Engel Zitate (Seite 7)
Sonnenaufgang
Heil'ge Andacht, tiefes Schweigen! –
Von dem Himmel träumt die Welt;
Blümlein vor dem Herrn sich neigen,
Engel geh'n durch Wald und Feld.
Heil'ge Andacht, tiefes Schweigen!
Friedensgruß aus lichten Höh'n!
Betend muß mein Herz sich beugen
Vor der Gottheit leisem Weh'n.
Heil'ge Andacht, tiefes Schweigen! –
Keine Spur vom Kampf der Welt!
Duft'ge Purpurwölkchen steigen
Schimmern auf dem Himmelszelt.
Heil'ge Andacht, tiefes Schweigen! –
Bald ein Jubel nah' und fern!
Wenn die Gluten...
Marie Ihering
Gebt! Auf daß Gott an eure Lieben denke,
Den Söhnen Kraft, den Töchtern Anmut schenke;
Daß euer Weinberg früchtebringend sei;
Daß Fülle herrsch' in euer Speicher Räumen;
Daß ihr euch bessert; daß in nächt'gen Träumen
Die Engel zieh'n an euch vorbei!
Gebt! Daß der Gottmensch hold sich zu euch neige,
Der Böse selber sich vor eurem Namen beuge,
Und euren Herd so Ruh' als Lieb' umfließt;
Daß in der letzten Stund' ihr habet gegen
All' eure Sünden den Gebetessegen
Des Armen, der im Himmel mächtig ist.
Victor Marie Hugo
Nachbarn
Aus meiner warmen Stube
seh' ich zum Fenster raus.
Ach wie still und traurig
liegt dort das Nachbarhaus.
Es ist seit vielen Tagen
kein Licht, kein Mensch zu seh'n.
Ich werde nun trotz Kälte
schnell man hinüber geh'n.
Wie könnte ich sonst feiern
und öffnen die Geschenke,
wenn ich an diesem Abend
nicht an den Nachbarn denke,
der nun schon seit langem
eine böse Krankheit hat,
und außerdem noch arm ist
und oftmals nicht mal satt.
Die Botschaft von dem Engel,
die war so wunderbar,
weil...
Regina Hesse
Die Federn
Drei Federn wurden uns für dieses Leben
Zum wechselnden Gebrauch anheim gegeben.
Aus seinem Fittich gab zuerst ein Engel
Die eine Dir, daß Du des Lebens Mängel
Damit verzeichnest mit Gelassenheit.
Die zweite stammt aus eines Adlers Flügel,
Sie folgt der Phantasie mit leichtem Zügel,
Kühn bis zur Sonne, über Wolken hebet
Ihr Flug sie, der der Wirklichkeit entschwebet,
Erheiternd mildert sie den Ernst der Zeit.
Die dritte löste sich aus Amors Schwingen,
Um treuer Liebe Sprache Dir zu...
Natalie von Herder
Amor und Psyche
Ein Seufzer, der von Mund zu Munde fliegt,
Wenn Seele sich zur Seele innig schmiegt;
Des Herzens Übergang, da leis' und still
Der süße Wort zum Wort nicht werden will,
Das süße Wort zum Wort nicht werden kann:
Verloren schauen sich zwei Seelen an
Und schöpfen in der Gottheit reinstem Quell
Gedanken, Wünsche, Blicke zart und hell;
Der Hauch, der dann das Leben süß verlängt,
Der Atem, der den Busen aus sich drängt,
Der Augenblick, der Ewigkeit Genuß,
Der Engel reinste Wollust...
Johann Gottfried von Herder
Der Stoff, das Material des Gedichts,
Das saugt sich nicht aus dem Finger;
Kein Gott erschafft die Welt aus nichts,
So wenig wie irdische Singer.
Aus vorgefundenem Urweltsdreck
Erschuf ich die Männerleiber,
Und aus dem Männerrippenspeck
Erschuf ich die schönen Weiber.
Den Himmel erschuf ich aus der Erd
Und Engel aus Weiberentfaltung;
Der Stoff gewinnt erst seinen Wert
Durch künstlerische Gestaltung.
Heinrich Heine
Nichts ist vollkommen auf dieser Welt,
der Rose ist der Stachel beigesellt;
ich glaube gar die lieben Engel
im Himmel droben sind nicht ohne Mängel…
Du bist, verehrte Frau, du selbst sogar
Nicht fehlerfrei, nicht aller Mängel bar.
Du schaust mich an, du fragst mich, was dir fehle?
Ein Busen, und im Busen eine Seele.
Heinrich Heine
Sehnsucht
Erträume dich in allen diesen Dingen,
in denen ich ehrlicher als ein Engel bin,
im Traum der Nacht werden wir uns durchdringen
wie ein Regenbogen einem roten Rubin.
Schiebe die grauen Wolken vom Sternenhimmel,
krauses Wasser den Mond im klaren Schein bricht,
reiten durch dunkle Schatten auf einem Schimmel
zur Sehnsucht, die heller erstrahlt als das Licht.
Erkenne dich im Begehren, das uns bindet
im einzigen Wunsch nach Zweisamkeit,
in Illusion von ewiger Zeit
das Verlangen, das...
Gerd Groß
Wenn man dich Engel nennt,
Will's so der Brauch,
Daß du's an Schönheit bist,
Seh' ich wohl auch;
Magst's auch an Güte sein,
Gib und gewähr!
Nur nicht an Heiligkeit
Bitt' ich gar sehr.
Siehst du der Saaten
Wallenden Streif?
Blond sind die Aehren
Und sie sind reif;
Blond wie dein Häuptchen–
's ist an der Zeit,
Schon hält der Schnitter
Die Waffe bereit.
Franz Grillparzer
Verwaiste Liebe
Ihr verblühet, süße Rosen,
Meine Liebe trug euch nicht;
Blühtet, ach, dem Hoffnungslosen,
Dem der Gram die Seele bricht!
Jener Tage denk' ich trauernd,
Als ich, Engel, an dir hing,
Auf das erste Knöspchen lauernd
Früh zu meinem Garten ging;
Alle Blüten, alle Früchte
Noch zu deinen Füßen trug,
Und vor deinem Angesichte
Hoffnung in dem Herzen schlug.
Ihr verblühet, süße Rosen,
Meine Liebe trug euch nicht;
Blühtet, ach, dem Hoffnungslosen,
Dem der Gram die Seele bricht!
Johann Wolfgang von Goethe
Grau und trüb und immer trüber
Kommt das Wetter angezogen,
Blitz und Donner sind vorüber,
Euch erquickt ein Regenbogen.
Frohe Zeichen zu gewahren
Wird der Erdkreis nimmer müde;
Schon seit vielen tausend Jahren
Spricht der Himmelsbogen: Friede!
Aus des Regens düstrer Trübe
Glänzt das Bild, das immer neue;
In den Tränen zarter Liebe
Spiegelt sich der Engel – Treue
Wilde Stürme, Kriegeswogen
Rasten über Hain und Dach;
Ewig doch und allgemach
Stellt sich her der bunte Bogen.
Johann Wolfgang von Goethe