Zitate
Die Welt ruht still im Hafen,
Mein Liebchen, Gute Nacht!
Wann Wald und Berge schlafen,
Treu' Liebe einsam wacht.
Ich bin so wach und lustig,
Die Seele ist so licht,
Und eh' ich liebt', da wußt' ich
von solcher Freude nicht.
Ich fühl mich so befreiet
Vom eitlen Trieb und Streit,
Nichts mehr das Herz zerstreuet
In seiner Fröhlichkeit.
Mir ist, als müßt ich singen
So recht aus tiefer Lust
Von wunderbaren Dingen,
Was niemand sonst bewußt.
O könnt' ich alles sagen!
O wär ich recht...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Im Walde
Es zog eine Hochzeit den Berg entlang,
Ich hörte die Vögel schlagen,
Da blitzen viel Reiter, das Waldhorn klang,
Das war ein lustiges Jagen!
Und eh ichs gedacht, war alles verhallt,
Die Nacht bedeckte die Runde,
Nur von den Bergen noch rauschet der Wald
Und mich schauert im Herzengrunde.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Der Bote
Am Himmelsgrund schießen
So lustig die Stern,
Dein Schatz läßt dich grüßen
Aus weiter, weiter Fern!
Hat eine Zither gehangen
An der Tür unbeacht',
Der Wind ist gegangen
Durch die Saiten bei Nacht.
Schwang sich auf dann vom Gitter
Über die Berge, übern Wald –
Mein Herz ist die Zither,
Gibt ein'n fröhlichen Schall.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Vorbei
Das ist der alte Baum nicht mehr,
Der damals hier gestanden,
Auf dem ich gesessen im Blütenmeer
Über den sonnigen Landen.
Das ist der Wald nicht mehr, der sacht
Vom Berge rauschte nieder,
Wenn ich vom Liebchen ritt bei Nacht,
Das Herz voll neuer Lieder.
Das ist nicht mehr das tiefe Tal
Mit den grasenden Rehen,
In das wir Nachts viel tausendmal
Zusammen hinausgesehen. –
Es ist der Baum noch, Tal und Wald,
Die Welt ist jung geblieben,
Du aber wurdest seitdem alt,
Vorbei ist das schöne...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Der frohe Wandersmann
Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt;
Dem wird er seine Wunder weisen
In Berg und Tal und Strom und Feld.
Die Bächlein von den Bergen springen,
Die Lerchen schwingen hoch vor Lust,
Was soll’t ich nicht mit ihnen singen
Aus voller Kehl’ und frischer Brust.
Die Trägen, die zu Hause liegen,
Erquicket nicht das Morgenrot;
Sie wissen nur vom Kinderwiegen,
Von Sorgen, Last und Not um Brot.
Den lieben Gott laß’ ich nur walten,
Der...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Lust'ge Vögel in dem Wald,
singt, solang es grün,
ach wer weiß, wie bald, wie bald
alles muß verblühn!
Sah ich's doch vom Berge einst
glänzen überall,
wußte kaum, warum du weinst,
fromme Nachtigall.
Und kaum ging ich über Land
frisch durch Lust und Not.
wandelt' alles, und ich stand
müd im Abendrot.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff