Erde Zitate (Seite 30)
Still von unsichtbarer Hand
Sah die Welt sich schmücken,
Und es wandelt übers Land
Ruhiges Beglücken.
Unsre alte Erde weit
Sank in frommes Sinnen,
Ahnend ihrer heiligen Zeit
Keimendes Beginnen.
Bald ist alles in dem Rund
Werdens voll und Waltens,
Jede Scholle wird zum Grund
Schwelgenden Gestaltens.
Reichtum siehst du jeden Platz
Aus der Tiefe heben,
Schenkend zeigt versenkten Schatz
Jedes Stückchen Leben.
Ferdinand Ernst Albert Avenarius
Gebet
Ertrage du's, laß schneiden dir den Schmerz
scharf durchs Gehirn und wühlen hart durchs Herz –
das ist der Pflug, nach dem der Sämann sät,
daß aus der Erde Wunden Korn entsteht.
Korn, das der armen Seele Hunger stillt –
mit Korn, o Vater, segne mein Gefild:
Reiß deinen Pflug erbarmungslos den Pfad,
doch wirf auch ein in seine Furchen Saat!
Ferdinand Ernst Albert Avenarius
Wir sind die Armen, müd und beschwert,
Wir haben nicht Heimat, wir haben nicht Herd.
Wir schreiten gedrängt im Dunkel einher.
Kein Flecken Erde, der unser wär!
Wir sind die Armen, verschlissen das Kleid.
Auf unserem Rücken wir tragen das Leid.
Wir erben den Mangel an Weib und Kind
Und unsere Namen verweht der Wind.
Wir sind die Armen, die Stirnen verhärmt.
Wir haben kein Feuer, das uns wärmt.
Wir haben nicht Herd, wir haben nicht Haus.
Wir sind die Armen. Man schloß uns aus.
Wir sind...
Adrian von Arx
Für nichts ist fruchtbarer die Erde,
Als für des Bösen Samenkorn;
Es häkelt sich mit rauhen Krallen,
Wohin das Schicksal es läßt fallen,
Und wuchert schnell zum gift'gen Dorn,
Der alles unter sich erstickt,
Den Baum umrankt, der noch gesundet,
Und wild den rechten Weg verstrickt.
Schon als Gedankenkeim erstickt,
Den wird er fest ins Irrsal heften,
Bis keinen Ausweg er erblickt.
Maria Therese von Artner
Ostern
Vom Erdenstaub zu reinen, blauen Lüften
Dringt weit der Blick in ersten Frühlingstagen,
Und höher steigt der mächt'ge Sonnenwagen,
Die Erde sehnt nach Blättern sich und Düften,
Und heilige Geschichten uns dann sagen
Was sich geahnet in des Herzens Klüften.
Er ist erstanden aus den Todesgrüften,
Und wie vergebens war der Menschen Zagen,
Ja so ersteht die Welt der Himmelsgaben
Mit jedem Jahre neu, die Knospen brechen,
Und nichts ist unsrer Liebe zu erhaben,
Sie gibt uns alles in den...
Karl Joachim Friedrich Ludwig »Achim« von Arnim
Es schlafen die Gipfel der Berge,
die Abgründe rings, die Schluchten
und der Bäche trockene Täler;
der kriechenden Tiere Geschlechter,
so viele die dunkle Erde ernährt;
das Wild im Wald und die Stämme der Bienen;
und die Ungeheuer am Grunde
der purpurdunklen Seen;
es schlafen die Geschlechter
der Vögel mit den großen Flügeln.
Alkman