Zitate
Unermeßlich
O Sterne, goldene Sterne!
Wohl scheint ihr so wunderlicht;
Doch wie die Äugelein scheinen
Von der Herzigen, von der Meinen,
Wenn sie sagt: – Ich hab' dich so gerne! –
So scheinet ihr nicht.
O Sonne, goldene Sonne!
Wohl hast du ein scharf Gesicht;
Du miß'st mit einem Strahle
So viel tausend Gebirge und Tale.
Doch die Wonne, o meine Wonne –
Die miß'st du nicht.
Ludwig Pfau
Erste Wünsche
Könnt' ich zu dir, mein Licht,
Nur einmal, einmal dringen!
Von deinem Angesicht
Nur einem Strahl erschwingen!
Könnt' ich an dein Gewand
Nur einmal, einmal rühren!
Und deine kleine Hand
Mit süßem Schauer spüren!
Könnt' ich an deinem Mund
Nur einmal, einmal hangen!
Und dann vergeh'n zur Stund'
In wonnevollem Bangen!
Ludwig Pfau
Die alten Pfaffen, die laß ich in Ruh,
Die stahlen noch den Reichen das Leder
Und flickten den Armen damit die Schuh.
Doch mit den heut'gen bleib mir zu Hauis;
Ob auf der Kanzel, ob auf dem Katheder,
Ein umgekehrter Crispin ist ein jeder:
Zwar haben sie nicht verlernt das Gemaus –
Doch stehlen sie jetzt den Armen das Leder
Und machen den Reichen Schuhe daraus.
Ludwig Pfau
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