Fallen Zitate (Seite 9)
Mondlicht
Des nachts küßt mich das Mondlicht
auf meine feuchte Stirn.
Verspricht mir, es wird besser,
verspricht mir einen Sinn.
Wenn bleiche Schatten fallen,
in Träume, die vergehn.
Streicht sanft es übers Haar mir;
die Welt wird weiterdrehn.
Wenn blaß der Morgen anbricht,
zieht still es sich zurück.
Geh deinen Weg zu Ende,
dort findest du dein Glück!
Margot S. Baumann
Entrückt und Nah
Entrückt und nah, belebend und doch Schein,
So seh ich, Liebste, dich vor mir errichtet.
Ein Umriß, der vor meinen Blicken flüchtet
Und dem es doch bestimmt ist, Bild zu sein.
Die Hände haben längst darauf verzichtet
Zu fassen nach Gestalt von Fleisch und Bein.
Genug zu wissen, daß du Brot und Wein
Und zartes Feuer bist, das mich belichtet.
Die Augen werden einst in Moder fallen.
Was war ich ohne dich? Ein irres Lallen,
Ein Dunkel und ein Rausch der Bitternisse.
Laß wehen...
Hugo Ball
Für nichts ist fruchtbarer die Erde,
Als für des Bösen Samenkorn;
Es häkelt sich mit rauhen Krallen,
Wohin das Schicksal es läßt fallen,
Und wuchert schnell zum gift'gen Dorn,
Der alles unter sich erstickt,
Den Baum umrankt, der noch gesundet,
Und wild den rechten Weg verstrickt.
Schon als Gedankenkeim erstickt,
Den wird er fest ins Irrsal heften,
Bis keinen Ausweg er erblickt.
Maria Therese von Artner
Frühling im Alter
Singen die Vöglein im grünen Wald,
Klingen die Bächlein bergunter,
Lockt es den Alten mit Lustgewalt,
Klopfet das Herz ihm so munter:
Denket der Wonne verschiedener Lenze
Fallen auch Tränen herunter.
Singet und klinget! Das Heute ist mein.
Heut' will ich singen und klingen,
Lustig mit spielenden Kindern feldein,
Fröhlich mit fröhlichen Dingen,
Will mir bekränzen die Locken, die greisen;
Bald muß ich hinnen und wandern und reisen,
Wo mir die Vögel nicht singen.
Ernst Moritz Arndt
Unsicherheit
Ich möchte dir was Liebes sagen,
und bin ironisch
oder total sachlich.
...Ich bin unsicher.
Ich möchte dich ganz fest umarmen,
und berühre dich
nur flüchtig.
...Ich bin unsicher.
Ich vermittle das Gefühl,
eine Wolke zu sein,
und läßt du dich fallen,
prallst du auf Stein.
Ich wär so gern die Wolke, aber
...ich bin unsicher.
Kristiane Allert-Wybranietz
Reine Handarbeit
Wir stricken unser Leben.
Manche wählen ein kompliziertes Muster,
andere ein schlichtes.
Es ist ein buntes Maschenwerk
oder ein Stück in tristen Farben.
Nicht immer können wir
die Farbe selber wählen;
und auch die Qualität der Wolle wechselt,
mal weiß und wolkenflauschig,
mal kratzig und hart.
Die einen stricken liebevoll und sorgsam,
andere mühevoll und ungern.
Und so manchmal schmeißt einer
das Strickzeug in die Ecke.
Und öfters läßt du eine Masche fallen,
oder sie fällt...
Kristiane Allert-Wybranietz