihre Wege auch schwer und steil
Und wenn ihre Flügel dich umhüllen
Gib dich ihr hin!
Auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert
Dich verwunden kann.
Und wenn sie zu dir spricht,
Glaube an sie,
Auch wenn ihre Stimme deine Träume
Zerschmettern kann
Wie der Nordwind den Garten verwüstet
Denn so, wie die Liebe dich krönt,
Kreuzigt sie dich.
Khalil Gibran
Es lacht in dem steigenden Jahr dir
Es lacht in dem steigenden Jahr dir
der Duft aus dem Garten noch leis.
Flicht in dem flatternden Haar dir
Eppich und Ehrenpreis.
Die wehende Saat ist wie Gold noch,
vielleicht nicht so hoch mehr und reich.
Rosen begrüßen dich hold noch,
ward auch ihr Glanz etwas bleich.
Verschweigen wir, was uns verwehrt ist;
geloben wir, glücklich zu sein,
wenn auch nicht mehr uns beschert ist
als noch ein Rundgang zu zwein.
Stefan George
Lied des Mädchens
Laß schlafen mich und träumen,
Was hab' ich zu versäumen
In dieser Einsamkeit!
Der Reif bedeckt den Garten,
Mein Dasein ist ein Warten
Auf Liebe nur und Lenzeszeit.
Es kommt im Frühlingsglanze
Für jede kleine Pflanze
Einmal der Blütentag.
So wird der Tag auch kommen,
Da diesem Frost entnommen
Mein Herz in Wonnen blühen mag.
Doch bis mir das gegeben,
Däucht mir nur halb mein Leben,
Und kalt wie Winters Wehn;
Trüb schauert's in den Bäumen –
O laß mich schlafen, träumen,
Bis...
Emanuel Geibel
Mädchenlied
In meinem Garten die Nelken
Mit ihrem Purpurstern
Müssen nun alle verwelken,
Denn du bist fern.
Auf meinem Herde die Flammen,
Die ich bewache so gern,
Sanken in Asche zusammen,
Denn du bist fern.
Die Welt ist mir verdorben,
Mich grüßt nicht Blume, nicht Stern;
Mein Herz ist lange gestorben,
Denn du bist fern.
Emanuel Geibel
Im Herbste
Auf des Gartens Mauerzinne
bebt noch eine einz'ge Ranke:
Also bebt in meinem Sinne
schmerzlich nur noch ein Gedanke.
Kaum vermag ich ihn zu fassen,
aber dennoch von mir lassen
will er, ach, zu keiner Frist;
und so denk ich ihn und trage
alle Nächte, alle Tage
mit mir fort die dumpfe Klage,
daß du mir verloren bist.
Emanuel Geibel
Verbotene Früchte
Sag, weißt du es wirklich nicht, mein Kind,
wie süß die verbotenen Früchte sind?
Im Garten der Jugend siehst du sie prangen,
wo sie an goldenen Zweigen hangen.
Für jeden sind sie leicht zu erreichen,
der Mut hat, von der Herde zu weichen
zum Pfad, der zu irdischen Wonnen führt –
Sag, hab ich nicht deinen Wunsch geschürt,
auch vom verbotenen Apfel zu kosten?
Willst lieber zu Hause sitzen und rosten,
in Ehren ein altes Jüngferlein werden?
Glaub mir, es lohnten die Götter auf...
Else Galen-Gube
Ostern bringt für Huhn und Hasen
nichts als Stress vom Rennen, Rasen
und vom vielen Eierlegen
in die Büsche an den Wegen.
Ach, sie würden gern verzichten
auf die österlichen Pflichten,
wären da nicht all die Kinder
und die andern frohen Finder,
die ums Haus und rings im Garten
Überraschungen erwarten ...
Brigitte Fuchs
Das Flämmchen
Der Vater sitzt am Pfühl des einz'gen Kindes,
In dessen Leibe Fiebergluten lodern.
Er zählt die abgehetzten, irren Pulse.
Dann blickt er seufzend durch das offne Fenster.
Wehmütig lauscht der Mond im stillen Garten.
Ein schlanker, blasser Knabe lehnt am Stamm
Der blühnden Linde nah bei dem Springbrunn.
Er hält ein zierlich Lämpchen in der Rechten
Und bläst mit spitzen Lippen nach der Flamme,
Die, waagrecht streichend und vom Dochte fliehend,
Unrettbar zu erlöschen droht. Jetzt...
Adolf Frey
Herbst
Noch sieht man bunte Sommerkleider
Noch sieht man einen Sommerhut
Noch sitzt man bei dem Lagerfeuer
Noch springt man in die Meeresflut
Schon denkt man an die Apfelernte
Schon hält man sich am Ofen warm
Schon bläst der Wind durch Baumesgipfel
Schon zieht der letzte Vogelschwarm
Bald steht ein weißer Mann im Garten
Bald läuft man Schlittschuh auf dem See
Bald ringt man mit des Eises Kräften
Bald wirft man einen Ball aus Schnee
Volkmar Frank
Frühling
Nun ist er endlich kommen doch
In grünem Knospenschuh;
"Er kam, er kam ja immer noch",
Die Bäume nicken sich's zu.
Sie konnten ihn all erwarten kaum,
Nun treiben sie Schuß auf Schuß;
Im Garten der alte Apfelbaum,
Er sträubt sich, aber er muß.
Wohl zögert auch das alte Herz
Und atmet noch nicht frei,
Es bangt und sorgt: "Es ist erst März,
Und März ist noch nicht Mai."
O schüttle ab den schweren Traum
Und die lange Winterruh:
Es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag's...
Theodor Fontane
Auf der Suche nach dir
Überall
habe ich dich gesucht:
hinter deinem versteckten Lächeln,
zwischen den Briefzeilen,
über den weißen Schäfchenwolken,
unter der warmen Decke.
Da und dort
habe ich dich vermutet.
Aber du warst spurlos verschwunden.
Ich suchte dich
im Garten meiner Träume,
im Schloß meiner Erinnerungen,
im Boot meiner Hoffnungen.
Vergeblich.
Als ich meine Suche aufgab,
warst du plötzlich wieder da.
Ich hatte -
verzeih mir meine Dummheit -
ich hatte vergessen,
daß du...
Ernst Ferstl
Aufgaben
Einander Zeit geben
zum Wachsen und Reifen,
Innehalten und Loslassen.
Einander Raum geben
zum Entwickeln und Entfalten,
Begegnen und Wohlfühlen.
Miteinander Mut finden
zum Verändern und Träumen,
Spielen und Feiern.
Miteinander Gefallen finden
am Suchen
nach dem Garten der Liebe.
Ernst Ferstl