Alter Zitate (Seite 6)
Wird dein Alter gequält, so hoffe wieder, Erdensohn! Nichts ist kürzer als das Alter; denn du weißt ja kaum, wann es beginnt. Jeder Lebenszeit erinnerst du dich, und findest sie verschönert wieder, nur nicht des Alters; aber wenn du droben hinter dem Tode dich des Alters erinnerst, so findest du auch die letzten Tage verschönert wieder.
Jean Paul
Der Klügere
Da bist du ja wieder, alter Mond
und lachst
wie damals
da du uns im Boot ertapptest, draußen auf
den stillen Wassern, und da wir uns ins Abendrot
verirrt hätten, wenn du nicht plötzlich hinter
uns gestanden...
alter mißgünstiger Gesell du!
ewig allein und einsam!
Freilich
so allein und einsam bin ich ja nun auch!
und wenn ichs recht bedenke,
möchte ich eigentlich nur: es könnte mir Alles
auch so wurst sein, was auf dieser Welt vorgeht,
wie dir...
alter, lieber, kluger Mond!
Cäsar Otto Hugo Flaischlen
Ich erfülle die Aufgabe, die Du mir anvertraut. Solange du willst, will ich unter deiner Leitung meinen Dienst erfüllen. Sicher, ein alter Mensch wünscht sich, von der Mühe befreit zu werden. Doch mein Mut ist stärker als mein Alter. Doch auch wenn du nicht auf mein fortgeschrittenes Alter schaust, so ist dein Wille, Herr, für mich das Beste. Du wirst selbst die bewahren, für die ich Sorge trage.
Martin von Tours
Der Dichter sagt: "Was du in deiner Jugend begehrst, hast du im Alter in Fülle!" Meinte Goethe damit die süßen Schauer deiner ersten idealen Wünsche? Deine träumerischen Hoffnungen auf den Sieg und das Recht der wahren Menschengröße? Mit nichten! – Er meinte, das Alter bringt dir solche Erfüllungen, die dich nicht mehr beglücken. Unter den hochgetürmten Aschehügeln des Alters glimmt und glüht es von weitaus andern Dingen, die du dir, wenn du den Wert, den sie künftig für dich haben sollten,...
Karl Gutzkow
Vom Tode
In der Jugend heiterem Morgenrot
Denkt kein Mensch an Alter und Tod,
Und dies mit allem Grund und Fug;
Denn an den Tod soll man nicht denken.
Im Alter kostet es Müh' genug,
Die Gedanken von ihm abzulenken.
Memento Mori: hohler Popanz!
Motto für den Totentanz!
Taugt nichts für Junge und nichts für Greise;
Memento vivere sagt der Weise:
Fülle dein Leben tüchtig aus –
Mit dem</em> Rat hält man richtig Haus.
Friedrich Theodor von Vischer
Die Hyazinthe
Ich grüße dich, du wunderbarer Duft,
Der sich in diesen zarten Kelchen wieget,
Du Schiff, worin durch dunkelblaue Luft
Die Seel' entzückt nach fernen Ufern flieget.
Das Steuer ist ein alter, alter Traum
Von andern Zeiten, himmelschönen Auen,
Gold ist der königlichen Ströme Schaum
Und hohe, schlanke Palmen sind zu schauen.
Die Lotosblume schwimmt auf blauer Flut,
Die Welle scheint mit holder Scham zu fragen,
Welch Wunder ihr im keuschen Schoße ruht?
Doch nur die Kinder wissen...
Friedrich Theodor von Vischer
Frohsinn
Nur die Heiterkeit ist Leben,
Selbst das Alter wird verjüngt,
Wem der Scherz, der Saft der Reben,
Jugend lachend wiederbringt,
Der mag manches Jahr noch leben,
Lust und Frohsinn ihn umschweben.
Und dem Greise selbst gelingt,
Sich der Sorgen zu entheben;
Mir die Heiterkeit ist Leben,
Selbst das Alter wird verjüngt.
Ludwig Tieck
An den Mond
Längst, du freundliches Nachtgestirn,
Ist dein Geheimnis verweht.
Erkenntnisstolz blickt der Knabe schon
Zu dir empor,
Denn verfallen bist du, wie alles jetzt,
Der Wissenschaft,
Die deine Höhen und Tiefen mißt –
Und wer weiß, ob du nicht endlich doch noch
Erstiegen wirst auf der Münchhausenleiter
Der Hypothesen.
Dennoch, du alter, treuer Begleiter der Erde,
Webt und wirkt dein alter Zauber fort,
Wenn du, Aug' und Herz erfreuend, emportauchst
Mit dem sanftschimmernden...
Ferdinand von Saar
Unwandelbar
O fürchte nicht, wenn dir das Alter
Vom Haupte Blüt' um Blüte bricht,
Daß dann ein Blick, ein trüber, kalter,
Fall' auf dein bleiches Angesicht.
Wohl blässer wird der äuß're Schimmer,
Doch heller wird der inn're Schein;
Drum lieber nur und tiefer immer
Schau' ich ins Auge dir hinein.
Da seh' ich all' die Liebesfülle,
Die reicher ward von Jahr zu Jahr;
Es dringet durch des Alters Hülle
Der Seele Schönheit hell und klar.
Da seh' ich nicht die müden Wangen,
Der Jahre Furchen seh' ich...
Ludwig Pfau
Inselstille
Karges Land in müden Farben
Ocker, grau und weißer Stein
Sanfte Heilung alter Narben
Seele kann sich selbst befreien.
Ocker, grau und weißer Stein
Sonnenwarm und windgeschliffen
Seele kann sich selbst befreien
Meerumtost mit scharfen Riffen.
Sonnenwarm und windgeschliffen
Inselstille, Zeit gegeben
Meerumtost mit scharfen Riffen
Hoffnung kehrt zurück ins Leben.
Inselstille, Zeit gegeben
Karges Land in müden Farben
Hoffnung kehrt zurück ins Leben
Sanfte Heilung alter Narben.
Isabella Kramer