Des Glücks Zitate (Seite 20)
Das Glück besteht mehr in einer allgemeinen Veranlagung des Geistes und des Herzens, das sich dem Glück, so wie es die Natur des Menschen gewähren kann, öffnet, als in einer Vielzahl bestimmter glücklicher Augenblicke im Leben. Es besteht mehr in der Fähigkeit, diese glücklichen Augenblicke aufzunehmen. Es besteht nicht in der Freude, sondern in der spielend leichten Fähigkeit, Freude zu empfangen, in der begründeten Hoffnung, sie zu finden, wann immer man will, in der Erfahrung, daß man...
Baron Charles-Louis de Montesquieu
Alle menschlichen Kämpfe sind nur ein Kampf ums Glück; die Sehnsucht danach bildet den Untergrund jeder Religion, jeder Staatsform. Der Egoismus ist die Bemühung des einzelnen, soviel Glück wie möglich an sich zu ziehen. Warum sollte nun nicht der Egoismus des einzelnen ihn dazu treiben, alle seine Mitmenschen als Brüder zu behandeln, sobald er erzeugt ist, daß das Glück eines jeden im Glück aller beruht?
Émile Edouard Charles Antoine Zola
Das kleine Glück
Das kleine Glück kommt oft spontan
und reicht uns seine Hände,
das große Glück steht hinten an,
man wartet – ohne Ende...
Nun harrt man aus – oft jahrelang
und mag nicht länger warten
und ehe unsre Seele krank,
muß man allein wohl starten.
Ich sammle nun das kleine Glück,
das füllt so manche Stunde,
so mehrt es sich nun Stück für Stück
und schließt des Wartens Wunde.
Klaus Ender
Es kann nicht geleugnet werden, daß äußerliche Zufälle großen Einfluß auf das Glück haben: Gunst der Mächtigen, glücklicher Zufall, der Tod anderer, Gelegenheit sich auszuzeichnen. Allein zu guter Letzt muß jeder sein Glück mit seinen eigenen Händen prägen. Jeder ist seines Glückes Schmied, sagte der Dichter. Und die häufigste der äußerlichen Ursachen ist die, daß die Torheit des einen des andern Glück macht, da niemand so schnell vorwärts kommt als durch Fehler anderer.
Francis von Verulam Bacon
Es gibt auch ein gleichgeschaltetes Glück, wie es eine gleichgeschaltete Vernunft gibt . . . Gleich Begabungen des Auges und des Ohrs, die nicht einzusperren sind in eine Farben- und Ton-Ordnung, gibt es auch Talente fürs Glücklichsein. Sie haben die Fähigkeit, aus ungewöhnlich vielen und auch aus ungewöhnlichen Gründen glücklich zu sein. Sie haben auch die Fähigkeit, besonders viel Glück zu entdecken. Und es ist ihnen schließlich noch gegeben, ihr Glück in einer seltenen Inbrunst zu erleben.
Ludwig Marcuse
Ich glaube nicht, daß die positiven Dinge, die uns zufällig widerfahren, als Glück zu bezeichnen sind. Glück ergibt sich viel mehr aus dem bisherigen Leben. Gutes läßt Gutes folgen, ebenso tut es das Schlechte. Allerdings sollte die Dankbarkeit über das Glück eher als Richtungsweiser verstanden werden, weiterhin Gutes zu tun, um sich des erfahrenen Glückes auch würdig zu erweisen und neuem Glück den Weg zu ebnen.
Sigrun Hopfensperger
Wenn du dein Auge schließest,
wo ist das Licht dann, wo?
Erloschen ist der Sonne Glanz,
der Sterne Schimmer floh.
Die Welt ist Nacht und Öde,
der Mond nicht scheinen mag;
dein Aug' erst spricht dein Schöpfungswort,
gibt deiner Welt den Tag.
Wenn nicht in deinem Herzen,
wo ist das Glück dann, wo?
Was dir die Welt als Glück gewährt,
macht nie dich völlig froh.
Du führst das Glück selbst in die Welt
aus dir, aus dir allein.
Die Welt ist Nacht und Öde,
kannst du nicht glücklich sein.
Richard Hamel
Denk' an deine Jugendsonne,
wenn dich's in der Seele friert;
träum von Jugendglück und Wonne,
wenn es Herbst im Herzen wird.
Strömt der Sonne Strahlenquelle
auch nur einen Augenblick: –
bleibt ihr Glanz in Herz und Seele
doch noch lange Zeit zurück!
Träumst du auch nur für Sekunden
von dem Glück, das längst dahin: –
ist dir gleich der Traum entschwunden,
lang' glüht dir sein Bild im Sinn.
Schmückst mit Blumen neu die Liebe,
suchst des Freundes treue Brust
gleich, als ob sie ewig...
Balder vom Berge
Die Religion der radikalen Desillusionierung (die Religion des Kreuzes), die Metaphysiken des Unbehagens in der Kultur sind auch verkappte Glückslehren. Glück ist (das machen sie überschwenglich sichtbar) die Summe von hundert Negationen des Unglücks - plus Glück, das Plus wird weniger bemerkt.
Ludwig Marcuse
Kein Glück
Kein Glück! So hat die Alte mir
mit fahlem Lächeln prophezeit,
wer in der Liebe Spuren geht,
des Weggenoß heißt Herzeleid.
Kein Glück! Ich ging durch Klamm und Kluft
stieg gipfelauf in Mittagglast
und trank der Sonne rotes Blut
und mit mir trank der bleiche Gast.
Kein Glück! Ich trug den Demantkranz,
das Purpurkleid im Märchenschloß,
und steh nun doch an Abgrunds Rand –
und leise lacht...
Clara Müller-Jahnke
Welches sind in euerm Leben wahrhaft glückliche Augenblicke gewesen? Waren es nicht jene, wo ihr euch für den Dienst anderer hingegeben habt? Ist euch bei dieser Gelegenheit nicht die innige Verwandtschaft des Glückes mit der Liebe offenbar geworden? Die Liebe, die das Glück Gottes ist, muß auch für das nach seinem Ebenbilde geschaffenen Wesen das höchste Glück bilden. Alles andere Glück ist diesem Wesen unwürdig und kann es nicht befriedigen. Selbstsüchtige Freuden machen den Menschen leer,...
Alexandre Rodolphe Vinet
Sicherheit im Glück
Sag' einem, der erfreut dem Glück im Schooße lieget,
Daß dessen Stille stets die Sicherheit betrüget,
Daß es uns, ehe wir es recht erkannt, verläßt;
Er höret dich nicht mehr, denn junge Hochzeitgäst'
Den Wächter, der des Nachts die Stunden rufet, hören;
Er spottet deiner Gunst und lachet deiner Lehren,
Und alle deine Wort' entführt der schnelle Wind.
Ein Glücklicher ist taub, sowie das Glück ist blind.
Christian Wernike