Fleiß Zitate (Seite 5)
Das kleine Mädchen
Es war ein armes kleines Mädchen,
Das stickte nur mit kurzen Fädchen;
Ich glaube Lina war ihr Name.
Sie wurde eine schöne Dame,
War fleißig, brav und lernte gerne,
Da kam ein Prinz aus weiter Ferne.
Der sagte: "Liebe gute Lina,
Komm mit mir auf mein Schloß nach China."
Dort sitzen sie nun alle beide
Auf einem Thron von gelber Seide.
Joachim Ringelnatz
Wenn du nicht froh kannst denken,
obwohl nichts Hartes dich bedrückt,
sollst du ein Blümchen verschenken
auf's Gratewohl gepflückt.
Irgendein staubiger gelber-
sei's ein Hahnenfuß - vom Wegesrand.
Und schenke das Blümchen dir selber
aus linker in die rechte Hand.
Und mach dir eine Verbeugung
im Spiegel und sage. "DU,
in bin der festen Überzeugung,
dir setzt man schrecklich zu.
Wie wär's, wenn du jetzt mal sachlich
fleißig einfach arbeiten tätst?
Später prahle nicht und jetzt lach...
Joachim Ringelnatz
Segelschiffe
Sie haben das mächtige Meer unterm Bauch
Und über sich Wolken und Sterne.
Sie lassen sich fahren vom himmlischen Hauch
Mit Herrenblick in die Ferne.
Sie schaukeln kokett in des Schicksals Hand
Wie trunkene Schmetterlinge.
Aber sie tragen von Land zu Land
Fürsorglich wertvolle Dinge.
Wie das im Winde liegt und sich wiegt,
Tauwebüberspannt durch die Wogen,
Da ist eine Kunst, die friedlich siegt,
Und ihr Fleiß ist nicht verlogen.
Es rauscht wie die Freiheit. Es riecht wie Welt...
Joachim Ringelnatz
Es ist Frühling
Osterglocken, Hyazinthen,
Tulpen und Forsythien,
diese Vier sind jetzt am Sprinten,
um ins Frühlingsreich zu ziehen.
Zugvögel, sie kehren wieder,
bauen fleißig ihre Nester,
putzen sorgsam ihr Gefieder,
musizieren wie Orchester.
Von der Sonne und den Düften,
sind junge Mädchen wie berauscht,
haben um die zarten Hüften,
Hosen in Röcke ausgetauscht,
Selbst manch grimmige Gesichter
verwandeln sich von ganz allein,
in den Augen blitzen Lichter
und auch die Lippen lächeln...
Horst Rehmann
Sanft geküßt
Sanft werd' ich heute geweckt,
von Sonnenstrahlen geküßt,
die Luft ist zart wie Konfekt,
ein blaues Himmelszelt grüßt.
Freudig streck' ich die Glieder,
fühle mich rundum gesund,
Amseln trillern schon Lieder,
im lichtdurchfluteten Bunt.
Schmetterlinge im Garten,
tanzen wie Federn im Wind,
die ersten Bienen starten,
zeigen wie fleißig sie sind.
Dieser Morgen ist traumhaft,
von Naturpracht umgeben,
in meinen Adern der Saft,
gibt mir Ansporn zum Leben.
Horst Rehmann
Der Heimliche
Viel hab' ich besessen –
Die Zeit hat's gefressen.
Viel hab' ich erworben –
Der Neid hat's verdorben.
Viel hab' ich gelesen –
Ist Torheit gewesen,
Die Schwärmer erschufen,
Und längst widerrufen.
Aus spärlichen Restchen
In Truhen und Kästchen,
Frei, fern von den Gassen,
So bau' ich gelassen
Im Fleiße der Jährchen
Ein buntes Altärchen,
Drauf opfer' ich allem, was längst mir geraubt,
Und seliger Torheit, an die ich geglaubt.
Rudolf Presber
Das ertrunkene Weib
Ein böses Weib, das keinem Drachen wich,
Die schrecklichste von allen Ruten
Des strafenden Geschicks, ersäufte sich
Und ward ein Spiel der Fluten.
Ihr Mann sucht den entseelten Leib,
Den er mit Sang und Klang begraben wollte,
Damit als Poltergeist auch nach dem Tod sein Weib
Ihn ja nicht plagen sollte.
Er fuhr in einem Kahn mit bangem Fleiß
Den Fluß hinab: er wühlt in Moor und Schlünden,
Fand ihren Modehut und ihren Modesteiß;
Sie selbst war nicht zu finden.
Laßt uns die...
Gottlieb Konrad Pfeffel
Lob der Unangepaßtheit
Abdrücke von Fußspuren
die noch nicht getreten
sind, heben sich ab im
Sand.
Überall stehen Männer
mit großen Messern,
fertig um die Seelen
aller Unangepaßten
zu entfernen.
Letzte Atemzüge
werden gesammelt
und werden ausgestellt
in dem Museum von
Arbeit, Fleiß
und Ordnung.
Julia Novasety
Eine Stimmung aus dem vierten Kreis
Zwei Hände, die so weiß, so weiß
als wie ein schlohweiß Laken.
vereinten sich im vierten Kreis,
während sie sonst gewohnterweis
in zwei verschiedenen Taschen staken.
Sie zitterten, jedoch nur leis,
als ob sie vor sich selbst erschraken.
sie fühlten sich auf fremdem Gleis,
und dennoch taten sie mit Fleiß
sich ineinanderhaken.
Christian Morgenstern
Einem Tagelöhner
Lange Jahre sah ich dich
führen deinen Spaten,
und ein jeder Schaufelstich
ist dir wohl geraten.
Nie hat dir des Lebens Flucht
bang gemacht, ich glaube –
sorgtest für die fremde Frucht,
für die fremde Traube.
Nie gelodert hat die Glut
dir in eignem Herde,
doch du fußtest fest und gut
auf der Mutter Erde.
Nun hast du das Land erreicht,
das du fleißig grubest,
laste dir die Scholle leicht,
die du täglich hubest!
Conrad Ferdinand Meyer
Der Erntewagen
Nun des Tages Gluten starben,
Mischen alle zarten Farben
Sich am Himmel golden klar.
In die Helle seh' ich ragen
Einen hohen Erntewagen,
Den umeilt der Schnitter Schaar.
Dunkle Arbeit lichtumgeben!
Nächtige Gestalten heben,
Schichten letzte Garben leis,
Und des Abends Feierstunde
Schmückt mit heilig goldnem Grunde
Müder Arme späten Fleiß.
Conrad Ferdinand Meyer
Auf Goldgrund
Ins Museum bin zu später
Stunde heut ich noch gegangen,
Wo die Heilgen, wo die Beter
Auf den goldnen Gründen prangen.
Dann durchs Feld bin ich geschritten
Heißer Abendglut entgegen,
Sah, die heut das Korn geschnitten,
Garben auf die Wagen legen.
Um die Lasten in den Armen,
Um den Schnitter und die Garbe
Floß der Abendglut, der warmen,
Wunderbare Goldesfarbe.
Auch des Tages letzte Bürde,
Auch der Fleiß der Feierstunde
War umflammt von heilger Würde,
Stand auf...
Conrad Ferdinand Meyer
Überall Leid
Allüberall, wohin ich ging und kam,
Fand ich ein Weh; so einsam lag kein Land,
Daß nicht der Weg zu ihm die Sorge fand,
Und wo kein Baum gedieh, gedieh noch Gram;
Und magst du ziehn nach Süd und Nord,
Gen Ost und West, nach allen Winden,
Du wirst doch stets dasselbe Lösungswort,
Die Arbeit und des Lebens Mühsal finden.
Dasselbe Kämpfen um dein täglich Brot,
Das sich nicht lohnt, so schwer verdient zu sein,
Erwartet dich am Hudson wie am Rhein;
Ihr Bürgerrecht hat überall die...
Konrad Krez
Die veränderlichen Triebe der menschlichen Alter
Nach Puppen wird das Kind sich sehnen,
Der muntre Jüngling nach der Schönen,
Der Ruhm erhitzt des Mannes Fleiß,
Und Gold begehrt der matte Greis.
Bei so veränderlichen Trieben,
Wer wird sein wahres Glücke lieben?
Nur der, der Schöne, Ruhm und Geld
Für Puppen der Erwachsnen hält.
Abraham Gotthelf Kästner