Zitate
Kein Stück von dir
Wie lange soll das noch so gehn
wann wirst du endlich mal verstehn:
ich gehöre nicht zu dir wie der Schaum zum Bier
ich gehöre nicht zu dir wie die Tasten zum Klavier –
zuallererst gehöre ich mir!
Hör zu, mein Lieber, glaube mir:
ich bin nicht nur ein Stück von dir!
Ich gehöre nicht zu dir wie der Ast zum Baum
ich gehöre nicht zu dir wie die Maske zum Clown –
zuallererst gehöre ich mir!
Noch sind wir zu zweit
noch ist etwas Zeit
paß auf mein Freund!
Die Liebe ist...
Jörn Pfennig
Grundlos zärtlich
Wenn ich dir sage, ich hab dich lieb
wehre dich bitte nicht
zugegeben: wir kennen uns kaum
aber wir haben nicht viel Zeit.
Wenn ich glaube, dich liebzuhaben
dann brauche ich keinen Beweis
daß es wirklich so ist -
was zählt, ist die Möglichkeit.
Du wirst kaum die Gelegenheit haben
die Tiefe meines Gefühls zu überprüfen.
Wenn ich dir sage, ich habe dich lieb
dann laß mich ruhig lügen
wenn es dich freut, nimm es an
und laß mich zärtlich sein.
Für Zärtlichkeit
braucht man keinen...
Jörn Pfennig
»Nur« ein Abenteuer
Ich bitte Sie, meine Liebe
meinen Sie es nicht
so verzweifelt abfällig
wenn Sie sagen
ich suche ja nur ein Abenteuer.
Sie haben nämlich recht:
ich suche ein Abenteuer
aber was heißt »nur«?
Das Abenteuer sind Sie
Ihre Seele, Ihr Körper, Ihre Wahrheit
Ihre Wirklichkeit.
Was Sie mir im Gespräch nicht sagen
hoffe ich zu entdecken
wenn wir uns heute lieben.
Diese Hoffnung
macht es zum Abenteuer –
dem schönsten
das es gibt.
Immer wieder ...
Jörn Pfennig
Komm wieder her
Ich sah wieder Schwalben ziehn
hastig vor der Kälte fliehn
die Astern blühten zweimal schon
auch der Flieder und der Mohn –
komm wieder her
ich lieb dich sehr!
Ich habs Hoffen nicht verlernt
hab mich nicht von dir entfernt
du bist gegangen ohne Zorn
du hattest nur den Mut verlor'n –
komm wieder her
ich lieb dich sehr!
Irgendwann wirst du wieder da sein
dann stehst du einfach in der Tür
du wirst mein Gesicht in deine Hände nehmen
und wen wir uns ansehn, werden wir
sprachlos...
Jörn Pfennig
Gedankenfreiheit?
Er war zutiefst erschrocken
als er merkte
daß ihn auch andere Frauen reizten –
daß er sich manchmal
geradewegs
in ihren Schoß hineindachte.
Sie war entsetzt
als sie merkte
daß sie, als sie mit ihm schlief
in Gedanken
in den Armen eines anderen –
nicht schöneren, nicht stärkeren –
nur anderen Mannes lag.
Mein Gott, sie liebten sich doch
hatten alles –
und hatten Angst.
Es gibt eben
eine Art von Liebe
da sind
die Gedanken nicht frei.
Jörn Pfennig
Theorie und Praxis
Sie sagte
der Film habe ich sehr gut gefallen
hervorragend
wie die Psyche dieser Frau
so sorgfältig
analysiert worden sei:
sie habe so deutlich
Liebe gewollt
es aber nicht geschafft
Liebe anzunehmen
nicht einmal
die schüchterne Zärtlichkeit
dieses Mannes –
wirklich ganz ausgezeichnet
beobachtet ...
Der, mit dem sie sprach
legte seine Hand auf ihre
da zog sie sie zurück ...
Jörn Pfennig
Der Kuß
Der Kuß, den ich dir nicht gab
hat mir das nicht vergeben
er gibt einfach nicht auf
erschwert mir nach Kräften das Leben
er kitzelt meine Lippen
drückt zwischen den Rippen
er macht Lärm in der Seele
verstopft mir die Kehle
er flitzt durchs Gehirn
und bohrt in der Stirn -
ich halt's nicht mehr lange aus:
das freche Kerlchen muß raus!
Jörn Pfennig
Er wollte so sehr
daß sie ihre Hand
auf sein Haar legt und schweigt
er wollte so sehr
daß sie begreift
daß er zu viel fühlt, um mitzureden
er wollte so sehr
daß er den Ausdruck verliert
der sie weiterreden ließ
daß sich sein Glas von alleine leert
damit er nicht abwesend wirkt.
Er wollte so sehr
daß die Zeit sich verfängt
in den Zweigen ihres Gespräches
damit sie nicht
so schnell verfliegt
und ihm die Hoffnung läßt
er wollte so sehr
daß sich ihr Wollen
deckt mit seiner Phantasie
daß sie...
Jörn Pfennig
So wie es war
Wir trafen aufeinander
unvorbereitet
waren wir mutig oder war es
Selbstverständlichkeit?
Wir sollten nicht fragen
warum es war
wir wissen nur, WIE es war
und du weißt es anders als ich.
Ich will deine Gedanken nicht erraten –
vielleicht aus Furcht ...
Für mich kann ich nur sagen:
ich glaube, es war selbstverständlich
daß wir uns trafen –
so wie es war.
Jörn Pfennig
Astern
Ich würde dir gerne Astern schenken
als Symbol deiner Herbstlichkeit
der Kühle, der Schönheit, der möglichen Wärme
der Härte und Zärtlichkeit.
Ich werd dir die Astern nicht schenken
weil mir der Gedanke das Herze bricht
daß du ihnen alle Blätter ausreißt
beim »Soll ich oder soll ich nicht ...?«
Jörn Pfennig
Strategie
Er tut so, als würde sie ihn nicht interessieren.
Sie tut so, als würde sie nicht merken, daß er nur so tut.
Ihr Desinteresse interessiert ihn
deshalb tut er so, als wüßte er genau, daß sie nur so tut.
Sein Interesse interessiert sie
deshalb tut sie so, als täte sie nur so, wie sie tut ...
O heiliger Sankt Josef, wann tut sich denn endlich was?!
Jörn Pfennig
Menschenskind, sie ist nicht mehr
einfach nicht mehr da
hat ausgelebt, ausgeweint
ausgeliebt, sich ausgefreut
hat ausgelitten, ausgehofft
ausgeatmet, ausgeschrien
ausgefühlt, ausgelacht
hat aufgehört, schlußgemacht
die Kurve nicht gekriegt -–
sie nannte sich Napoleon
und hat doch nie gesiegt.
Jörn Pfennig