Freundes Zitate (Seite 33)
In welche soll ich mich verlieben,
Da beide liebenswürdig sind?
Ein schönes Weib ist noch die Mutter,
Die Tochter ist ein schönes Kind.
Die weißen, unerfahrnen Glieder,
Sie sind so rührend anzusehn!
Doch reizend sind geniale Augen,
Die unsre Zärtlichkeit verstehn.
Es gleicht mein Herz dem grauen Freunde,
Der zwischen zwei Gebündel Heu
Nachsinnlich grübelt, welch' von beiden
Das allerbeste Futter sei.
Heinrich Heine
Neujahrslied
Mit der Freude zieht der Schmerz
traulich durch die Zeiten.
Schwere Stürme, milde Weste,
bange Sorgen, frohe Feste
wandeln sich zur Seiten.
Und wo eine Träne fällt,
blüht auch eine Rose.
Schön gemischt, noch eh wir´s bitten,
ist für Thronen und für Hütten
Schmerz und Lust im Lose.
War´s nicht so im alten Jahr?
Wird´s im neuen enden?
Sonnen wallen auf und nieder,
Wolken gehn und kommen wieder,
und kein Wunsch wird´s wenden.
Gebe denn, der über uns
wägt mit rechter Waage,
jedem...
Johann Peter Hebel
Ein Hasenschicksal
Zwei Freunde duellieren sich;
Warum? ist schwer zu sagen,
Es gilt ja gleich, aus welchem Grund,
Wenn man sich nur geschlagen.
Der erste schießt, die Kugel fehlt
Und wühlt sich in den Rasen,
Doch aus dem Neste scheucht der Knall
Den feigsten aller Hasen.
Er eilt von dannen überquer
Da schießt der zweite eben,
Auch dieser trifft nicht, doch sein Ball
Raubt unserm Matz das Leben.
Nun reichen beide sich die Hand,
Sie sind ja nicht von Eisen,
Und werden beim...
Christian Friedrich Hebbel
So zu mir sprach Abdallah, der Kurde:
"Wisse du, warum dein Freund ich wurde.
Weil du hörst und schweigst, wenn Andre sprechen,
Weil du singest, wenn die Andern zechen.
Sahst du Moslems im Gebete liegen,
Hast du, Franke, ehrfurchtsvoll geschwiegen.
Schmerzlich krank hast du nur Nachts geklaget,
Morgens stiegst zu Pferd du unverzaget.
Nie das Gestern hört ich dich beklagen,
Doch du redest schön von künft'gen Tagen."
Moritz Hartmann
Dennoch
"Dennoch" ist ein schönes Wort,
"Dennoch" heißt mein Glaube;
"Dennoch" sag' ich fort und fort,
Ob ich lieg' im Staube,
Ob ich steh'
Auf der Höh'
In des Glückes Schimmer,
"Dennoch" sag' ich immer.
Ob ich bleib' ein armer Mann
Und die Andern prangen,
Da ich weder will noch kann,
Wie sie es verlangen;
Ob der Welt
Es gefällt,
Mich darum zu plagen:
"Dennoch" will ich sagen.
"Dennoch" will ich stille sein
Und an Gott mich halten;
Dennoch laß ich ihn allein,
Meinen Vater, walten;
"Dennoch"...
Klaus (Claus) Harms
Von allen Herzen auf der Welt
ist keines – keins so reich,
ist keines – keins so liebevoll,
ist keines – keins so weich.
Das Herz der andern wird oft kühl
und zweifelt oder bangt;
des Freundes Herz lähmt Weltgewühl,
es prüfet und verlangt.
Doch ewig treu und ewig fest
bleibt dir das Mutterherz,
bleibt dir, wenn alles dich verläßt,
bleibt dir in Lust Schmerz.
Ludwig Halirsch
Nachtlied
Zur Ruhe ist gegangen
Der Menschen Treiben, Thun;
Sie finden ihr Verlangen, –
Nur mein Herz kann nicht ruhn.
Jetzt erst wird Alles stille,
Die Nacht zieht groß einher,
Mit ihres Friedens Fülle; –
Schlaf, Herz, was willst du mehr.
Zu dir kommt auch der Frieden,
Wenn gleich der Busen schwer;
Er naht sich gern den Müden, –
Schlaf, Herz, was willst du mehr.
Denkst du vergangner Zeiten? –
O, sie sind dir Gewähr,
Daß sie auf schön're deuten. –
Schlaf, Herz, was willst du mehr.
Denkst du...
Ida Gräfin von Hahn-Hahn
Die Mutter des Humors
Freund Humor – dich würdigt jedermann,
Weil so ganz ins Wesen du gedrungen!
Was kein Tor und auch kein Weiser kann:
Dir ist's wunderleicht gelungen.
Gegen alle Not bist du gefeit,
Hast die klarsten Augen, feinsten Ohren –
Du, den einst in unheilvoller Zeit
Eine Sterbende geboren.
Feister Racker! hei, wie freust du dich,
Und wie schmeckt dir all dein Erdenfutter –
Hurrahoch! Die dir so wenig glich,
Kanntest du ja nie: die Mutter.
Niemand denkt, was hart und blutend...
Hanns Freiherr von Gumppenberg
Verbotene Liebe
Unsere Freundschaft sie war verboten,
konnten die Tiefe noch nicht ausloten.
Der Ort des Geschehens war nicht geheim,
unsere Liebe wurde geboren im Keim.
Wir sahen uns an und lernten Vertrauen,
geheim mußte sie sein, darauf konnten wir bauen.
Eine Freundschaft so wunderbar klar,
sie gab uns den Halt, ganz unverwechselbar.
Wir liebten uns am Tage geheim,
die Nacht war unser bei mir daheim.
Du warst jung, unschuldig und rein,
es war wunderschön mit dir zu sein.
Meine Stellung...
Gerd Groß
Wenn dich Glück und Freunde fliehen,
Sei du nicht so tief besorgt,
Wie besitzen nur geliehen
Ist verloren nur geborgt.
So an trüben Herbstestagen,
Wenn erlosch des Jahres Glanz,
Schau im Wind die Blätter jagen,
Ein entfleischter Totentanz.
Aber kaum der Lenz erschienen,
Zahlt ein Erbe, lusterstarkt,
Er mit barem, blanken Grünen,
Was der Vorfahr abgekargt.
Hold von neuem sind die Götter,
Üb'rall Wonne, Lust und Licht,
Neue Freuden, neue Blätter –
Freilich nur dieselben nicht.
Franz Grillparzer
Die Welt
Die Welt gleicht einer Opera,
wo jeder der sich fühlt,
nach seiner lieben Leidenschaft,
Freund, eine Rolle spielt.
Der eine steigt die Bühn' hinauf
Mit einem Schäferstab;
Ein andrer mit dem Marschallstab
Sinkt ohne Kopf herab.
Wir armer, guter Pöbel stehn
verachtet, doch in Ruh
vor dieser Bühne, gähnen oft
und sehn der Fratze zu.
Die Kosten freilich zahlen wir
fürs ganze Opernhaus;
doch lachen wir, mißrät das Spiel,
zuletzt die Spieler aus.
Johann Nikolaus Götz
Und wer franzet oder britet,
Italienert oder teutschet,
Einer will nur wie der andre,
Was die Eigenliebe heischet.
Denn es ist kein Anerkennen,
Weder vieler noch des einen,
Wenn es nicht am Tage fördert,
Wo man selbst was möchte scheinen.
Morgen habe denn das Rechte
Seine Freunde wohlgesinnet,
Wenn nur heute noch das Schlechte
Vollen Platz und Gunst gewinnet.
...
Johann Wolfgang von Goethe