Augen Zitate (Seite 8)
An den langen Tischen der Zeit zechen die Krüge Gottes. Sie trinken die Augen der Sehenden leer und die Augen der Blinden, die Herzen der waltenden Schatten, die hohle Wange des Abends. Sie sind die gewaltigsten Zecher: sie führen das Leere zum Mund wie das Volle und schäumen nicht über wie du oder ich.
Paul Celan
Einer prahlt am Stammtisch, daß er sämtliche Flüssigkeiten mit verbundenen Augen voneinader unterscheiden könne. Seine Freunde nehmen ihn beim Wort und vebinden ihm die Augen. Einer stellt ihm ein Glas hin. Die Testperson nimmt einen ordentlichen Schluck und schreit dann: "Pfui Teufel, das ist ja Benzin!" - "Ja, schon", rufen die Freunde, "aber ist es nun Aral oder Esso?"
Max "Maxi" Böhm
Ach um deine feuchten Schwingen
West wie sehr ich dich beneide,
Denn du kannst ihm Kunde bringen,
Was ich durch die Trennung leide.
Die Bewegung deiner Flügel
Weckt im Busen stilles Sehnen,
Blumen, Augen, Wald und Hügel
Stehn bei deinem Hauch in Tränen.
Doch dein mildes sanftes Wehen
Kühlt die wunden Augenlider;
Ach, für Leid müßt ich vergehen,
Hofft ich nicht, wir sehn uns wieder.
Geh denn hin zu meinem Lieben,
Spreche sanft zu seinem Herzen,
Doch vermeid ihn zu betrüben
Und...
Marianne von Willemer
Ein Lächeln für morgen
Wenn die Tage grau und leer sind
und selbst der Wind in Stille schweigt...
Wenn die Tränen lautlos fließen
und Augen keine Farben sehen...
Wenn Gedanken immer tiefer fallen
und Spiegelbilder nur noch schrecken...
…lege ich ein Lächeln in mein Herz
und hoffe, es morgen dort zu finden.
Damaris Wieser
Falsche Gewichtung
Es sind nicht die Tränen im Gesicht
sondern das Wasser in den Augen,
welches die Sichtweisen verschwimmen läßt.
Es sind nicht die Risse im Spiegel,
sondern die Splitter in der Haut,
welche den Schmerz unerträglich machen.
Es sind nicht die Schläge im Herzen
sondern die Treffsicherheit des Angreifers
welche uns die Offenheit bereuen läßt.
Es ist nicht das Wissen um unserer Fehler
sondern die Unzulänglichkeit diese zu verhindern
welche uns zu voreingenommenen macht.
Es ist...
Damaris Wieser
Resümee
oder
Es hat alles einen Sinn
Wenn der Schatten das Licht berührt,
und der Mond die Sonne verführt...
wenn Sterne nicht mehr blinken,
und Steine nicht mehr sinken...
wenn Blumen nicht mehr blühen,
und Wolken nicht mehr ziehen...
wenn Kinder nicht mehr lachen,
und Engel nicht mehr wachen...
wenn Augen nicht mehr weinen,
und Kerzen nicht mehr scheinen...
wenn Meere nicht mehr salzig sind,
und Sand nicht mehr durch Hände rinnt...
wenn Blut die Farbe Rot verliert,
und Lava kalt zu Eis...
Damaris Wieser
Kindheit
Ein glasgeschnittner Würfel füllte das Zimmer
Sobald es wieder Abend war, den trug
Er oft und stand umtaut von Schimmer.
Draußen ging dunkler Vögel schwerer Flug
Flatternd vorbei und war wie kühles Wehn
Um seine Stirne. Manchmal, wunderbar,
Blieben die fremden Lieder um ihn stehn
Und eine Blume sang in seinem Haar.
Oft schlich er scheu, gebückt in dumpfer Last,
Und sah sich wie ein Feuer, das entlohte.
Augen waren ihm Qual und tief verhaßt,
Der Wald rief ihn, und war doch fremd, und...
Maria Luise Weissmann