Angst Zitate (Seite 18)
Ein Wunder?
Ein kleines Mädchen, wohl sieben Jahr
Sitzt traurig im Zimmer und kämmt sich ihr Haar
Ihre Eltern sind tot, sie kannte sie kaum
Nur manchmal sieht sie sie in ihrem Traum
Sie denkt gern zurück, noch vor einem Jahr
Kämmte ihr immer Mama das Haar
Sie schaut in den Spiegel, der vor ihr steht
Und fragt ihn leise wie's Mama jetzt geht
Tränen rinnen ihr übers Gesicht
Da erscheint ihr im Spiegel ein helles Licht
Ein Engel erscheint und setzt sich zu ihr
Sie sagt: "keine Angst, Mama ist...
Heiko Noack
Elegie im Kriege
Lieder sing ich, seit ich denke,
weil mein Herz empfindsam ist
und den Spender der Geschenke
im Genießen nicht vergißt.
Doch sie haben mich vergessen,
denen ich mein Lied beschert.
Niemand lebt auf Erden, dessen
Seele meines Sangs noch wert.
Heldentaten zu vollbringen,
ist kein Lob in dieser Zeit:
Disziplin heißt sie vollbringen,
Angst gebiert die Tapferkeit.
Liebe, die das Herz beseligt,
zupft an keiner Leier mehr.
Haß ersetzt sie. Haß befehligt.
Haß ist Heil und Pflicht und...
Erich Mühsam
Bauchweh
Die Därme wälzen sich im Kampfe;
es zuckt der Leib im Magenkrampfe:
die Welt ist schlecht, – die Welt ist schlecht.
Daß die der Herr im Zorn zerstampfe!
Daß sie verpuffe und verdampfe! –
So wär' es recht! – So wär' es recht!
Angst ist das Leben und Beschwerde;
der Mensch, er sitzt am Schmerzensherde
im Weltenbauch, – im Weltenbauch.
In qualzerrissener Gebärde
krümmt sich der Bauch der Welt, der Erde, –
und meiner auch. – Und meiner auch.
Erich Mühsam
Wie kannst du nur am Morgen
Das Licht der Sonne borgen
Und leuchten, wie sie selber schier –
Und dann, nach wenig Stunden,
Ist alles hingeschwunden,
Und graue Nacht in dir?
Vergessen ist das Gute,
Das köstlich in dir ruhte,
Ein Grämling, blickst du freudenleer,
Verdrossen aus dem kleinen,
Unendlich kleinen Deinen
auf alles um dich her.
O, halte, Herz, die Wonne
Der goldnen Morgensonne,
Die dir so süßen Tag gemacht,
Mit Angst und strengem Achten
Hoch über trübem Trachten,
Doch fest bis in die...
Christian Morgenstern
Ich gehe auf meinem Weg
dem Licht entgegen.
Ich kann es schon sehen
und je näher ich komme,
desto wärmer wird mir.
Siehst du es dort am Horizont?
Ganz sanft erhebt es sich,
ein kleines Flämmchen noch,
aber voller Kraft und Hoffnung.
Es nimmt dem Dunkel die Angst
und führt mich sicher zu ihm,
dem ich vertraue.
Es tröstet und trägt mich
durch Zeiten des Leidens,
lustig tanzt seine Flamme
im Glück.
Siehst du es nicht?
Gib mir deine Hand,
ich nehme dich mit.
Regina Meier zu Verl
ein Jahr älter
ein Jahr dazugelegt –
vielleicht ein bißchen weiser geworden
vielleicht
ein paar Fehler mehr gemacht
Angst
hatte ich oft
manchmal auch den persönlichen Mut
manchmal habe ich sicher
viel zu laut gelacht
und viel zu oft
die Tränen hinuntergeschluckt
viel zu wenig umarmt
viel zu wenig stillgestanden
und zugehört
viel zu wenig vertraut!
trotz alledem – nun
ein Jahr älter
Anke Maggauer-Kirsche
Manchmal könnte ich den ganzen Tag singen,
manchmal nur noch heulen.
Manchmal möchte ich alle umarmen,
manchmal jeden anschreien.
Manchmal kenne ich gar keine Angst,
manchmal zittere ich wegen Pipifax
und kann nichts dagegen tun,
daß aus Staubkorn-Ängsten Elefanten werden.
In mir wohnen zwei Ichs.
Doch all die anderen Menschen tun so,
als wären sie problemlos völlig eins.
Ich würde gegen die Ordnung verstoßen,
wenn ich alle Sorten meiner Gefühle nicht in mir einsperrte.
Doch in mir selbst bin...
Anita Ludwig