Freundschaft Zitate (Seite 15)
Ja, mancher steht und wartet in der Welt,
Und weiß nicht recht, worauf er warten soll.
Wer zuviel Freundschaft hofft, sieht selbst im Freunde
Den kalten Freund. Ach, diese Alltagswelt
Ist voll von leeren Busen, leeren Herzen,
Daß man die Liebe nicht verschleudern muß,
Um nicht in jenen schlimmsten Fall zu kommen,
Daß man um Liebe bettelt, und wie Bettler
Mit Höhnen vor die Tür gewiesen wird.
Ludwig Tieck
Die Zeit
Ich saß allein, so ganz allein
Und dacht' mit krankem Sinnen,
Was, wenn die Zeit nicht anders würd',
Ich denn wol sollt' beginnen?
Das ist des Deutschen traurig Loos
Die Zeit nur anzuklagen,
Sie ist ein leibhaft jammernd Bild
von tödtlichem Versagen.
Die Lieb' wird blass, die Freundschaft matt,
Es bleichen alle Farben –
Das Vaterland, der Heimat Herd,
Sie allesamt verdarben!
Aurora Stechern
Freu dich
Freu dich der Bäume im Garten.
Zähl nicht die Schnecken am Kohl.
Zähl nicht die Sorgen, die warten.
Freu dich an anderer Wohl.
Zähl nicht die Stunden der Leiden.
Freu dich des Kindes, das lacht.
Zähl nicht vergangene Zeiten.
Freu dich an Schöpfers Macht.
Zähl nicht die Tage der Schmerzen.
Zähl nicht die schwere Fracht.
Freu dich der liebenden Herzen.
Freu dich der Sonne, die lacht.
Zähl nicht die Kinder, die leiden.
Freu dich der Rose, die blüht.
Zähl nicht die Menschen, die...
Jutta Schulte
Wo ist der Mann von also hohem Glücke,
Der so sich könnte rühmend überheben:
"Ich geh' allein in eigner Kraft durch Leben,
Des Stabes nicht bedürftig, noch der Krücke."
Das Thongefäß von kurz belebtem Staube,
Der arme Mensch, er hat im Weltgetriebe
Zu Stützen nötig vor des Schicksals Raube:
Den Baum des Glaubens, trotzend jedem Hiebe,
Der Hoffnung Stab von immergrünem Laube,
Die Hand der Freundschaft und den Arm der Liebe!
J. Schrott
Unkraut:
Wie kommt's, daß du so traurig bist,
Und gar nicht einmal lachst?
Ich seh dir's an den Augen an,
Daß du geweinet hast.
Gärtner:
Und wer ein'n steinigen Acker hat,
Dazu 'nen stumpfen Pflug,
Und dessen Schatz zum Schelmen wird,
Hat der nicht Kreutz genug?
Unkraut:
Doch wer mit Katzen ackern will,
Der spann die Mäus voraus,
So geht es alles wie ein Wind,
So fängt die Katz die Maus.
Hab all mein Tag kein Gut gethan,
Hab's auch noch nicht im Sinn;
Die ganze Freundschaft weiß es ja,
Daß...
Joseph Victor von Scheffel
Das Grab
Das Grab ist tief und stille
Und schauderhaft sein Rand;
Es deckt mit schwarzer Hülle
Ein unbekanntes Land.
Das Lied der Nachtigallen
Tönt nicht in seinem Schoß;
Der Freundschaft Rosen fallen
Nur auf des Hügels Moos.
Verlassne Bräute ringen
Umsonst die Hände wund;
Der Weise Klagen dringen
Nicht in der Tiefen Grund.
Doch sonst an keinem Orte
Wohnt die ersehnte Ruh;
Nur durch die dunkle Pforte
Geht man der Heimat zu.
Das arme Herz hinieden
Von manchem Sturm bewegt,
Erlangt den wahren...
Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis
Mein Testament
Fällt sie zu anderm Staub' dahin,
Die abgetragne Hülle,
So ist, ihr Freunde, dies mein Wille,
Und bleibt mein unveränderlicher Sinn:
Von aller meiner Habe
Gehöre meine Lust dem Traurigen,
Mein Schmerz dem stillen Grabe,
Mein Gold dem Geizigen,
Mein Mut dem Redlichen, den man gern unterdrückte,
Mein Garten, die Natur,
Wo ich der Freuden viele pflückte,
Und mein Gesang, die Frucht von meinen Frühlingstagen,
Dem frommen Zärtlichen,
Und meine liebste Flur
Der Freundschaft stillen...
Karoline Christiane Louise Rudolphi
Und auf einmal steht es neben dir
Und auf einmal merkst du äußerlich:
Wieviel Kummer zu dir kam,
Wieviel Freundschaft leise von dir wich,
Alles Lachen von dir nahm.
Fragst verwundert in die Tage.
Doch die Tage hallen leer.
Dann verkümmert deine Klage…
Du fragst niemanden mehr.
Lernst es endlich, dich fügen,
Von den Sorgen gezähmt.
Willst dich selber nicht belügen
Und erstickst es, was dich grämt.
Sinnlos, arm erscheint das Leben dir,
Längst zu lange ausgedehnt –
Und auf einmal – : Steht es...
Joachim Ringelnatz
Brief VIII
Berühre ruhig
Berühre ruhig mit dem Zauberstabe
das Ungenaue, das du um mich scharst,
und du wirst wieder wissen, wie du Knabe
und in der Dinge Freundschaft warst.
Berühre nochmals, und es wird sich zeigen,
daß dich die Liebende empfing,
weil aller Glanz, den Himmlische verschweigen,
aus deinem Neigen in sie überging.
Ein drittes Mal berühr, um zu erfahren,
daß Macht sich giebt und sich entzieht,
und nun sei rein in deinem Offenbaren
und sage dienend, was geschieht.
Rainer Maria Rilke
Leise klopft es an die Tür des Herzens –
"laß mich hinein, ich bin die Freundschaft,
ich schenke dir Achtsamkeit."
Leise klopft es an die Tür des Herzens –
"laß mich hinein, ich bin das Vertrauen,
ich schenke dir Aufrichtigkeit."
Leise klopft es an die Tür des Herzens –
"laß mich hinein, ich bin die Liebe,
ich schenke dir –
Achtsamkeit,
Aufrichtigkeit,
Zärtlichkeit,
Gemeinsamkeit und Treue."
Karin Obendorfer
Fliegen
Flieg mit uns in eine andere Welt -
laß uns besiegen all das Unschöne, was uns nicht gefällt.
Laß uns erleben
die Liebe, Freundschaft, Ehrlichkeit und Menschlichkeit,
bist Du bereit?
Dieses Land ist ganz nah,
doch wir laufen Gefahr,
es zu übersehen -
das ist ein trauriges Geschehen.
Karin Obendorfer
Das klare Wasser zeigt dir dein Spiegelbild –
es ist unbändig und wild.
Du läßt nicht zu den Gedanken der Reinheit,
der Weg dahin ist sehr weit.
Du läßt nicht zu das Gefühl der Ehrlichkeit,
dazu bist du nicht bereit.
Du läßt nicht zu das Erleben einer Freundschaft,
das ist rätselhaft.
Du läßt nicht zu, daß Liebe einkehrt in dein Herz.
Das nicht Zulassen – ein endloser Schmerz!
Karin Obendorfer