Zitate
In erster Liebe liebt die Frau den Mann,
Dann liebt die Liebe selbst sie immerdar,
Die als Gewohnheit sie nicht lassen kann
Und die sie wechselt wie ein Handschuhpaar;
Ihr werdet's sehn, stellt den Versuch ihr an:
Wenn einer auch zuerst ihr alles war,
Nimmt doch sie später zu Liebhabern mehre
Und ohne daß der Zuwachs sich beschwere.
Lord George Gordon Noel Byron
O du, mein frühster Freund, vor allen wert,
Trost meines Herzens, dem kein Trost mehr lacht!
Wenn nun mein Tag auf ewig dich entbehrt,
So gönne mir dein Bild im Traum der Nacht!
Und wenn, zu neuem Leben dann entfacht,
Der Morgen die geheimen Tränen weckt,
Dann hält an deiner Gruft die Sehnsucht Wacht,
Bis Staub auch meinen armen Staub bedeckt
Und zum Beweinen still der Weinende sich streckt.
Lord George Gordon Noel Byron
In mir ist Nacht
In mir ist Nacht – oh, schnell besaite
die Harfe, die den Gram bezwingt;
erweckt von leisen Fingern, gleite
der Schall, der süß und schmelzend klingt.
Wenn noch dies Herz nach Hoffnung ringt,
Dein Zauberton läßt sie erblühn;
Wenn Träne noch im Aug entspringt,
sie fließt, anstatt im Hirn zu glühn.
Wild sei und tief der Töne Fluß,
kein Lied, von Glück und Lust verklärt:
Ich sag dir, daß ich weinen muß,
sonst springt dies Herz, von Qual verzehrt;
denn sieh', es ward von Gram...
Lord George Gordon Noel Byron
Wenn je Gott ein Mensch oder ein Mensch Gott war, so war er beides. Ich habe nie seine Glaubenslehre angegriffen, nur den Gebrauch oder Mißbrauch, den man mit ihr getrieben hat. Canning berief sich einmal auf die christliche Lehre, um die Negersklaverei zu rechtfertigen, und Wilberforce wußte ihm wenig darauf zu erwidern. Und ward Christus gekreuzigt, damit schwarze Menschen ausgepeitscht werden können? Dann wärs besser, er wäre als Mulatte geboren, um beiden Farben eine gleiche Chance der...
Lord George Gordon Noel Byron
Wie Alexander denk' ich, dieser Akt
Des Essens, nebst noch einem oder zwein,
Zeigt unsre Sterblichkeit recht grell und nackt.
Wenn Suppe, Fleisch und Fisch, grob oder fein,
Wenn Dinge, die man kocht und brät und backt,
Uns Freude machen können oder Pein,
Wer pocht da auf den Geist noch, dessen Kräfte
So sehr bedingt sind durch des Magens Säfte?
Lord George Gordon Noel Byron
Viel was erregt, nicht was Erregung schafft,
Nicht was zu allen Herzen könnte sprechen;
Ein Firnis über jeder wildern Kraft,
Alltäglichkeit sogar in den Verbrechen;
Witz ohne Salz, gemachte Leidenschaft;
Kein Hauch von Wahrheit adelt ihre Schwächen;
Die Charaktere sämtlich gleich und glatt,
Wenn einer überhaupt Charakter hat.
Lord George Gordon Noel Byron

— Ein Grund, der Gründe hat,
Wird durch die Wiederholung ja nicht schlecht;
Und ist er schlecht, so ist es sehr probat,
Umschrieben ihn zu wiederholen. Sprecht
Hartnäckig, unverschämt von früh bis spat;
Am Ende gibt euch euer Gegner recht
Oder ermüdet, was auf eins hinauskommt;
Was liegt am Wege, wenn man nur ins Haus kommt?
Lord George Gordon Noel Byron

Ein Fest, wenn es verdampft, ist grade wie
Das letzte Glas Champagner, ohne Gischt,
Der seinem Erstlingskelche Reiz verlieh;
Wie ein System, in das sich Zweifel mischt;
Wie eine Flasche Sodawasser, die
So lang gesprüht hat, bis ihr Geist entwischt;
Wie eine Welle, welche sich noch hebt,
Wenn schon der Wind schläft, der sie erst belebt.
Lord George Gordon Noel Byron