Anders Sein Zitate (Seite 19)
Wer über sich und sein Verhältnis zu den Menschen und zu dem Lebendigen um ihn herum wahrhaft nachdenklich wird, der kann nicht anders, als zur Erkenntnis gelangen, daß wir in tiefster Weise mit den Schicksalen anderen Lebens, das in unseren Bereich tritt, mitfühlend sein müssen und ihm in Hingabe in aller Not beizustehen haben, soviel wir nur immer können.
Albert Schweitzer
Treu sein will heißen: Mit den Menschen, die wir kennen, in einer inneren Weise verbunden sein, daß wir über allem Kleinlichen stehen, was uns das alltägliche Leben bringen kann, und wissen, daß immer dieses edelste Verstehen, das wir in einzelnen Augenblicken miteinander erfahren durften, uns eint über alles andere hinaus.
Albert Schweitzer
Nur ein unendlich kleiner Teil des unendlichen Seins kommt in meinen Bereich. Das andere treibt an mir vorüber wie ferne Schiffe, denen ich unverstandene Signale mache. Dem aber, was in meinen Bereich kommt und was meiner bedarf, mich hingebend, verwirkliche ich die geistige, innerliche Hingebung an das unendliche Sein und gebe meiner armen Existenz damit Sinn und Reichtum.
Albert Schweitzer
Die tiefste und elementare Religion ist das Erfülltsein von dem Geheimnis des Seins und Ergriffensein von der Nötigung, sein Leben nicht für sich zu leben, sondern anderes Leben in dem seinen mitzuerleben und mitzuerleiden im Bemühen des Helfens. Ich nenne das das Verhalten der Ehrfurcht vor dem Leben.
Albert Schweitzer
Je wichtiger und größer der Wirkungskreis eines Mannes im Staate ist, also je höher und einflußreicher der Posten, auf dem er steht, desto größer muß die Meinung von den intellektuellen Fähigkeiten und moralischen Eigenschaften sein, die ihn dazu tauglich machen: mithin hat er einen um so höheren Grad von Ehre, deren Ausdruck seine Titel, Orden usw. sind, wie auch das sich unterordnende Betragen anderer gegen ihn.
Arthur Schopenhauer
Politische Überzeugung? Das ist oft nichts anderes als die bequeme Larve, hinter der ein Lump seine widerliche Fratze verstecken möchte, um unter dem Schutz der Maskenfreiheit auf dem politischen Faschingsrummel, den wir am Aschermittwoch Weltgeschichte zu nennen lieben, ungestraft oder gar bejubelt sein feiges Unwesen zu treiben.
Arthur Schnitzler
Mit Vorliebe behaupten überbürdete Männer der Geschäftswelt, sie hätten sich ihr Lebtag nur deshalb abgerakkert, damit ihre Kinder es einmal recht gut hätten. Denen aber wäre es viel lieber, der Vater gäbe ihnen bei Lebzeiten dann und wann einmal einen Zehnmarkschein und ein freundliches Wort, statt ihnen nach seinem Tod ein Vermögen zu hinterlassen. Zudem fühlen die Kinder ganz richtig heraus, daß der Vater seinen Geschäften nachgeht, weil er nicht anders kann und durchaus nicht aus...
Lord Bertrand A. W. Russell
Wie müßte der leben, der sein Kind wirklich sein nennen dürfte; wie sollte der etwas anderes tun, als es erwerben wollen Tag und Nacht? Da kommen Aufgaben aus jedem Verhältnis, Anforderungen und Gesetze legen sich aus jeder Beziehung auf, und man kann des Lebens Glück und Größe in sie hineinlenken und wachsen an ihnen zu sich selbst.
Rainer Maria Rilke
Man darf alles tun, dies allein entspricht der ganzen Breite, die das Leben hat. Aber man muß sicher sein, es nicht aus Opposition auf sich zu nehmen, aus Trotz gegen hindernde Umstände oder, im Gedanken an andere, aus irgendwelchem Ehrgeiz. Man muß sicher sein, aus Lust, aus Kraft, Mut oder Übermut zu handeln: so handeln zu müssen.
Rainer Maria Rilke