Bett Zitate (Seite 2)
Der Alkohol
Der Alkohol ob Bier, ob Wein,
er wird geschluckt, immer hinein,
dass er vom Geiste nimmt Besitz,
die Augen groß, die Nase spitz,
ich bin fast blau, die Welt ist schön,
dann woll'n wir mal nach Hause geh'n.
Auch harte Drinks sind voller Tücke,
der Kopf ist leer, es klafft ne Lücke,
ach noch ein Bier, das geht wohl rein,
ein kleines noch, dass muss noch sein,
es rumort im Bauch und Geiste,
der Mund geht auf, raus kommt das meiste.
Nun ist's genug, jetzt bin ich blank,
die...
Heinz Bernhard Ruprecht
Natur
Wenn immer sie mich fragen,
Ob ich ein Freund sei der Natur,
Was soll ich ihnen nur
Dann sagen?
Ich kann eine Bohrmaschine,
Einen Hosenträger oder ein Kind
So lieben wie Blumen oder Wind.
Ein Sofa ist entstanden,
So wie ein Flußbett entstand,
Wo immer Schiffer landen,
Finden sie immer nur Land.
Es mag ein holder Schauer
Nach einem Erlebnis in mir sein.
Ich streichle eine Mauer
Des Postamts. Glatte Mauer aus Stein.
Und keiner von den Steinen
Nickt mir zurück.
Und manche Leute weinen
Vor...
Joachim Ringelnatz
Kindergebetchen
Lieber Gott, ich liege
Im Bett. Ich weiß ich wiege
Seit gestern fünfunddreißig Pfund.
Halte Pa und Ma gesund.
Ich bin ein armes Zwiebelchen,
Nimm mir das nicht übelchen.
Lieber Gott, recht gute Nacht.
Ich hab noch schnell Pipi gemacht,
Damit ich von dir träume.
Ich stelle mir den Himmel vor
Wie hinterm Brandenburger Tor
Die Lindenbäume.
Nimm meine Worte freundlich hin,
Weil ich schon sehr erwachsen bin.
Joachim Ringelnatz
Silvester
Daß bald das neue Jahr beginnt,
Spür ich nicht im Geringsten.
Ich merke nur: Die Zeit verrinnt
Genau so wie zu Pfingsten,
Genau wie jährlich tausendmal.
Doch Volk will Griff und Daten.
Ich höre Rührung, Suff, Skandal,
Ich speise Hasenbraten.
Mit Cumberland, und vis-à-vis
Sitzt von den Krankenschwestern
Die sinnlichste. Ich kenne sie
Gut, wenn auch erst seit gestern.
Champagner drängt, lügt und spricht wahr.
Prosit, barmherzige Schwester!
Auf! In mein Bett! Und Prost Neujahr!
Rasch!...
Joachim Ringelnatz
Einsamkeit
Die Einsamkeit ist wie ein Regen.
Sie steigt vom Meer den Abenden entgegen:
von Ebenen, die fern sind und entlegen,
geht sie zum Himmel, der sie immer hat.
Und erst vom Himmel fällt sie auf die Stadt.
Regnet hernieder in den Zwitterstunden,
wenn sich nach Morgen wenden alle Gassen
und wenn die Leiber, welche nichts gefunden,
enttäuscht und traurig von einander lassen;
und wenn die Menschen, die einander hassen,
in einem Bett zusammen schlafen müssen:
dann geht die Einsamkeit...
Rainer Maria Rilke
Harlekins Liebes-Carmen
Lisette, liebster Rosenstock,
Meines Herzens Zucker-Stengel,
Du meines Leibes Unter-Rock
Mein Schatz und tausend Engel.
Vernimmm den Klang,
Und schönen Gsang,
Die saubern Ritornellen,
So klingen wie Kuhschellen.
Und diß geschieht zu Ehren dir,
Weil ich dich herzlich liebe,
Das Herz in Hosen zittert mir,
Aus lauter Liebes-Triebe,
Du wirst ja auch,
Nach Handwerks-Brauch,
Mich recht von Herzen meynen,
Sonst müßt ich todt mich greinen.
Ach mache mir doch auff geschwind,
Du...
Christian Reuter
Dies eine Leben
Nimm dir Zeit in deinem Leben,
und beende dieses Hasten,
leg auch ab dein stetes Streben,
lern pausieren, ruhen, rasten.
Hör einfach nur auf deinen Bauch
und lass die Fünf mal grade sein,
mach es wie viele andre auch,
trink ein Glas Wein bei Kerzenschein.
Geh mit deinem Hund spazieren,
oder bleib im Bette liegen,
kannst auch in der Stadt flanieren,
allenfalls in Urlaub fliegen.
Mach einfach das, was dir gefällt,
und genieß dies eine Leben</em>
denn auch für große Berge...
Horst Rehmann
Plumps
Der Frosch und eine Kröte
still hockten beieinander.
Da sprach der Frosch zur Kröte:
Geh, sei doch nicht so blöde
und spiel mir etwas vor
auf deinem Pfeifenrohr.
Der Frosch auf einem Strunken
war gern dazu bereit
und quakte traumversunken,
von feuchter Liebe trunken,
Quak, quak!
ein rührsam Chansonett:
Mücken summen um mein Bett,
die frechen,
sie sind schon worden sommerfett
und stechen.
Quak, quak!
Nun ist es hohe Zeit,
darin zu ruhn zu zweit,
wir könnten dann die Mucken
vereint...
Heinrich von Reder
Erste Liebe
Ja
ich weiß es noch
wie wir
uns bei tagweckendem
Hahnenschrei
in den Armen lagen
am Bahnsteig
wo unsere Züge
sich täglich kreuzten
Diese
süßen Minuten
Herzzerreißen
begafft von verschlissenen
Arbeitern mit
verquollenen Augen
Ja
ich weiß es noch
wie wir
zusammenschmolzen
auf der Parkbank
im Winter
über Zäune stiegen
um schamverborgen
im Schnee
unser Bett zu machen
für wenige Sekunden Glückseligkeit
Manfred Poisel
Alte Liebe
Nach
all den Jahren
familiärer Plackerei
mieteten
wir zwei uns
ganz allein für eine
Nacht
in einem noblen
Hotel
in München ein
Der
selige Höhepunkt
unserer
wiederentflammten
Liebe
zerbröselte
jedoch am nächsten
Morgen
gleich nach
dem königlichen Frühstück
im Bett
Als
uns die
1001 Krümel
zur Raserei brachten
Manfred Poisel
Welch eine Nacht, ihr Götter und Göttinnen!
Wie Rosen war das Bett! Da hingen wir
Zusammen im Feuer und wollten in Wonne zerrinnen!
Und aus den Lippen flossen dort und hier,
Verirrend sich, unsre Seelen in unsre Seelen! –
Lebt wohl, ihr Sorgen, wollt ihr mich noch quälen?
Ich hab’ in diesen entzückenden Sekunden,
Wie man mit Wonne sterben kann, empfunden!
Petronius Gajus Arbiter