Duft Zitate (Seite 8)
Sommerabend
Klar ruhn die Lüfte auf der weiten Flur;
fern dampft der See, das hohe Röhricht schimmert
im Schilf verglüht die letzte Sonnenspur;
ein blasses Wölkchen rötet sich und schimmert.
Vom Wiesengrunde naht ein Glockenton;
ein Duft von Tau entweicht der warmen Erde,
im stillen Walde steht die Dämm'rung schon,
der Hirte sammelt seine satte Herde.
Im jungen Roggen rührt sich nicht ein Halm,
die Glocke schweigt wie aus der Welt geschieden;
nur noch die Grillen geigen ihren Psalm.
So sei...
Richard Fedor Leopold Dehmel
Frühlingsahnung
Die Felder liegen weiß;
wohin ich schau'
ins fahle Nebelgrau,
scheint Schnee und Eis.
Doch da – ein Sonnenstrahl
bricht durch den Flor
und zieht den Blick empor
mit einem Mal,
und von der Erden
ringt jung ein Duft
sich durch die Luft: –
will's Frühling werden?
Richard Fedor Leopold Dehmel
Anemonen
Sie sprießen licht aus Waldesnacht,
Ohne reichen Duft, ohne Farbenpracht,
Unter den großen, alten Bäumen,
Über das Moos wie flutend Träumen:
Wann der Wind vorüber streicht,
Neigen sie ihre Köpfchen leicht,
Aber wo die Sonne licht
Durch die Blätterkronen bricht,
Saugen sie all das goldige Scheinen
Sehnsuchtsvoll in den Kelch, den kleinen.
So blühen sie scheu, ohne Glanz und Pracht:
Die lichten Kinder der Waldesnacht.
Therese Dahn
Ein Aufatmen
Grüne Tannen, bunte Blumen,
Blauer Himmel, Luft und Duft,
Silberhelle Wasser rieseln
Aus der grauen Felsenkluft.
Helle Sonnenlichter zittern
Spielend auf dem feuchten Grund,
Und der Vögel heimlich Zwitschern
Gleicht dem Wort aus liebem Mund.
Grüne Tannen – kleine Vögel,
Ach, – ihr kennt ein Zauberwort – –
Euer Rauschen, euer Zwitschern
Scheucht die alten Schmerzen fort!
Ada Christen
Weshalb, o Liebe ist im Erdenstaube
Geliebt zu werden Unheil und Verderben?
Ach, mit Cypressen schmückst du deine Laube
Und lässest uns mit Seufzern um dich werben.
Wie ich, vom Duft entzückt, die Blume raube,
Und lasse sie an meinem Busen sterben,
So wird das zarte Haupt, das uns beglückt,
An unser Herz gelegt und da – zerdrückt.
Lord George Gordon Noel Byron
Hätte diese Nacht doch länger gedauert –
Wären die Stunden nicht so geeilt!
Ich hätte noch viel länger Deinen Duft einatmen können –
Ich hätte mich noch viel länger der Lust hingegeben!
Doch der Tag kam unaufhaltsam näher und somit auch der Abschied aus deiner zarten Umarmung.
Lieben fällt so leicht, doch der Abschied so schwer –
Ich möchte dich zum Vibrieren bringen wie eine Stimmgabel –
Dir leichte sinnliche Töne entlocken und deine Sinne zum Entgleiten bringen.
Die Worte, die deine Lippen...
by SPODO
Er stellt sich vor sein Spiegelglas
Und arrangiert noch dies und das.
Er dreht hinaus des Bartes Spitzen,
Sieht zu, wie seine Ringe blitzen,
Probiert auch mal, wie sich das macht,
Wenn er so herzgewinnend lacht,
Übt seines Auges Zauberkraft,
Legt die Krawatte musterhaft,
Wirft einen süßen Scheideblick
Auf sein geliebtes Bild zurück,
Geht dann hinaus zur Promenade,
Umschwebt vom Dufte der Pomade,
Und ärgert sich als wie ein Stint,
Daß andre Leute eitel sind.
Wilhelm Busch
Sinnenliebe
Ein Honigvöglein, weich und zart,
Ist leichte Sinnenliebe;
Von Schmetterlings- und Bienenart
Sind ihre Nahrungstriebe.
Nur für den Lenz hat die Natur
Dies Flatterkind geboren;
Im Lenze lebt und webt sie nur,
Gehegt, gepflegt von Floren.
Kaum dürftest du im Sommer ihr
Das Leben noch erhalten;
Doch untern Händen wird sie dir
Gewiß im Herbst erkalten.
Autumnus' volles Segenshorn
Wirst du umsonst ihr bieten;
Es nähret sie, statt Wein und Korn,
Nur Duft und Thau der Blüten.
Gottfried August Bürger
An ein Maienlüftchen
Auf, Maienlüftchen, aus den Blumenbeeten!
Wo deine Küsse Florens Töchter röten;
Wo du so liebetraulich allen heuchelst,
Und Duft entschmeichelst.
Erhebe dich, mit allem süßen Raube,
Nach jener dämmernden Holunderlaube!
Dort lauschet Lina. Laß sie deines süßen
Geruchs genießen!
Mir hat das Glück noch keinen Kuß bescheret.
Dir aber, Liebchen, wird ja nichts verwehret.
Nimm drei für einen! Komm zurück! Nur Einer
Davon sei meiner!
Gottfried August Bürger
Kam die Liebe in mein Herz gezogen,
Kam nicht wie ein heitrer Sommertag,
Kam nicht wie das junge Grün im Walde,
Wie die duft'ge Blume auf der Halde,
Kam wie Noth und bitt'res Ungemach.
Wohl ist wie ein Sommertag sie kommen,
Aber ganz von Staub und Gluth erfüllt;
Wie das Grün vom nächt'gen Frost verheeret,
Wie die Blume, die der Wurm verzehret,
Eh' die Knospe sich noch ganz enthüllt!
Anders, anders ahnte sie die Seele,
Anders hoffte sie mein pochend Herz;
Aber, ob sie mir im Festgeschmeide
Sei...
Luise Büchner
Ich bin ein Schimmer im Schatten.
Kein Sternenlicht schwimmt in der Luft.
Ich schwebe durch blühende Matten
Und fühle sie nur am Duft.
Ich hör' meinen Fuß nicht gehen,
Irr' ohne Gewicht durch die Flur:
Ich komme vom Auferstehn
Und geiste auf alter Spur.
Ich möcht' wieder Blumen harken
Und Hoffnungen weben zum Band,
Euch haschen, ihr frohen, ihr starken
Glücksstunden im Sonnenland!
Jakob Boßhart