Augenblick Zitate (Seite 8)
Schätze nie die Zeit gering,
Wenn sie Unscheinbares bringt;
Denke, daß das kleinste Ding,
Wenn Dein Geist es tief durchdringt,
Nur an der Minute hing,
Die zum schnellen Schaffen zwingt.
Doch wenn flüchtig sie entging,
Eh' der Geist sie ganz empfing, –
Niemals dann den Preis erringt.
Darum handle unbedingt,
Wenn es in der Seele kling,
Mit der Willenskraft beschwingt.
Denn wer die Idee vollbringt,
Die dem Augenblick entspringt, –
Dem das Größte oft gelingt.
Siehst Dich dann von Ehr'...
Heinrich Martin
Mein Herz
Kleines Ding, um uns zu quälen,
Hier in diese Brust gelegt!
Ach wer's vorsäh', was er trägt,
Würde wünschen, tätst ihm fehlen!
Deine Schläge, wie so selten
Mischt sich Lust in sie hinein!
Und wie augenblicks vergelten
Sie ihm jede Lust mit Pein!
Ach! und weder Lust noch Qualen
Sind ihm schrecklicher als das:
Kalt und fühllos! O ihr Strahlen,
Schmelzt es lieber mir zu Glas!
Lieben, hassen, fürchten, zittern,
Hoffen, zagen bis ins Mark,
Kann das...
Jakob Michael Reinhold Lenz
Dem Rade gleich
Entrollt des Lebens Lust! Wohlan, genießet
Und grübelt nicht! Entnehmt mit Kindessinn
Der Mutterhand, die lächelt ihn euch beut,
Der klaren Stunde Kelch, eh' er verrinnt!
Ergreift mit Kraft, bevor er euch entflieht,
den Augenblick und schmückt ihn mit der That!
Friedrich Adolf Krummacher
Du, mein künftiges Sein, wie jauchz' ich dir entgegen.
Wie fühl' ich's in mir, wie klein ich bin!
Aber wie fühl' ich es auch,
Wie groß ich werde sein!
O du, die steigt zu dem Himmel hinauf,
Hoffnung, gegeben von Gott!
Ein kurzer, schneller, geflügelter Augenblick,
Er heißet Tod, dann werd' ich es sein!
Friedrich Gottlieb Klopstock
Amor und Psyche
Ein Seufzer, der von Mund zu Munde fliegt,
Wenn Seele sich zur Seele innig schmiegt;
Des Herzens Übergang, da leis' und still
Der süße Wort zum Wort nicht werden will,
Das süße Wort zum Wort nicht werden kann:
Verloren schauen sich zwei Seelen an
Und schöpfen in der Gottheit reinstem Quell
Gedanken, Wünsche, Blicke zart und hell;
Der Hauch, der dann das Leben süß verlängt,
Der Atem, der den Busen aus sich drängt,
Der Augenblick, der Ewigkeit Genuß,
Der Engel reinste Wollust...
Johann Gottfried von Herder