Frei Wild Zitate
Wohin der Weg?
Du fragst: Wohin der Weg?
... Das kann ich dir nicht nennen.
Denn Weg und Ziel muß doch
Ein jeder für sich kennen!
Nie liegt der Weg frei da:
Ein jeder muß ihn schaffen!
Der breite Weg, so nah,
Er ist doch nur für Laffen.
Du mußt dir deinen Pfad
Durch wildes Dickicht hauen
Und ohne Hilf' und Gnad'
Ganz deiner Kraft vertrauen.
Denn unbetretnes Land,
Das wollen wir erkämpfen,
Und drum des Geistes Brand
Durch nichts uns lassen dämpfen.
Und willst du selbst mir nach,
So mußt du...
Karl Ernst Knodt
O du, vor dem die Stürme schweigen,
Vor dem das Meer versinkt in Ruh,
Dies wilde Herz nimm hin zu eigen
Und führ' es deinem Frieden zu;
Dies Herz, das ewig umgetrieben
Entlodert, allzurasch entfacht,
Und, ach, mit seinem irren Lieben
Sich selbst und andre elend macht.
Entreiß es, Herr, dem Sturn der Sinne,
Der Wünsche treulos schwankem Spiel;
Dem dunkeln Drange seiner Minne,
Gieb ihm ein unvergänglich Ziel;
Auf daß es, los vom Augenblicke,
Von Zweifel, Angst und Reue frei,
Sich einmal ganz...
Emanuel Geibel
An die Person mit dem japanischen Fächer
Wenn dein kalter Sagenblick
Grau in meine Seele bricht,
Packt mich heftig das Geschick,
Und ich halte selbst Gericht.
Meine Nacktheit siehst du dann.
Ich, ein frierend Bettelkind,
Schäme mich in deinem Bann.
Wittre, was wir beide sind.
Schlange, du gefällst mir nicht,
Zischle wild an mir vorbei.
Leicht war wieder der Verzicht.
Freuden flüchtet! Ich bin frei!
Theodor Däubler
Lumpella
Du sahst mich in der Jugend Prangen,
Wie ein Gebild aus Himmels Höhn,
Mit züchtigen verschämten Wangen
Von Dir, mein lieber Schlande, geh'n.
Ich gieng ohn' alles Gut und Habe,
Ins Leben irrt ich wild hinaus,
Und bat mich um eine milde Gabe
in manchem Ort, in manchem Haus.
Da kam auf einmal ein Gens d'arme,
Und nahm mich züchtig an dem Arm.
Erröthend folgt' ich seinen Spuren,
Er brachte mich ins Zuchthaus nun,
Da hieß es, daß ich wegen Huren
Drei Jahre lang soll Buße thun.
Die Zeit...
Ignaz Vincenz Franz Castelli
Der Bauer an seinen Fürsten
Wer bist du, Fürst? daß über mich
Herrollen frei dein Wagenrad,
Dein Roß mich stampfen darf?
Wer bist du, Fürst? daß in mein Fleisch
Dein Freund, dein Jagdhund, ungebläut
Darf Klau und Rachen haun?
Wer bist du? daß, durch Saat und Forst,
Das Hurra deiner Jagd mich treibt,
Entatmet wie das Wild?
Die Saat, so deine Jagd zertritt,
Was Roß und Hund und du verschlingst,
Das Brot, du Fürst, ist mein!
Du Fürst hast nie bei Egg' und Pflug,
Hast nie den Erntetag...
Gottfried August Bürger
Was ist der Mensch, ehe die Schönheit die freie Lust ihm entlockt, und die ruhige Form das wilde Leben besänftigt? Ewig einförmig in seinen Zwecken, ewig wechselnd in seinen Urteilen, selbstsüchtig ohne er selbst zu sein, ungebunden ohne frei zu sein, Sklave ohne einer Regel zu dienen.
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Der Selbstsüchtige meint selbstherrlich frei zu sein und ist doch nur der Knecht seiner Begierden, die ihn fortreißen. Alle einzelnen Triebe machen sich als die allein berechtigten gelten und walten nacheinander im Gemüte blind und wild, ordnungslos. So zerrüttet der Selbstsüchtige sich selbst und seine Welt.
Moritz Carrière
Ich will nun einmal von dem Mann nichts wissen, / ich haß' ihn, ich verachte seinen Stolz / und Übermut. Nach allem Köstlichen / streckt er begehrlich seine Hände aus; / was seinem Sinn gefällt, will er besitzen. / Hat die Natur mit Reizen mich geschmückt, / mit Geist begabt - warum ist's denn das Los / des Edlen in der Welt, daß es allein / des Jägers wilde Jagd nur reizt, wenn das Gemeine / in seinem Unwert ruhig sich verbirgt? / Muß denn die Schönheit eine Beute sein / für einen? Sie ist...
Johann Christoph Friedrich von Schiller