Friedens Zitate (Seite 12)
Der Frühling blüht! Herz – war er je so schön?
Lag je ein solcher Schimmer auf den Höhn
Und in den Thälern solch ein lieber Glanz?
Ein jeder Baum trägt seinen Blüthenkranz –
Auch du, mein Haupt, willst unter grünen Zweigen
Dich ahnungsvoll dem Glück entgegen neigen.
Die beiden Hände drück' ich auf die Brust –
Ist's Schmerz, der drinnen lodert, ist es Lust?
Ach, wunderlich verwoben und verwebt
Ist Beides mir, und meine Sehnsucht schwebt
Darüber hin, aus dieses Frühlings Zagen
In der Erfüllung...
Anna Ritter
Unglücksrabe
So oft ich der alten Nachbarin
In ihrem Shawltuch begegnet bin,
Wenn die Sonne grade recht hell gestrahlt,
Als bekäm sie's heute extra bezahlt –
Dann zeigte die alte Nachbarin
Mit der welken Hand nach dem Himmel hin
Und kniff den Mund so besonders ein,
Als biß sie in etwas Saures hinein,
Und meinte: "Wenn's nur so bleibt!"
So ist's mir im Leben mit Vielen ergangen,
Die wußten mit Freude nichts anzufangen
Und riefen in jeden Sonnenschein
Ihr krächzendes "Wenn's nur so bleibt"...
Anna Ritter
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
Aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.
Da wächst die Seele mir, bis sie in Scherben
den Alltag sprengt; sie wird so wunderweit:
An ihren morgenroten Molen sterben
die ersten Wellen der Unendlichkeit.
Rainer Maria Rilke
Gesehn, gehofft, gefunden
Gesehn, gehofft, gefunden,
gestanden und geliebt –
drauf eine Zahl von Stunden
durch keinen Schmerz getrübt.
Gequält, getrennt, geschieden
durch feindliches Bemühn –
dahin der Seele Frieden,
die süße Ruh dahin…
Sich liebend treu geblieben,
geklagt, gesehnt, geweint
und dann, im bessern Drüben
auf ewig doch vereint.
Rainer Maria Rilke
Kerzenlicht
Ein flackernd kleines Kerzenlicht,
das Frieden reflektiert,
im rosaroten Kerzenwachs,
das seine Form verliert,
in Tropfen, die den Tränen gleich
erstarrt in seiner Spur,
erhellt und wärmt es da und dort
für wenig Stunden nur;
verbindet uns in Freud und Leid
ist Trost in vielen Händen
will dir und mir zur rechten Zeit
ein leuchtend Lächeln spenden.
Ingrid Riedl
Der größte Schatz
Ihr Machthaber auf dieser Welt,
was geht in euren Köpfen rum,
besteht das Leben nur aus Geld,
aus ständigem Martyrium?
Ihr sucht immer euren Vorteil,
seid besessen von der Habgier,
schürt ein grenzenloses Unheil,
habt eure Macht nur im Visier.
Menschen leiden, Menschen sterben,
weil ihr absurde Kriege führt,
diese Welt liegt bald in Scherben,
doch ihr bleibt kalt und unberührt.
Frieden zwischen den Nationen!
Was haltet ihr von diesem Satz?
solch ein Ziel würd sich doch...
Horst Rehmann
Meine Grabschrift
Ich hab' die Sonne des Tages gesehn,
Nun ist es Zeit zum Schlafengehn.
Nun ist es Zeit, nach Sorgen und Wachen
Die Augen in Frieden zuzumachen.
Und wem mein Schatten im Herzen lag,
Der soll mich vergessen am dritten Tag.
Doch wem ich ein wenig Licht gegeben,
Der laß' im Herzen mich weiterleben.
Rudolf Presber
Wann?
Wenn mich die Dunkelheit
der Nacht umhüllt,
ich die Augen schließe,
falle ich den Abgrund
der Unendlichkeit,
meine Gedanken sind verwirrt,
sie fliegen hin und her,
wie ein kleiner Vogel –
quälend und ängstlich fragen sie
wann ist es so weit?
Wann kommt der Tag,
da Frieden in mir ist?
Ohne Angst und Zweifel zu leben,
für den Rest meines Lebens?
Karin Obendorfer
Alles wankt und alles sinket,
Was der Mond beglänzt, vergeht,
Und die Rose, die am Morgen winket,
Ist oft, eh' der Abend thaut, verweht!
Nur des Herzens stillen Frieden
Störet nicht der Schicksalsstürme Wuth,
Und dies bessere Glück ist dir beschieden,
Denn dein Herz ist rein und gut.
Gerhard Adam Neuhofer