Friedens Zitate (Seite 16)
Weihnachten bewahren
Das ist Weihnachten bewahren.
Ich beschließe zu vergessen,
was ich für andere getan habe,
und will mich daran erinnern,
was andere für mich taten;
ich will übersehen,
was die Welt mir schuldet,
und daran denken
was ich der Welt schulde.
Ich will erkennen,
daß meine Mitmenschen genauso
wirkliche Wesen sind wie ich,
und will versuchen,
hinter ihren Gesichtern
ihre Herzen zu sehn,
die nach Freude und Frieden hungern.
Ich will das Beschwerdebuch gegen die...
Henry van Dyke
Letzte Worte
Geliebte, wenn mein Geist geschieden,
So weint mir keine Träne nach;
Denn, wo ich weile, dort ist Frieden,
Dort leuchtet mir ein ewger Tag!
Wo aller Erdengram verschwunden,
Soll euer Bild mir nicht vergehn,
Und Linderung für eure Wunden,
Für euern Schmerz will ich erflehn.
Weht nächtlich seine Seraphsflügel
Der Friede übers Weltenreich,
So denkt nicht mehr an meinen Hügel,
Denn von den Sternen grüß ich Euch!
Annette von Droste-Hülshoff
Abend ist's geworden,
Dunkel hüllt uns ein,
Still ist's allerorten,
Still will ich auch sein.
Kindlich und voll Reue
Klag ich meine Schuld,
Hoff auf deine Treue
Und auf deine Huld.
Alles schläft hienieden
In der stillen Nacht.
Ich auch ruh in Frieden,
Denn dein Auge wacht.
Was kann mir denn schaden?
Herr, in deiner Hut
Und in deinen Gnaden
Schlaf ich still und gut.
Schlafe ohne Sorgen,
Denn ich bin ja dein.
Bis mich weckt am Morgen
Deiner Sonne Schein.
Dann will ich auf's...
Georg-Christoph Dieffenbach
Ansturm
O zürne nicht, wenn mein Begehren
Dunkel aus seinen Grenzen bricht,
Soll es uns selber nicht verzehren,
Muß es heraus ans Licht!
Fühlst ja, wie all mein Innres brandet,
Und wenn herauf der Aufruhr bricht,
Je über deinen Frieden strandet,
Dann bebst du, aber du zürnst mir nicht.
Richard Fedor Leopold Dehmel
Sommerabend
Klar ruhn die Lüfte auf der weiten Flur;
fern dampft der See, das hohe Röhricht schimmert
im Schilf verglüht die letzte Sonnenspur;
ein blasses Wölkchen rötet sich und schimmert.
Vom Wiesengrunde naht ein Glockenton;
ein Duft von Tau entweicht der warmen Erde,
im stillen Walde steht die Dämm'rung schon,
der Hirte sammelt seine satte Herde.
Im jungen Roggen rührt sich nicht ein Halm,
die Glocke schweigt wie aus der Welt geschieden;
nur noch die Grillen geigen ihren Psalm.
So sei...
Richard Fedor Leopold Dehmel
Blick ins Licht
Still von Baum zu Bäumen schaukeln
Meinen Kahn die Uferwellen;
Märchenblütenblau umgaukeln
Meine Fahrt die Schilflibellen,
Schatten küssen den Boden der Flut.
Durch die dunkle Wölbung der Erlen
- welch ein funkelndes Verschwenden -
Streut die Sonne mit goldenen Händen
Silberne Perlen
In die smaragdenen Wirbel der Flut.
Durch die Flucht der Strahlen schweben
Bang nach oben meine Träume,
Wo die Bäume
Ihre krausen Häupter heben
In des Himmels ruhige Flut.
Und in leichtem,...
Richard Fedor Leopold Dehmel
Vor Jahren waren wir mal entzweit
Und taten uns manches zum Torte;
Wir sagten uns beide zu jener Zeit
Viel bitterböse Worte.
Drauf haben wir uns ineinander geschickt;
Wir schlossen Frieden und haben
Die bitterbösen Worte erstickt
Und fest und tief begraben.
Jetzt ist es wirklich recht fatal,
Daß wieder ein Zwist notwendig.
O weh! die Worte von dazumal,
Die werden nun wieder lebendig.
Die kommen nun erst in offnen Streit
Und fliegen auf alle Dächer;
Nun bringen wir sie in Ewigkeit
Nicht wieder...
Wilhelm Busch
O heil'ges Eseltum! 0 heilige Ignoranz!
O heil'ge Dummheit! Heilige Frömmelei!
Dir schafft die Seligkeit ein Eselschwanz,
doch Wissenschaft gilt dir als Teufelei!
Was frommt es auch, der fernen Sterne Glanz
zu prüfen oder in der Bücherei
zu grübeln über der Planeten Tanz,
das Denken bricht ja nur den Kopf entzwei!
Was nützt euch, Denkern, alles Spekulieren?
Ihr dringt nicht in das Herz der Mücke ein
und möchtet Mond und Sonne visitieren?
Vergeblich sucht ihr stets der Weisen Stein.
Kniet...
Giordano Bruno
Wenn ich seh’ der andern Lieb’
Fühl’ mich dabei nur wie ein Dieb
Such’ in mir nur dies Gefühl
Doch je mehr ich in mir wühl’
Spür ich nur die eisig Kühl’
Verliere mich in Träume
Schreite gedanklich durch all die Räume
Aber auch meine Zeit wird wieder kommen
Sonst mein Leben ich mir hätt’ schon längst genommen
Mit Feigheit hat dies nichts zu tun
Würd’ dann endlich nur in Frieden ruh’n
Verlange ich zuviel von mir
Oder such’ ich letztendlich nur nach Dir?
Stephan Brünnler
Heute wird so viel geredet, wie noch nie.
Über die Köpfe der Menschen hinweg
rollt eine Lawine leerer Worte wie noch nie.
Jeder will reden.
Jeder will das Wort.
Jeder will Mitspracherecht.
Aber wenige haben etwas zu sagen.
Weil wenige die Stille und die Spannung
des Denkens aushalten können.
Sei liebevoll mit deinen Worten.
Worte sollen »Licht« sein,
Worte sollen versöhnen,
einander näherbringen,
Frieden stiften.
Phil Bosmans
Wie ist doch die Welt so leise
so als stehe alles still
Menschen begeben sich auf die Reise
nichts mehr ist noch laut, noch schrill
Von Ferne klingen Glockenklänge
friedlich wie ein Lobgesang
niemand fühlt mehr diese Enge
wartet hierauf schon so lang
Die Zeit des Friedens ist gekommen
sei’s auch nur für kurze Zeit
hat die Menschheit mitgenommen
in des Winters Ewigkeit.
Roswitha Bloch
Daß deine Hand auf meiner Stirne liegt,
Wenn mich das Sterben in der Wiege wiegt,
Die leis' hinüber ins Vergessen schaukelt,
Von schwarzen Schmetterlingen schwer umgaukelt,
Ein letzter Blick in deine braunen Sonnen:
Vorüber strömen all unsere Wonnen
In einer bittersüßen Letztsekunde;
Ein letzter Kuß von deinem warmen Munde,
Ein letztes Wort von dir, so liebeweich:
Dann hab' ich, eh ich tot, das Himmelreich
Und tauche selig in den großen Frieden:
Der Erde Holdestes war mir beschieden.
Otto Julius Bierbaum