Frau Zitate (Seite 27)
Vorfrühling
Sieh, die Kastanien – noch nicht entfalten
Sie ihre Knospen, harzig gebräunt.
Den weißen Schneehut hat aufbehalten
Der Monte Baldo, mein alter Freund.
Der schöne Frühling kommt zögernd heuer;
So warm der Mittag, die Nacht ist rauh.
Auch im Kamin ist ein kleines Feuer
Noch sehr willkommen der lieben Frau.
Jungfräulich herbe sind noch die Lüfte,
Noch hat kein Vogel sein Nest gebaut,
Doch von der Halde wehn Veilchendüfte,
Süß wie der Atem der jungen Braut.
Wer weiß, wie bald uns der...
Paul von Heyse
Spätherbstnebel, kalte Träume,
Überfloren Berg und Tal,
Sturm entblättert schon die Bäume,
Und sie schaun gespenstisch kahl.
Nur ein einzger, traurig schweigsam
Einzger Baum steht unentlaubt,
Feucht von Wehmutstränen gleichsam,
Schüttelt er sein grünes Haupt.
Ach, mein Herz gleicht dieser Wildnis,
Und der Baum, den ich dort schau
Sommergrün, das ist dein Bildnis,
Vielgeliebte, schöne Frau!
Heinrich Heine
Es war ein alter König,
Sein Herz war schwer, sein Haupt war grau;
Der arme alte König,
Er nahm eine junge Frau.
Es war ein schöner Page,
Blond war sein Haupt, leicht war sein Sinn;
Er trug die seidne Schleppe
Der jungen Königin.
Kennst du das alte Liedchen?
Es klingt so süß, es klingt so trüb!
Sie mußten beide sterben,
Sie hatten sich viel zu lieb.
Heinrich Heine
Nichts ist vollkommen auf dieser Welt,
der Rose ist der Stachel beigesellt;
ich glaube gar die lieben Engel
im Himmel droben sind nicht ohne Mängel…
Du bist, verehrte Frau, du selbst sogar
Nicht fehlerfrei, nicht aller Mängel bar.
Du schaust mich an, du fragst mich, was dir fehle?
Ein Busen, und im Busen eine Seele.
Heinrich Heine
Gedächtnisfeier
Keine Messe wird man singen,
keinen Kadosch wird man sagen,
nichts gesagt und nichts gesungen
wird an meinen Sterbetagen.
Doch vielleicht an solchem Tage,
wenn das Wetter schön und milde,
geht spazieren auf Montmartre
mit Paulinen Frau Mathilde.
Mit dem Kranz von Immortellen
kommt sie mir das Grab zu schmücken,
und sie seufzet: Pauvre homme!
Feuchte Wehmut in den Blicken.
Leider wohn ich viel zu hoch,
und ich habe meiner Süßen
keinen Stuhl hier anzubieten;
ach! sie schwankt...
Heinrich Heine
In meinem Traum sah ich
In meinem Traum sah ich
eine sehr schöne Frau
die Nacht (hindurch) bis zum Tag.
Da erwachte mein Leib.
Da wurde sie mir schmerzvoll weggenommen,
so daß ich nicht weiß, wo sie ist,
von der mir das höchste Glück kommen sollte.
Das haben mir meine Augen zugefügt,
von denen wollte ich frei sein.
Friedrich von Hausen
An Frau D.
Du hast gewogentlich erlaubt,
Daß an dein kluges, holdes Haupt
Ich Huld'gungsgrüße richte
– Geziemlich – im Gedichte.
Jedoch, was kann ich neu dir sagen?
Du weißt es lange – sonder Fragen –
Daß du bist anmutvoll und gütig
Und ein klein wenig übermütig:
Das andre schildre dir dein Mann,
Der all das besser wissen kann.
Felix Dahn
Kartoffellied
Pasteten hin, Pasteten her,
was kümmern uns Pasteten?
Die Kumme hier ist auch nicht leer
und schmeckt so gut als bonne chere
von Fröschen und von Kröten.
Und viel Pastet und Leckerbrot
verdirbt nur Blut und Magen.
Die Köche kochen lauter Not,
sie kochen uns viel eher tot;
Ihr Herren, laßt Euch sagen!
Schön rötlich die Kartoffeln sind
und weiß wie Alabaster!
Sie däun sich lieblich und geschwind
und sind für Mann und Frau und Kind
ein rechtes Magenpflaster.
Matthias Claudius