Wer bist du, sprich, mit deren Reiz zu ringen / kein Weib vermag auf diesem Erdenrund? / Du ruhest nie? Wozu am Fuß die Schwingen? / "Gelegenheit werd ich benamt, doch kund / bin ich nur wengen; und des Rades Rollen, / auf dem ich steh, ist meines Schwankens Grund. / Kein Flug kann meinen Lauf erreichen wollen; / mit Schwingen sind die Füße mir versehn, / daß all in meiner Bahn sich täuschen sollen. / Die Locken, die mir vorn herniederwehn, / gebrauch ich, Stirn und Antlitz zu umwinden, / daß die mich nicht erkennen, die mich sehn. / Am Hinterhaupt ist mir kein Haar zu finden; / drum wird mir stets vergeblich nachgestellt, / wenn man mich einmal ließ vorüberschwinden.
Niccolò MachiavelliÜber den Autor
- Beruf des Autors: Philosoph
- Geboren: 3. Mai 1469
- Gestorben: 22. Juni 1527
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Aktuelle Zitate
Am schwersten zu bergen ist ein Gedicht; / man stellt es untern Scheffel nicht. / Hat es der Dichter frisch gesungen, / so ist er ganz davon durchdrungen; / hat er es zierlich nett geschrieben, / will er, die ganze Welt soll's lieben. / Er liest es jedem froh und laut, / ob es uns quält, ob es erbaut.
Johann Wolfgang von Goethe
Auf den blutenden Stich den heilenden Balsam der Hoffnung streicht, solange der Vorrat an Balsam ausreicht! Ist er einmal erschöpft, dann vernarben auch die Wunden nicht mehr, sie verharschen kaum und die kleinste reißt nachblutend weiter und tiefer, daß endlich aus vielen kleinen die größeste entsteht… und hernach steht es still und blutet nicht mehr.
Karl von Holtei