Freude Zitate (Seite 29)
Die Tränen
Seid ihr immer da, ihr Tränen,
treu der Freude, treu dem Schmerz.
Heut gelockt von Liebestönen,
Morgen schmelzend Hasses Erz?
Oder muß nur ich so weinen,
weil mein Herz so töricht ist,
daß es um den einzig Einen
Alles Glück der Welt vergißt?
Tränen, die ins Meer versinken,
Also spricht der Sage Mund,
Werden einst als Perlen blinken
Auf dem dunklen Wellengrund.
Gram wird einst sich mild verklären
Über'm finstern Tal der Zeit,
Und so fließt denn meine Zähren,
Fließt...
Ida Gräfin von Hahn-Hahn
Kraft und Kraft
Wüßte sich die Kraft zur Kraft zu stellen:
Hei, wie würden sie den Weg sich hellen,
Und wie herrlich wär' das Weltgebäude!
Aber meist nur traurigste Gesellen
Haben an einander volle Freude.
Wer was kann, der will allein sich zeigen:
All die andern sollen ihm sich neigen
Und ihm opfern als dem einen Gotte,
Oder wenigstens ersterbend schweigen –
Hol' der Henker diese Götzenrotte!
Kraft, die ganz und wahr sich selbst empfunden,
Weiß sich Ebenbürtigen verbunden,
Die auf andre Art...
Hanns Freiherr von Gumppenberg
Ein Jahr ist nichts, wenn man's verputzt,
ein Jahr ist viel, wenn man es nutzt.
Ein Jahr ist nichts; wenn man's verflacht;
ein Jahr war viel, wenn man es ganz durchdacht.
Ein Jahr war viel, wenn man es ganz gelebt;
in eigenem Sinn genossen und gestrebt.
Das Jahr war nichts, bei aller Freude tot,
das uns im Innern nicht ein Neues bot.
Das Jahr war viel, in allem Leide reich,
das uns getroffen mit des Geistes Streich.
Ein leeres Jahr war kurz, ein volles lang:
nur nach dem Vollen...
Hanns Freiherr von Gumppenberg
Zwei Jungfrauen sitzen am Meeresstrand;
Die Eine weint in die Fluthen,
Die Andre mit dem Kranz in der Hand
Wirft Rosen in die Fluthen.
Die eine, trüber Wehmuth Bild,
Stöhnt mit geheimem Beben:
"O Meer, o Meer, so licht und wild,
Wie gleichst du so ganz dem Leben!"
Die Andre, lichter Freude Bild,
Jauchzt selig lächelnd daneben:
"O Meer, o Meer, so licht und wild,
Wie gleichst du so ganz dem Leben!"
Fortbraust das Meer und überklingt
Das Jauchzen und das Stöhnen;
Fort wogt das Meer und, ach,...
Anastasius Grün
Wenn aus dem innerst tiefsten Grunde
Du ganz erschüttert alles fühlst,
Was Freud' und Schmerzen jemals dir ergossen,
Im Sturm dein Herz erschwillt,
In Tränen sich erleichtern will
Und seine Glut vermehrt,
Und alles klingt an dir und bebt und zittert,
Und all die Sinne dir vergehn,
Und du dir zu vergehen scheinst
Und sinkst,
Und alles um dich her versinkt in Nacht,
Und du, in inner eigenem Gefühl,
Umfasset eine Welt:
Dann stirbt der Mensch.
Johann Wolfgang von Goethe
Pilgers Morgenlied
An Lila
Morgennebel, Lila,
Hüllen deinen Turn um.
Soll ich ihn zum
Letztenmal nicht sehn!
Doch mir schweben
Tausend Bilder
Seliger Erinnerung
Heilig warm ums Herz.
Wie er so stand,
Zeuge, meiner Wonne,
Als zum erstenmal
Du dem Fremdling
Ängstlich liebevoll
Begegnetest,
Und mit einemmal
Ewge Flammen
In die Seel ihm warfst! –
Zische, Nord!
Tausend-schlangenzüngig
Mir ums Haupt!
Beugen sollst du's nicht!
Beugen magst du
Kindscher Zweige Haupt,
Von der Sonne
Muttergegenwart...
Johann Wolfgang von Goethe
Mignon
Nur wer die Sehnsucht kennt,
Weiß was ich leide!
Allein und abgetrennt
Von aller Freude,
Seh ich ans Firmament nach jener Seite.
Ach! Der mich liebt und kennt,
Ist in der Weite.
Es schwindelt mir, es brennt
Mein Eingeweide
Nur wer die Sehnsucht kennt
Weiß was ich leide!
Johann Wolfgang von Goethe
Für ein zufriedenes Leben braucht man neun Dinge:
Genügend Gesundheit, daß die Arbeit Freude macht;
Genügend Wohlstand, um seine Bedürfnisse zu befriedigen;
Genügend Kraft, um mit seinen Schwierigkeiten zu kämpfen und sie zu besiegen;
Genügend Gnade, um seine Sünden zu bekennen und zu überwinden;
Genügend Geduld, um sich zu bemühen, bis etwas Gutes zustandegekommen ist;
Genügend Nächstenliebe, um in seinen Nachbarn etwas Gutes zu entdecken;
Genügend Liebe, um sich zu entschließen, anderen zu...
Johann Wolfgang von Goethe
Einladung zur Liebe
Mädchen, wollt ihr mich nicht lieben?
Seht, hier lieg ich in dem Schatten!
Seht mich nur, ihr müßt mich lieben!
Rosen blühen auf den Wangen,
In den Adern glühet Feuer,
In den Minen lacht Vergnügen,
In den Augen locket Liebe,
Und bewegen sich die Lippen,
So bewegt sie Scherz und Freude.
Mädchen, wollt ihr mich nicht lieben?
Seht, hier lieg' ich in dem Schatten!
Mädchen, seht, wie schön ich liebe!
Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Von der Freundschaft
Eurer Freund ist die Antwort auf eure Nöte.
Er ist das Feld, das ihr mit Liebe besät und
mit Dankbarkeit erntet.
Und er ist euer Tisch und euer Herd.
Denn ihr kommt zu ihm mit eurem Hunger,
und ihr sucht euren Frieden bei ihm.
Wenn euer Freund frei heraus spricht,
fürchtet ihr weder das "Nein" in euren Gedanken,
noch haltet ihr mit dem "Ja" zurück.
Und wenn er schweigt, hört euer Herz nicht auf,
dem seinen zu lauschen;
Denn in der Freundschaft werden alle...
Khalil Gibran
Nur gedroschen auf der Tenne
Springt hervor das goldne Korn;
Nur getreten in der Kelter
Quillt des Weines Purpurborn,
Und der süße Kelch der Rose
Blüht am rauhen Hagedorn,
Und zum königlichen Sprunge
Zwingt das Roß der scharfe Sporn.
Ja, es reift die rechte Freude
Nur im Schoß der Traurigkeit,
Und die Mutter schöner Kinder
Ist das bleiche Herzeleid.
Gottes hellste Friedenssterne
Leuchten in der Dunkelheit;
Gottes liebste Segensengel
Melden sich im Trauerkleid.
Karl Gerok
Fenster wo ich einst mit dir
Abends in die landschaft sah
Sind nun hell mit fremdem licht.
Pfad noch läuft vom tor wo du
Standest ohne umzuschaun
Dann ins tal hinunterbogst.
Bei der kehr warf nochmals auf
Mond dein bleiches angesicht . . .
Doch es war zu spät zum ruf.
Dunkel – schweigen – starre luft
Sinkt wie damals um das haus.
Alle freude nahmst du mit.
Stefan George
Sei du mit mir!
Herr, den ich tief im Herzen trage,
Sei du mit mir!
Du Gnadenhort in Glück und Klage,
Sei du mit mir!
Behüte mich am Born der Freude
Vor Übermut!
Und wenn ich an mir selbst verzage,
Sei du mit mir!
Dein Segen ist wie Tau den Reben,
Schwach bin ich sonst;
Doch daß ich kühn das Höchste wage,
Sei du mit mir!
O du mein Trost, du meine Stärke,
Mein Sonnenlicht!
Bis an das Ende meiner Tage
Verlaß mich nicht!
Emanuel Geibel
Ich sah den Wald sich färben,
Die Luft war grau und stumm;
Mir war betrübt zum Sterben,
Und wußt es kaum, warum.
Durchs Feld von Herbstgestäude
Hertrieb das dürre Laub;
Da dacht' ich: Deine Freude
Ward so des Windes Raub!
Dein Lenz, der blütenvolle,
Dein reicher Sommer schwand;
An die gefrorne Scholle
Bist du nun festgebannt.
Da plötzlich flog ein klares
Getön in Lüften hoch:
Ein Wandervogel war es,
Der nach dem Süden zog.
Ach, wie der Schlag der Schwingen,
Das Lied ins Ohr mir kam,
Fühlt'...
Emanuel Geibel