Baum Zitate (Seite 14)
Immerfort
Das Sonnenstäubchen fern im Raume,
Das Tröpfchen, das im Grase blinkt,
Das dürre Blättchen, das vom Baume
Im Hauch des Windes niedersinkt -
Ein jedes wirkt an seinem Örtchen
Still weiter, wie es muß und mag,
Ja selbst ein leises Flüsterwörtchen
Klingt fort bis an den letzten Tag.
Wilhelm Busch
Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
er flattert sehr und kann nicht heim.
Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
die Krallen scharf, die Augen gluh.
Am Baum hinauf und immer höher
kommt er dem armen Vogel näher.
Der Vogel denkt: Weil daß so ist
und weil mich doch der Kater frißt,
so will ich keine Zeit verlieren,
will noch ein wenig quinquillieren
und lustig pfeifen wie zuvor.
Der Vogel, scheint mir, hat Humor.
Wilhelm Busch
Seufzer eines Ungeliebten
Hast du nicht Liebe zugemessen
Dem Leben jeder Kreatur?
Warum bin ich allein vergessen,
Auch meine Mutter du! Natur?
Wo lebte wohl in Forst und Hürde,
Und wo in Luft und Meer ein Tier,
Das nimmermehr geliebet würde? -
Geliebt wird alles außer mir!
Wenngleich in Hain und Wiesenmatten
Sich Baum und Staude, Moos und Kraut
Durch Lieb und Gegenliebe gatten;
Vermählt sich mir doch keine Braut.
Mir wächst vom süßesten der Triebe
Nie Honigfrucht zur Lust...
Gottfried August Bürger
Auf dem Heimweg
Schon drängt Zypressendunkel hoch
sich in mein Abendsonnenlicht,
das doch den Baum des Schweigens noch
mit goldner Lebensglut umflicht.
Erinnernd grüßt die Wasserflur
noch einmal auf - wie reich und schön!
Die Täler schwanden tiefer nur,
und schimmernd breiten sich die Höhn.
Ich schau und sinne - sacht genaht
sinkt Dämmrung über mich herein…
Gib Herr, zum stillen, steilen Pfad
hinab nun deinen Sternenschein!
Wilhelm Brandes
Nachtgedanken
Nicht dem Kleinmut dich ergeben,
Liegt das Morgen noch so weit!
Menschgebornes schleppt am Leben
Und an der Vergangenheit.
Könnten wir in Nächten bleichen
Jedes Tags Erinnerung,
Alle Griffelspuren streichen,
Fühlten wir uns ewig jung!
Doch so mögen sich beschränken
Blatt und Blume, Baum und Tier:
Nur durch schmerzliches Gedenken
Und in Leiden wachsen wir.
Und so bleiben wir verbunden
Jedem Schicksalsschlag und -stoß:
Narben sind und Seelenwunden
Allerhöchtes Menschenlos.
Jakob Boßhart
Freiheit
Im Schutze unserer Terrasse geboren,
fliegst du nun deiner Freiheit entgegen.
Kein Baum zu mächtig,
keine Krone zu hoch –
dein Freiheitsdrang
scheint mir grenzenlos.
Mein kleines Eichhörnchen,
paß' gut auf dich auf.
Und wenn die Sehnsucht dich
doch einmal an jenen ruhigen Ort
deiner Herkunft zurückführen soll,
warten immer ein
paar Nüsse auf dich.
Roswitha Bloch
Ich ... war ... einmal
Oft weiß ich ganz genau: Ich ... war ... einmal;
Ich habe schon einmal all dies gesehn;
Der Baum vor meinem Fenster rauschte mir
Ganz so wie jetzt vor tausend Jahren schon;
All dieser Schmerz, all diese Lust ist nur
Ein Nochmals, Immerwieder, Spiegelung
Durch Raum und Zeit. – Wie sonderbar das ist:
Ein Fließen, Sinken, Untertauchen und
Ein neu Empor im gleichen Strome: Ich
Und immer wieder ich: Ich ... war ... einmal.
Otto Julius Bierbaum
Für nichts ist fruchtbarer die Erde,
Als für des Bösen Samenkorn;
Es häkelt sich mit rauhen Krallen,
Wohin das Schicksal es läßt fallen,
Und wuchert schnell zum gift'gen Dorn,
Der alles unter sich erstickt,
Den Baum umrankt, der noch gesundet,
Und wild den rechten Weg verstrickt.
Schon als Gedankenkeim erstickt,
Den wird er fest ins Irrsal heften,
Bis keinen Ausweg er erblickt.
Maria Therese von Artner
Blüh denn, leuchte, goldner Baum,
Erdentraum und Himmelstraum;
blüh und leuchte in Ewigkeit
durch die arme Zeitlichkeit!
Sei uns Bild und sei uns Schein,
dass wir sollen fröhlich sein,
fröhlich durch den süßen Christ,
der des Lebens Leuchte ist.
Sei uns Bild und sei uns Schein,
dass wir sollen tapfer sein
auf des Lebens Pilgerbahn,
kämpfend gegen Lug und Wahn.
Sei uns Bild und sei uns Schein,
dass wir sollen heilig sein,
rein wie Licht und himmelsklar,
wie das Kindlein Jesus war!
Ernst Moritz Arndt
O Tannenbaum, O Tannenbaum,
Wie treu sind deine Blätter.
Du grünst nicht nur zur Sommerzeit,
Nein auch im Winter wenn es schneit.
O Tannenbaum, O Tannenbaum,
Wie grün sind deine Blätter!
O Tannenbaum, O Tannenbaum,
Du kannst mir sehr gefallen!
Wie oft hat schon zur Winterszeit
Ein Baum von dir mich hoch erfreut!
O Tannenbaum, O Tannenbaum,
Du kannst mir sehr gefallen!
O Tannenbaum, O Tannenbaum,
Dein Kleid will mich was lehren:
Die Hoffnung und Beständigkeit
Gibt Mut und Kraft zu jeder...
Ernst Gebhard Salomon Anschütz
Später Baum
Andre glänzten früh in ihrer Blüte,
andre reiften ihre Frucht schon lang,
nur ich einer, säfteschwerer, mühte
mich umsonst und sorgte mich schon bang.
Da, im späten Herbsten, sonnte Regen
süß durch mich hindurch, den ich erfleht,
und nun hebe ich dem Licht entgegen
Frucht um Frucht als goldnes Dankgebet.
Jede Not des Wartens, Hoffens, Leidens
scheint mit im erlangten Ziele hold –
alles war Gesetz des Fruchtbereitens
und: ich selber hab es so gewollt.
Hans Christoph Ade