Erkennen Zitate (Seite 6)
Dienstfertig ist nur der zu nennen,
Des Absicht wir für rein erkennen;
Der nicht verlangt, daß man ihn ehrt,
Und weder Dank noch Lohn für seinen Dienst begehrt.
Doch wer vor Eifer scheint zu brennen,
Und dennoch auf geheimer Spur
Sucht irgendeine Lust zu stillen,
Und seinen Beutel anzufüllen,
Der dient – sich selber nur.
Wilhelm Fremerey
Weihnachten bewahren
Das ist Weihnachten bewahren.
Ich beschließe zu vergessen,
was ich für andere getan habe,
und will mich daran erinnern,
was andere für mich taten;
ich will übersehen,
was die Welt mir schuldet,
und daran denken
was ich der Welt schulde.
Ich will erkennen,
daß meine Mitmenschen genauso
wirkliche Wesen sind wie ich,
und will versuchen,
hinter ihren Gesichtern
ihre Herzen zu sehn,
die nach Freude und Frieden hungern.
Ich will das Beschwerdebuch gegen die...
Henry van Dyke
O mach mich mild! Gib mir für fremden Schmerz
Ein göttlich Neigen und ein warm Erkennen;
Und laß um ein zertretnes Menschenherz
In meinem Herzen tausend Wunden brennen.
Gib meinem Ringen nur das fromme Glück,
In jedem Dunkel deinen Stern zu sehen;
Und laß mich still mit weichem Kindesblick
Durch eine Welt der Nacht und Sünde gehen.
Doch sieht die Schuld mich hilfeflehend an
Und windet sich, von Reuequal zerrissen,
So gib, daß ich die goldne Binde dann
Mit Freuden tausche um ein heilig...
Hedwig Dransfeld
Du kämpfest nutzlos gegen jene Macht,
Die alle Worte nicht erschöpfend nennen,
Woran die Brust wir stets uns blutig rennen,
Die unsre tiefsten Schmerzen frech verlacht.
Was liebevoll der Welt Du zugebracht,
Wofür begeistert treue Herzen brennen,
Es scheitert doch ... Du wirst es noch erkennen
An des Gemeinen ewig starker Macht.
Ada Christen
Treuer, heiliger Gott und Vater!
Verleihe mir Vernunft, dich zu erkennen,
Gefühl, dich zu spüren,
Geist, dich zu verstehen.
Gib mir Eifer, dich zu suchen,
Weisheit, dich zu finden,
Verlangen, dich zu lieben.
Schenke mir ein Herz, das über dich nachdenkt,
und Taten, die dich groß machen.
Gib mir Augen, dich zu sehen,
Ohren, dich zu hören,
eine Zunge, dich zu verkündigen,
Gewähre mir Geduld, auf dich zu warten,
deine heilige Gegenwart,
ein seliges Ende
und das ewige Leben.
Benedikt von Nursia
Die Klagen eines Ikarus
Der Bursch, der die Dirne bezwungen,
Ist glücklich, zufrieden und satt,
Mein Arm ist zerbrochen und matt,
Weil er mit Wolken gerungen.
Der Sternwelt, die leuchtend schwebt,
Ein unvergleichlich Entzücken,
Dank' ich's, dass meinen Blicken
Nur Sonnenerinnerung lebt.
Ich hoffte, im Raum zu erkennen
Der Dinge Mitte und Schluss,
Und fühl' nun im Glutenkuss
Meine Flügel zerfallen, verbrennen.
Vernichtet vom Schönheitsdrang
Wird mir kein Nachruhm zu eigen,
Es wird...
Charles Baudelaire
Das Gespenst
Gewöhnlich kommt es, wenn die Lichter brennen.
Es poltert mit den Tellern und den Tassen.
Auf roten Schuhen schlurrt es in den nassen
Geschwenkten Nächten und man hört sein Flennen.
Von Zeit zu Zeit scheint es umherzurennen
Mit Trumpf, Atout und ausgespielten Assen.
Auf Seil und Räder scheint es aufzupassen
Und ist an seinem Lärmen zu erkennen.
Es ist beschäftigt in der Gängelschwemme
Und hochweis weht dann seine erzene Haube,
Auf seinen Fingern zittern Hahnenkämme,
Mit schrillen...
Hugo Ball
Mich frug mein Freund, wie viele Lebensjahre
bereits auf meinen Schultern ruhten?
Ich sprach: "Im besten Falle zwei Minuten."
Er wies bestürzt auf meine weißen Haare.
Da sagte ich: "Wir müssen klar erkennen,
wie sich verteilt des Lebens Wert und Maß.
Ich küßte einmal so, daß ich es nie vergaß...
Den Rest des Erdenseins kann ich nicht Leben nennen..."
Ali Ibn Al Andaluzi Hazm